In den dreißiger und vierziger Jahren brilliert sie in Spielfilmen wie „Münchhausen“ und „Große Freiheit Nr. 7“ und sorgt als Schlagerinterpretin und Kunstpfeiferin für Furore – Ilse Werner gehört zu den populärsten deutschen Schauspielerinnen ihrer Zeit und begeistert bis ins hohe Alter als beliebte Seriendarstellerin das deutsche Fernsehpublikum
Ilse Werner kommt als Ilse Charlotte Still am 11. Juli 1921 in Batavia – der heutigen indonesischen Hauptstadt Jakarta – als Tochter des niederländischen Kaufmanns O. E. Still und dessen deutscher Frau Lilli zur Welt, wo sie eine behütete Kindheit verbringt. 1931 geht sie gemeinsam mit ihren Eltern nach Frankfurt am Main, danach absolviert sie von 1936 bis 1937 eine Schauspielausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar, wo sie auch ihren Künstlernamen annimmt.
Ihrem Bühnendebüt 1937 im Wiener Theater in der Josefstadt in dem Stück „Glück“ folgen bald erste Filmrollen – im Charakterfach der lebenslustigen Naiven im österreichischen Film „Die unruhigen Mädchen“ (1938) an der Seite von Theo Lingen und Hans Moser hat Ilse Werner ihre erste Kinorolle. Bei der UFA in Berlin wird Ilse Werner zum Star aufgebaut – schon bald sieht man sie in zahlreichen Streifen, wie in Willi Forsts „Bel Ami“ (1939) neben Hilde Hildebrand und Olga Tschechowa, im musikalischen Front-Film „Wunschkonzert“ (1940) mit Carl Raddatz, in „U-Boote westwärts!“ (1941), in „Die schwedische Nachtigall“ (1941) und in „Wir machen Musik“ (1942) – der gleichnamige Titelsong daraus wird ihr bekanntester Hit und fortan die Erkennungsmelodie der quirligen Schauspielerin.
Ilse Werner spielt im ersten deutschen Farbfilm „Münchhausen“ (1944) neben Hans Albers, ihre anspruchsvollste Rolle spielt sie 1944 in „Große Freiheit Nr. 7“ (1944) – die im Hafenmilieu von Hamburg-St.Pauli angesiedelte Liebesgeschichte entsteht wegen der zunehmenden Bombenangriffe in Prag und wird von der nationalsozialistischen Zensur verboten, erst nach 1945 kommt es in Deutschland zur Uraufführung.
Während des Krieges moderiert Ilse Werner wöchentlich die aus dem Kuppelsaal des Berliner Reichssportfeldes übertragene populäre Fernsehshow „Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude“, auch wird sie als unkomplizierten Traumfrau „mit Pfiff“ für die Truppenbetreuung an der „Heimatfront“ eingesetzt. Ihre Schlager wie „Die kleine Stadt will schlafen gehen“, „Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist“, „Mein Herz hat heut Premiere“ und „So wird’s nie wieder sein“ werden zu Evergreens und verkaufen sich millionenfach.
Bis zum Kriegsende spielt Ilse Werner in rund fünfunddreißig Spielfilmen Haupt- und Nebenrollen – ihre Mitwirkung in nationalsozialistischen Propaganda- und sogenannten Durchhaltefilmen führt nach dem Krieg zu einem längeren Berufsverbot. Die damals politisch-naive Schauspielerin sagt später: „Was hätten wir denn sonst machen sollen als Schauspieler?“. In den folgenden Jahren hält sich Ilse Werner als Synchronsprecherin für Stars wie Olivia de Havilland, Paulette Goddard und Maureen O’Hara über Wasser.
Nach dem Krieg kann Ilse Werner nur mühsam an frühere Erfolge anknüpfen – ihre erste Nachkriegsrolle hat sie 1948 in „Geheimnisvolle Tiefe“. Danach sieht man sie in „Die gestörte Hochzeitsnacht“ (1950), „Königin einer Nacht“ (1951), „Mutter sein dagegen sehr“ (1951), „Ännchen von Tharau“ (1954), „Griff nach den Sternen“ (1955) und in der Operettenverfilmung „Der Vogelhändler“ (1953) sehen. Ihre letzte Kinorolle hat Ilse Werner in „Die Herrin vom Sölderhof“ (1955).
Sehr populär sind Ilse Werners zahllose gepfiffenen Lieder – mit dem Schlager „Baciare“ feiert sie 1960 ein kleines Comeback. „Hätte ich das Pfeifen für Geld lehren können, wäre ich steinreich geworden“ sagt sie selbst einmal über ihr besonderes Talent.
In den folgenden Jahren agiert Ilse Werner vorwiegend auf der Theater- und Musicalbühne – so im Musical „Anna und der König“ (1969), auch tritt sie auf kleinen Bühnen in zahlreichen Show- und Lieder-Programmen auf und ist ein beliebter Fernsehgast. Unter anderem spielt sie in den TV-Serien „Die Bräute meiner Söhne“, „Rivalen der Rennbahn“ und „Forstinspektor Buchholz“ mit.
1981 wird Ilse Werner mit dem „Bundesverdienstkreuz I. Klasse“ geehrt, 1986 bekommt sie für ihr Lebenswerk das „Filmband in Gold“ für langjähriges Wirken im deutschen Film. 1990 steht Ilse Werner im Fernsehfilm „Die Hallo-Sisters“ neben Harald Juhnke und Gisela May vor der Kamera – für ihre Darstellung erhält sie ein weiteres „Filmband in Gold“. Ihren letzten Auftritt hat sie 2000 in einer kleinen Rolle in der „Tatort“-Folge „Bittere Mandeln“.
Ilse Werner – die zwischen 1948 und 1953 mit dem amerikanischen Journalisten John de Forest verheiratet ist und mit ihm zeitweilig in Los Angeles lebt – heiratet 1954 den Orchesterchef des „Bayrischen Rundfunks“ Josef Niessen und nimmt 1955 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ihre letzten Jahre verbringt Ilse Werner zurückgezogen in einer Lübecker Seniorenresidenz.
Ilse Werner stirbt am 8. August 2005 im Alter von vierundachtzig Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Sie wird auf eigenen Wunsch auf dem Friedhof an der Goethestraße in Potsdam-Babelsberg beigesetzt.