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Grace Jones

Mit Selbstinszenierung und Selbstherrlichkeit prägt sie ein verruchtes Frauenbild und als androgyne Amazone mit martialischer Bürstenfrisur ist sie Glamour-Legende und Lichtgestalt schlechthin. Grace Jones prägt mit ihrer Musik den coolen Soundtrack der grellen achtziger Jahre – als launisches Biest mit großem Appetit auf Sex, Drogen und Rock’n Roll bereichert sie die Diskotheken und Laufstege einer ganzen Ära

Als Tochter eines Predigers – der sie und ihren jüngeren Bruder in der Mitte der sechziger Jahre nach New York bringt – wird Grace Jones am 19. Mai 1948 in Spanish Town, einem Vorort der jamaikanischen Hauptstadt Kingston, geboren. Der Umzug nach New York verläuft nicht ohne Schwierigkeiten, der strengere Lebensstil kollidiert mit dem eher lockeren von Jamaika, und Grace Jones wird von ihren Lehrern als schwierig eingestuft. An der Highschool ist sie die einzige Schwarze und möchte zunächst Sprachlehrerin werden. Sie besucht kurz eine Schauspielschule, wird von einer Modelagentur entdeckt und arbeitet in den siebziger Jahren für diverse Pariser Modemagazine.

An der Seite von Andy Warhol erscheint Grace Jones in den siebziger Jahren im legendären New Yorker „Studio 54“, wo sie mit extravaganter Kleidung und ausgefallenen Auftritten beeindruckt. Durch ihr Spiel mit den Geschlechtern entwickelt sie sich schnell zum Idol der Gay-Community. Sie nimmt drei Alben auf, die stark vom Disco-Sound der siebziger Jahre geprägt sind.

Anfang der achtziger Jahre unterzieht sich Grace Jones in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Jean-Paul Goude und dem Produzenten Chris Blackwell einem radikalen Imagewechsel. Sie orientiert sich auf ihren nächsten Alben musikalisch mehr an New Wave und Reggae – die Aufnahmen sind geprägt vom unterkühlt wirkenden Sprechgesang der Sängerin. Insbesondere ihr zweites Album „Nightclubbing“ kommt sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum sehr gut an und etabliert Grace Jones als international erfolgreichen Popstar.

Grace Jones’ größter Hit wird das von Trevor Horn produzierte Stück „Slave To The Rhythm“, das 1985 weltweit vorderste Chart-Positionen erreicht. Danach lässt ihr kommerzieller Erfolg nach, wenngleich sie noch zwei weitere Platten veröffentlicht. Viele ihrer Stücke sind Coverversionen – so ist „Nightclubbing“ ein Song von Iggy Pop, „Love Is The Drug“ von „Roxy Music“, „Walking In The Rain“ von „Flash & The Pan“ und „Private Life“ von den „Pretenders“. Einer ihrer Klassiker ist „La vie en rose“ von Edith Piaf, welches Grace Jones im Disco-Stil interpretiert.

Auch als Schauspielerin ist Grace Jones tätig – ihre bekannteste Rolle ist die der extravaganten May Day des James-Bond-Films „Im Angesicht des Todes“ (1985). Weitere Filme in denen sie mitwirkt sind „Conan, der Zerstörer“ (1984), „Vamp“ (1986) und „Boomerang“ (1992).

2008 veröffentlicht Grace Jones – nach fast zwanzigjähriger Pause – das Album „Hurricane“. Die CD und das darauf enthaltene „Corporate Cannibal“ schaffen auf Anhieb den Sprung in die Charts. Der Zeitpunkt für ein Comeback der Diva scheint perfekt getimt – der Sound der achtziger Jahre ist wieder angesagt. Grace Jones aber ist cool genug, sich gerade nicht an den Retro-Trend zu hängen. Dank des knochentrockenen Bass-Schlagzeug-Fundaments der jamaikanischen Reggae-Genies Sly Dunbar und Robbie Shakespeare strahlt das Album eine zeitlose Eleganz aus.

Hinter dem perfekt gestylten, betont hedonistischen, unterkühlten Image der Grace Jones mit ihren riesigen Ballonröcken und auffallenden Hutkreationen, hinter all dem Aufreizenden, Provokantem verbirgt sich doch eine überraschend intime und nachdenkliche Person, welche der Künstlerin eine Größe verleiht, die über das öffentliche Bild der unantastbaren, exzentrischen Pop-Diva weit hinausweist.