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Joy Fleming

Mit ihrem enormen Stimmvolumen und ihrer großen musikalischen Bandbreite gilt Joy Fleming als beste Blues-Sängerin, die Deutschland bislang hervorbringt – viele internationale Musikgrößen bewundern die Musikalität der „Queen des deutschsprachigen Souls“. Die vielseitige Sängerin vertritt Deutschland mit ihrem Klassiker „Ein Lied kann eine Brücke sein“ beim Eurovision Song Contest und ist bis heute ein gefragter und gern gesehener Gast auf Musik-Festivals und in Fernsehshows

Joy Fleming kommt als Erna Raad am 15. November 1944 als Tochter eines Kaufmanns und einer Sekretärin im nordpfälzischen Rockenhausen zur Welt. Noch im Jahr ihrer Geburt wird ihre Familie nach Mannheim evakuiert, wo sie aufwächst. 1958 gewinnt sie als Vierzehnjährige einen lokalen Schlagerwettbewerb mit dem Lied „Ciao, Ciao Bambina“. Nach einer Lehre als Verkäuferin singt sie mit sechzehn Jahren für sechshundert Mark Monatsgage Jazz und Blues in den Nachtclubs der in Mannheim stationierten amerikanischen Soldaten.

1963 gründet Joy Fleming als Neunzehnjährige ihre erste eigene Band, die anfangs „Joy And The Hitkids“ und später „Joy Unlimited“ heißt. Ein Fernsehauftritt bringt ihr 1968 den Durchbruch und 1972 erlangt sie mit ihrem „Neckarbrücken-Blues“ („Neggabriggebluus“) im Mannheimer Dialekt große Popularität weit über ihre pfälzische Heimat hinaus.

Schon damals rühmen Kenner die „mit allen Wassern des Soul und Blues gewaschene Drei-Oktaven-Stimme“ Joy Flemings. Ab 1973 versucht der Münchener Musikverleger Peter Kirsten, die Pfälzerin zweisprachig im Rock- und Schlagerbereich aufzubauen. Auf „Mannemer Dreck“ (1972) folgen die Alben „Joy Fleming“ (1973), „Halbblut“ (1973), „Kall, Oh Kall“ (1973), „This Is My life“ (1974), „Let Me Be The One“ (1974), „Arbeitslos“ (1975) und „Menschenskind“ (1975).

1975 siegt Joy Fleming beim Vorentscheid des Eurovision Song Contest in Cannes mit dem Song „Ein Lied kann eine Brücke sein“, kommt aber bei der Endausscheidung in Stockholm nur auf den drittletzten Platz. Kritiker meinen, das Lied habe nicht zu ihr gepasst und schreiben den Misserfolg vor allem der Konzeptionslosigkeit und Ignoranz ihrer damaligen Produzenten zu. Die Sängerin selber meint, es habe allein am froschgrünen Kleid gelegen. Wenig später erhält Joy Fleming als „Beste Popsängerin“ den „Schallplattenpreis der Deutschen Phono-Akademie“.

1976 heiratet Joy Fleming ihren Manager Bernd Liebenow und die Familie zieht nach Sinsheim-Hilsbach zwischen Mannheim und Heilbronn auf einen Bauernhof. Trotz weiterer Erfolge – wie dem Song „Ich sing fer’s Finanzamt“ (1977) und dem Album „I Only Wanna Get Up And Dance“ (1978) – mit der sie als Disco-Queen etabliert werden soll – bleibt die große Karriere, die ihr einst vorhergesagt wird, aus. Die Sängerin geht auf zahlreiche Tourneen – unter anderem nach Argentinien, Skandinavien, China, Frankreich und in die damalige Sowjetunion – und erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter den „Outstanding Award“ von Tokio. In Afrika singt sie für das Goethe Institut und in Großbritannien ist sie „Special Guest“ der „BBC Big Band“. Ihr 1981 erscheinendes Album „Vocals And Keyboards“ gilt als Meisterwerk und als eine der ausgereiftesten Gesangs-LP mit Standards in englischer Sprache, die je in Deutschland produziert worden sind. Weitere Titel wie „Dance Tonight“ (1984), „Zuviel Gefühl“ (1985) und „Don’t You Know“ (1987) folgen. Ihr Titel „Fallerie, Fallera“ – die Version eines deutschen Wanderliedes – kommt sogar in Kanada und Neuseeland gut an. 1988 spielt sie für Walter Bockmayers Heinatfilmpersiflage „Geierwally“ den Titelsong sowie „Schöner fremder Mann“ von Connie Francis ein. Im selben Jahr kommen auch ihre Titel „Gypsyland“ und „Butzekrampel“ heraus.

1990 gründet Joy Fleming zusammen mit ihrem Mann und dem Pianisten Claude Schmidt einen eigenen Musikverlag. Sie singt die Titelmelodie für das Fernseh-Ratespiel „Glücksrad“ und zur Eröffnung des „Großen Preises 2005“ der Formel-1 auf dem Hockenheimring die Deutsche Nationalhymne. Auch singt sie zugunsten krebskranker Kinder und für die Deutsche Aids-Hilfe und produziert ihre erste Volksmusik-CD.

Die „Queen des deutschsprachigen Souls“ will es 2001 noch einmal wissen und nimmt nach über einem Vierteljahrhundert erneut am deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest teil. Mit dem Damen-Trio „Lesley, Joy & Brigitte“ belegt sie den zweiten Platz und wird aufgefordert, 2002 wieder als Frontfrau für den größten Schlagerwettbewerb der Welt anzutreten, was sie dann auch zusammen mit dem Chor „Jambalaya“ und dem Titel „Joy To The World“ in die Tat umsetzt und erneut den zweiten Platz erreicht.

Aus der ersten Ehe von Joy Fleming – nach der sie den Familiennamen Strube trägt – stammen Sohn Sven und Tochter Heidrun. Aus der zweiten Ehe mit Bernd Liebenow gehen die Söhne Bernd und Rainer hervor. Danach wird der französische Komponist, Arrangeur und Musiker Bruno Masselow ihr neuer Lebensgefährte, mit ihm betreibt die Sängerin in Hilsbach ein eigenes Musikstudio. Sie gibt weiterhin Konzerte und ist in vielen TV-Auftritten – unter anderem als Jurymitglied zur Beurteilung des musikalischen Nachwuchses – zu sehen.