Sie wächst in der schillernden Welt des Showbusiness auf und geht auch an ihr zugrunde – Judy Garland steht bereits als Fünfjährige auf der Bühne, als Teenager wird sie in der Rolle der Dorothy im Märchenfilm „Das zauberhafte Land“ weltberühmt – ihr Song „Somewhere Over The Rainbow“ wird bis heute unzählige Male gecovert. Alkohol, Drogen und Depressionen führen zu einem frühen Ende der talentierten Künstlerin
Judy Garland wird am 10. Juni 1922 in Grand Rapids im US-Bundesstaat Minnesota als Frances Ethel Gumm geboren. Sie ist das dritte Kind der Vaudeville-Künstler Frank Avant und Ethel Marian Gumm. Ihr Vater führt ein Kino in Grand Rapids und in den Pausen müssen die Kinder mit Gesangs- und Tanznummern als the „The Gumm Sisters“ für Stimmung sorgen. 1924 geht die Familie nach Hollywood, in der Hoffnung dort für den Film entdeckt zu werden. Die kleine Frances ist schon früh der Star der „Gumm Sisters“, 1929 debütiert sie im Alter von sieben Jahren im Film „The Big Revue“ und singt dort den Song „That’s The Good Old Sunny South“. 1933 treten die Drei auf der Weltausstellung in Chicago auf und 1934 ändert das Mädchen seinen Namen in Judy Garland – der Nachname nach dem Filmkritiker Robert Garland, der Vorname nach dem Lied „Judy“ – unter dem sie später zum Weltstar aufsteigt.
Ein Talentsucher verschafft dem jungen Mädchen einen Filmvertrag – 1936 kann man Judy Garland in ihrem ersten MGM-Film „Every Sunday“ sehen. Danach folgen „Broadway Melody“ (1938) und einige Filme mit Mickey Rooney. 1939 avanciert Judy Garland zum Star, als sie im Film „The Wizard Of Oz“ („Der Zauberer von Oz“) in der Hauptrolle der „Dorothy“ zu sehen ist und darin das Lied „Somewhere Over the Rainbow“ singt. Die Verfilmung des Kinderbuch-Klassikers „Der Zauberer von Oz“ von Lyman Frank Baum gehört noch heute zu den bekanntesten Filmen in den USA. Für ihre Darstellung erhält Judy Garland den damals noch vergebenen „Juvenile Oscar“ für jugendliche Darsteller. Danach tritt sie in zahlreichen Film-Musicals wie „Strike Up The Band“ („Heiße Nächte in Chicago“, 1940), „Babes On Broadway“ (1941) und „Meet Me In St. Louis“ (1944) auf.
Bei Dreharbeiten gilt Judy Garland als schwierig und nach einigen Skandalen wird sie aus ihrem MGM-Vertrag entlassen, was in einem ersten Selbstmordversuch mündet. Sie gibt die Schuld ihrem Ehemann Vincente Minelli – die Ehe scheitert kurz darauf – und ihrer Mutter, die sie aus purem Eigeninteresse ausgebeutet hat. Für die Schauspielerin und Sängerin folgt eine längere, erfolglose Zeit. Aus reiner Geldnot kehrt Judy Garland auf die Bühne zurück und tourt mit einer Gesangshow quer durch die USA, wo die Menschenmassen sie mit ihren Filmhits feiern – mit ihren Konzerten ist die Künstlerin bald erfolgreicher als beim Film. Judy Garland gib im Laufe ihres Lebens mehr als 1500 Konzerte und gilt über lange Jahre hinweg als bestbezahlte Bühnenkünstlerin der Welt.
1954 hat Judy Garland ein grandioses Leinwand-Comeback – George Cukor besetzt sie in der Hauptrolle in „A Star Is Born“ („Ein neuer Stern am Himmel“) – unvergessen daraus ist ihr Song „The Man That Got Away“. Für die Darstellung der Vicky Lester erhält Judy Garland den „Golden Globe“ als „Beste Musicaldarstellerin“ sowie eine „Oscar“-Nominierung als „Beste Hauptdarstellerin“ – sie muss sich jedoch Grace Kelly geschlagen geben, die den begehrten Preis entgegennimmt. Die Enttäuschung um den verlorenen „Oscar“ ist für Judy Garland so groß, dass sie danach nur noch sporadisch in Filmen auftritt.
