Sie ist die extravagante Königin Hollywoods, schafft bravourös den Sprung vom Stummfilm zum Tonfilm und gilt später als schönste Großmutter Amerikas. Gloria Swanson ist eine der ersten Diven der Filmgeschichte und tritt hauptsächlich als selbstbewusste Frau der Gesellschaft auf, die eigene Ideen über Liebe und Ehe hat. Mit ihren romantischen und verrückten Komödien begeistert sie ein Millionenpublikum
Gloria Swanson wird am 27. März 1899 als Gloria Josephine Mae Svensson in Chicago geboren. Sie wächst in verschiedenen Städten auf. Ihr Vater ist Berufsoffizier und daher viel unterwegs. Sie besucht diverse Schulen und studiert dann am Chicago Art Institute. 1913 steht sie im Alter von sechzehn Jahren beim Essanay-Studio in Chicago als Komparsin vor der Kamera, wo sie auch ihren ersten von insgesamt sechs Ehemännern kennenlernt, den Schauspieler Wallace Beery. Mit ihm zieht Gloria Swanson 1915 nach Hollywood und startet dort ihre Karriere.
1919 erhält sie einen Vertrag bei der Paramount, wo Regisseur Cecil B. DeMille sie zu einem der größten Stars des Studios aufbaut. Auf Grund ihrer guten Beziehungen gelingt es Gloria Swanson, vor allem solche Filmrollen zu ergattern, die sie in ein gutes Licht stellen. Vorwiegend spielt die Swanson in „Salonkomödien“ eine Dame der Gesellschaft. Streifen wie „Why Change Your Wife“ und „Male And Female“ festigen ihren Ruf als glamourös-mondäne Schauspielerin der „Roaring Twenties“.
Eine angebliche Rivalität zwischen Gloria Swanson und dem anderen großen Star der Paramount Pola Negri – den das Filmstudio damals gerne kolportiert – hat es in Wirklichkeit nie gegeben.
1924 dreht Gloria Swanson in Paris die Komödie „Madame Sans-Gêne“. Zurück in den USA hat sie nicht nur einen neuen Film im Gepäck, sondern mit dem adeligen Marquis Henri de la Falise de la Coudraye auch einen neuen Ehemann – „Sorgt für Ovationen“ kabelt die Diva in ihre Heimat.
1926 verlässt Gloria Swanson die Paramount und produziert ihre Filme selbst. Die meisten ihre Filme sind finanziell erfolgreich und die Schauspielerin gilt als einer der wohlhabendsten Stars der damaligen Zeit. Auch wird sie von dem Bankier Joseph „Joe“ Kennedy (1888–1969) – dem Vater des späteren US-Präsidenten John F. Kennedy – unterstützt. Der verheiratete Bankier ist – was sie später in ihren Memoiren verrät – eine Zeit lang ihr Liebhaber. Erich von Stroheims kostspieliger Flop „Queen Kelly“ („Königin Kelly“, 1928) führt 1932 zum Bankrott der „Gloria Swanson Productions“.
Gloria Swanson gelingt der Wechsel zum Tonfilm – im Gegensatz zu vielen Kolleginnen – ganz passabel. Für ihren Auftritt in „The Trespasser“ wird sie für einen „Oscar“ nominiert. Doch ab dem Beginn der dreißiger Jahre ist die Schauspielerin beim Publikum als „Femme fatale“ immer weniger gefragt. Nach dem von Metro-Goldwyn-Mayer produzierten Musical „Music in the Air“ (1934) kehrt sie der Leinwand den Rücken.
Gloria Swanson widmet sich daraufhin ihren zahlreichen Unternehmungen, zu denen im Laufe der Zeit ein Modehaus in Rom, Fabriken und eine Reiseagentur gehören. Nebenbei entwirft sie eine eigene Serie von Kleidern, die sie über eine große amerikanische Einzelhandelskette erfolgreich vertreibt. Sie arbeitet viel fürs Radio, tritt gelegentlich im Fernsehen auf und spielt ab und zu Theater.
Ein fulminantes Comeback gelingt Gloria Swanson – nachdem diverse andere Schauspielerinnen abgesagt haben – 1950 in dem „Film-noir“-Klassiker „Sunset Boulevard“ („Boulevard der Dämmerung“) von Billy Wilder in einer Rolle, die viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben aufweist. Sie spielt darin den vergessenen Stummfilm-Star Norma Desmond, der besessen ist von dem Wunsch, endlich wieder eine bedeutende Rolle spielen zu können. Legendär aus dem Film ist ihr abschließender Satz: „All right, Mr. DeMille, I’m ready for my close-up“, („Ja, Mr. DeMille, ich bin fertig für meine Großaufnahme“). Gloria Swanson erhält für die Rolle der Norma Desmond ihre dritte „Oscar“-Nominierung, bekommen hat sie die begehrte Trophäe dennoch nie. Danach agiert sie nur noch in wenigen zweitklassigen Filmen wie „Three for Bedroom C“, „Mio figlio Nerone – O.K. Nero“ und in ihrem letzten Leinwandauftritt „Airport 1975“.
Gloria Swanson heiratet insgesamt sechsmal, lässt sich fünfmal scheiden und hat zwei Töchter und einen Sohn.
Die nur 1,50 Meter große Filmdiva inszeniert sich stets von Kopf bis Fuß als Star. Auf der Leinwand trägt sie funkelnde Diademe, Federschmuck, kostbaren Brokat, glitzernde Seidenroben und Silberfüchse. „Das Publikum will die Wirklichkeit doch gar nicht sehen“ so die Swanson in einem Interview. Sie hütet sich davor, ihre private Seite preiszugeben. Sogar im Privatleben gleitet sie in ihrem Auto mit echten Tigerfellsitzen über den „Sunset Boulevard“ von Hollywood.
Bis in die sechziger Jahre hinein spielt Gloria Swanson in über sechzig Filmen mit. Im Alter aber zweifelt die „Queen of Hollywood“ oft an Ruhm und Karriere, „Schauspielerinnen seien doch nur wie Sardinen, die in einer Büchse um die Welt verschifft würden“ so die Diva. Gloria Swanson stirbt am 4. April 1983 in einem New Yorker Krankenhaus an Herzversagen. Auf ihrem Grabstein steht: „Sie bezahlte alle Rechnungen selbst“.