Er bezeichnet sich selbst als „singende Herrentorte“ und verbindet auf intelligente Weise parodistischen Klamauk mit Jazzmusik – mit Helge Schneiders Humor kann nicht jeder etwas anfangen, dennoch hat der charismatische Rheinländer eine enorm große Anhängerschaft. Er landet mit „Katzeklo“ einen Charthit, spielt in diversen Kinofilmen mit und ist seit knapp zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschen Comedy-Szene
Helge Schneider wird am 30. August 1955 im rheinischen Mülheim an der Ruhr geboren – schon seit frühester Kindheit zeigt sich sein musikalisches Talent, vor allem seine Begabung für das Klavierspiel. Bereits als Fünfjähriger beginnt er Klavier zu spielen und mit zwölf Jahren Cello, ebenso früh zeigen sich seine Ambitionen, Kabarettist zu werden.
Zwar ist er ein guter Schüler, bricht die Schule aber 1971 ohne Abschluss ab und beginnt eine Lehre als Bauzeichner. Ab 1972 studiert er am Duisburger Konservatorium Klavier, bricht aber auch das Studium bald ab, weil ihm das Auswendiglernen von Noten nicht zusagt. Er hält sich mit Jobs als Landschaftsgärtner, Dekorateur, Tierpfleger und Polsterer über Wasser und verbringt seine freie Zeit in einem Stehcafé der Kaffeerösterei „Eduscho“, wo er die Menschen um sich herum beobacht und sich deren Verhalten einprägt – er nennt diese Zeit sein „Eduscho-Studium“.
Gegen Ende der siebziger Jahre schließt Helge Schneider sich einigen Musikgruppen an und arbeitet als Studiomusiker, Stummfilmbegleiter und Schauspieler. Er lernt diverse Instrumente – unter anderem spielt er Saxophon, Vibraphon, Marimbaphon, Akkordeon, Gitarre, Geige, Ukulele, Blockflöte, Schlagzeug, Trompete, Hammond-Orgel, Cello und Kontrabass – und eignet sich Bühnenerfahrung an.
1989 veröffentlicht Helge Schneider seine erste Schallplatte „Seine größten Erfolge“, im selben Jahr erlangt er mit diversen Bühnenprogrammen – in denen er absurde Geschichten mit parodistischen Schlagern und Jazzmusik vermischt – erste Bekanntheit. Der kommerzielle Durchbruch gelingt ihm 1992 mit dem Album „Guten Tach“ – 1994 hat er in der TV-Show „Wetten, dass..?“ einen Auftritt mit dem Song „Katzeklo“, das Lied platziert sich daraufhin wochenlang in den deutschen Charts. Danach veröffentlicht er das Album „Es gibt Reis, Baby“ – für das er eine „Goldene Schallplatte“ erhält – und seinen ersten Kriminalroman.
Mitte der neunziger Jahre erreicht der Kult um Helge Schneider einen vorläufigen Höhepunkt und er zieht sich einige Jahre von der Bühne zurück, weil ihm das Auftreten vor immer größeren Menschenmassen nicht entspricht. Zwei Jahre später ist er mit dem Album „Es rappelt im Karton“ wieder da, er geht auf Tournee und 2003 feiert sein Musical „Mendy – das Wusical“ Bühnenpremiere. Im selben Jahr erobert er mit dem Song „Helges Möhrchen-Lied“ erneut die Hitparaden.
2012 moderiert Helge Schneider die abendliche TV-Talkshow „Helge hat Zeit“ – er beendet die Moderation jedoch schon nach zwei Folgen und wird von Anke Engelke abgelöst.
In Helge Schneiders Kriminalromanen – die sich durch unkonventionellen und kreativen Umgang mit Sprache und durch die Überwindung literarischer Konventionen auszeichnen – ermittelt Kommissar Schneider in obskuren Fällen, die durch ihre irrealen Wendungen und oft übersteigerte Beschreibung von Gewalt dadaistische Züge annehmen.
Helge Schneider dreht insgesamt sieben Filme – „The Privatier“ (1982, bisher unveröffentlicht), „Stangenfieber“ (1987), „Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem“ (1993), „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“ (1994), „Praxis Dr. Hasenbein“ (1997), „Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“ (2004) und „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ (2013). Die Filme zeichnen sich durch absurde Charaktere und ebensolchen Humor aus, teilweise fehlt eine Handlung im klassischen Sinne. Sie sind weitgehend improvisiert und mit einfachsten Mitteln realisiert. Als stilistische Inspirationsquelle dient Helge Schneider in seinen cineastischen Anfangstagen Christoph Schlingensief, dessen Düsternis er durch eine fröhliche, oft gewollt infantile Heimat-Atmosphäre und die augenzwinkernde Darstellung des Ruhrgebiets-Alltags ersetzt.
In diversen deutschen Kinoproduktionen hat Helge Schneider Gastauftritte, in denen er vorwiegend sich selbst spielt – unter anderem sieht man ihn in „Manta – Der Film“ (1991), in „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ (2004), in „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ (2007) und in „Die Partei“ (2009). Auch leiht er seine Stimme für die Synchronisation zahlreicher Trickfilme.
2012 wird Helge Schneider mit dem „Großen Karl-Valentin-Preis“ ausgezeichnet – er ist der erste Nicht-Bayer, dem diese Ehre zuteil wird. 2013 veröffentlicht er seine aktuelle CD „Sommer, Sonne, Kaktus“, im selben Jahr kommt sein neuer Film „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ in die Kinos.
Helge Schneiders Humor kennzeichnet sich durch Antikomik, die sich mit Respektlosigkeit, kindischen Unsinn und banalen Alltäglichkeiten vermischt – dabei bewegt er sich hemmungslos zwischen Hoch- und Subkultur, zwischen Kindersprache und Literatur, verbindet Alltag und Albernheiten mit einem breiten kulturellen Hintergrund und verliert sich in ausufernden Erzählungen. Dabei entstehen immer wieder Momente der Überraschung, die für ihn selbst manchmal genauso unerwartet sind wie für das Publikum. Er steht nach wie vor regelmäßig auf der Bühne, schreibt Bücher, veröffentlicht CDs und wird heute als Klassiker und fester Bestandteil der deutschen Humor-Kultur gewürdigt.
Helge Schneider hat sechs Kinder von vier verschiedenen Frauen – er lebt zwischen Essen und Mülheim.