Er wird auch „König der polnischen Tenöre“ genannt und gilt neben Richard Tauber und Joseph Schmidt als einer der drei größten Sänger der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Vom Publikum als „Neuer Caruso“ stürmisch gefeiert gehört Jan Kiepura zu den erfolgreichsten singenden Schauspielern des europäischen Films seiner Generation
Jan Kiepura wird am 16. Mai 1902 als Sohn des katholischen Bäckermeisters Franciszek Kiepura und dessen jüdischer Ehefrau Miriam im polnischen Sosnowiec geboren, das damals zum Russischen Kaiserreich gehört. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf, besucht in seiner Geburtsstadt die Schule und erhält am Gymnasium erste Gesangstunden. Nach dem Ende der Schule studiert er zunächst Jura, das Studium bricht er jedoch ab, um – gegen den Willen seiner Eltern – eine Gesangausbildung zu beginnen.
1924 debütiert Jan Kiepura an der Lemberger Oper in Charles Gounods „Faust“, im selben Jahr erhält er ein Engagement an der Warschauer Oper. Das Publikum feiert ihn mit „Standing Ovations“ und nennt ihn bald „König der polnischen Tenöre“. 1926 sieht man Jan Kiepura an der Wiener Staatsoper in „Tosca“ als Cavaradossi und wenig später als „Kalaf“ in Puccinis „Turandot. Zu seinen großen Triumphen zählt ein Jahr später die männliche Hauptrolle in Erich Wolfgang Korngolds Oper „Das Wunder der Heliane“. Ab 1927 unternimmt der Sänger eine ausgedehnte Europa-Tournee, 1930 folgt ein Gastspiel durch Südamerika und 1932 wird er als Mitglied der Wiener Oper zum Kammersänger ernannt.
Ab 1930 ist Jan Kiepura in zahlreichen Spielfilmen zu hören und zu sehen – darunter „Die singende Stadt“ (1930), „Das Lied einer Nacht“ (1932), „Ein Lied für dich“ (1933), „Mein Herz ruft nach Dir“ (1934), „Ich liebe alle Frauen“ (1935), „Opernring“ (1936) und „Zauber der Bohème“ (1937). Lieder daraus wie „Ob blond ob braun, ich liebe alle Frau’n“ oder „Mein Herz ruft immer nur nach Dir“ avancieren zu populären Schlagern jener Jahre.
1936 heiratet Jan Kiepura in Krynica-Zdrójdie die ungarische Sopranistin und Schauspielerin Marta Eggerth – aus der Ehe gehen die Söhne Jan jun. und Marjan hervor. Während der dreißiger Jahre sind Marta Eggerth und Jan Kiepura Europas populärstes Künstlerehepaar. Im polnischen Wintersportort Krynica-Zdrój besitzen sie das Hotel Patria, das bald zum beliebten Treffpunkt der europäischen Society avanciert – die spätere niederländische Königin Juliana verbringt dort einige Zeit ihrer Flitterwochen.
Während des Zweiten Weltkrieges kehrt Jan Kiepura vorübergehend nach Polen zurück, auch schließt er sich in Paris dem polnischen Widerstand an. 1938 debütiert er an der New Yorker Metropolitan Opera als „Rodolphe“ in Puccinis „La Bohème“ und 1939 sieht man ihn an der Pariser Oper in „Manon“ von Massenet.
Zu Beginn der vierziger Jahre lässt sich das berühmte Ehepaar ganz in den USA nieder – zwischen 1943 und 1946 feiern Jan Kiepura und Marta Eggerth in New York große Erfolge mit Franz Léhars „Die lustige Witwe“, zusammen treten sie damit am New Yorker Broadway über zweitausendmal auf.
Nach dem Ende des Krieges kann man Jan Kiepura in diversen italienischen und französischen Filmproduktionen sehen – darunter „Addio Mimí!“ („Ihre wunderbare Lüge“, 1947, ), „Valse brillante“ („Walzer der Liebe“, 1949) sowie in der Filmversion der Léhar-Operette „Das Land des Lächelns“ (1952) an der Seite von Marta Eggerth. 1953 erhält Jan Kiepura die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Jan Kiepura stirbt mit vierundsechzig Jahren am 15. August 1966 in Harrison im US-Bundesstaat New York an den Folgen eines Herzinfarktes – er wird in einer Ehrenhalle des Warschauer Friedhofs Cmentarz Powazkowsk beigesetzt.
Der italienische Startenor Luciano Pavarotti sagt einmal: „Ich habe viel von Jan Kiepura gelernt. Ich habe alles beobachtet, was er in seinen Filmen gemacht hat.“