1957 stellt man Judy Garland bei einem Gastspiel in England der Königin vor und 1959 darf sie als erste Unterhaltungskünstlerin mit ihrer Show in der New Yorker Metropolitan Opera auftreten. Für ihre Fernseherfolge des „Judy Garland Specials“ (1955) und der „Judy Garland Show“ (1962) mit Dean Martin und Frank Sinatra erhält die Künstlerin vier „Emmy“-Nominierungen. Auch ihre 1963 produzierte gleichnamige wöchentliche Fernsehshow bringt Judy Garland drei weitere „Emmy“-Nominierungen ein.
Mit ihrer Gesundheit treibt Judy Garland zeitlebens Raubbau. Wenn sie vor Müdigkeit im Filmstudio einschläft, gibt man ihr Aufputschmittel, zum Einschlafen verabreicht man ihr Schlafpulver – auch trinkt sie Unmengen Alkohol. Die Folge sind Depressionen, Migräne, Wutausbrüche und Suizidversuche. Auch Psychotherapien und Entzugskuren bessern diesen Zustand nicht. Wegen ihrer unberechenbaren Seelenzustände gerät sie mehr und mehr in die Negativ-Schlagzeilen.
Für ihren Auftritt im Justizdrama „Judgment At Nuremberg“ („Das Urteil von Nürnberg“, 1961) in der Rolle der Zeugin Irene Hoffman Wallner an der Seite von Montgomery Clift, Spencer Tracy, Marlene Dietrich, Burt Lancaster und Richard Widmark erhält Judy Garland eine „Oscar“-Nominierung als beste „Nebenrollen-Darstellerin“. Danach folgen „A Child Is Waiting“ („Ein Kind wartet“, 1963) und „I Could Go On Singing“ („Bretter, die die Welt bedeuten“, 1966).
Judy Garland ist insgesamt fünfmal verheiratet – von 1941 bis 1945 mit David Rose, von 1945 bis 1951 mit dem Filmregisseur Vincente Minnelli – aus dieser Verbindung stammt Tochter Liza Minnelli – und von 1952 bis 1965 mit Sidney Luft – aus der Ehe gehen die Kinder Lorna und Joey Luft hervor. Von 1965 bis 1966 ist sie mit Mark Herron verheiratet und von 1969 bis zum Tod der Sängerin mit dem Nachtclub-Besitzer Mickey Deans.
Ihre letzten Lebensjahre verbringt Judy Garland vorwiegend in London, wo ihr letzter Ehemann Mickey Deans eine Konzert-Tour durch Skandinavien arrangiert. Die kräftezehrenden Jahre bei MGM, ihre daraus resultierende Abhängigkeit von Aufputsch- und Schlafmitteln sowie eine schwere Hepatitis fordern schließlich ihren Tribut. Judy Garland stirbt am 22. Juni 1969 an einer Überdosis Schlaftabletten – sie wird siebenundvierzig Jahre alt. Tausende Menschen nehmen am offenen Sarg in New York von der großen Künstlerin Abschied – es ist die letzte Show eines großen Stars der alten Garde. Am 27. Juni 1969 wird Judy Garland in Hartsdale in New York beigesetzt – „Sie hatte nie ein normales Leben“ erinnert sich ihre Tochter Liza Minnelli später.
Wenige Tage darauf brechen im New Yorker Schwulen-Viertel Greenwich-Village Unruhen aus – das erste Mal in der Geschichte begehren Homosexuelle gegen die alltägliche Diskriminierung und Drangsalierung auf und reagieren bei einer Razzia in der Bar „Stonewall“ in der Christopher-Street mit Gegengewalt. Dieser unorganisierte Stonewall-Aufstand bildet den Ausgangspunkt für ein beschleunigtes Anwachsen der internationalen Lesben- und Schwulenbewegung. Alljährlich wird seitdem in den Metropolen der Welt der „Christopher-Street-Day“ im Andenken an die Vorkommnisse vom 28. Juni 1969 gefeiert. Die Unruhen werden von vielen Historikern mit dem Tod von Judy Garland in Verbindung gebracht – schon zu Lebzeiten wird die Sängerin und Schauspielerin von der Gay-Community besonders verehrt.
Das American Film Institute kürt Judy Garland auf Platz acht unter den größten weiblichen Stars aller Zeiten – 1997 wird sie postum mit dem „Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet, auch werden viele ihrer Aufnahmen wie „Over The Rainbow“, „Have Yourself A Merry Little Christmas“, „Get Happy“, „The Trolley Song“ und „The Man That Got Away“ in der „Grammy Hall Of Fame“ aufgenommen.