In „Die Halbstarken“ wird sie an der Seite von Horst Bucholz über Nacht weltberühmt – ungezähmt, leidenschaftlich und attraktiv. Karin Baal zählt zu den profiliertesten Schauspielerinnen Deutschlands und durchlebt in ihrer bald fünfzigjährigen Karriere Höhen und Tiefen. Sie wird vornehmlich in Rollen der aufbegehrenden und störrischen Einzelkämpferin besetzt und überzeugt mit ihrer Darstellung in diversen Filmproduktionen, Fernsehserien und auf der Bühne
Karin Baal wird als Karin Blauermel am 19. September 1940 in Berlin als Tochter einer Schneiderin geboren. Mit ihrem Bruder wächst sie vaterlos in sozial schwierigen Verhältnissen – zunächst bei der Großmutter – im Arbeitermilieu des Berliner Weddings auf. Nach der Schule beginnt sie mit vierzehn Jahren eine Ausbildung zur Modezeichnerin.
Als für den Film „Die Halbstarken“ eine Schauspielerin gesucht wird, bewirbt sich Karin Baal mit siebenhundert anderen Mädchen für die Rolle der fünfzehnjährigen Sissy Bohl – einer rebellischen Heranwachsenden – und erhält einen dreijährigen Vertrag. Fortan auf den Part der blonden Rebellin festgelegt wird sie über Nacht zum Star des deutschen Nachkriegskinos. 1958 spielt sie die Rolle der Prostituierten Do in „Das Mädchen Rosemarie“ – auch in anderen Filmen wird sie vornehmlich als anrüchige und jugendliche Verführerin besetzt.
Das Image der vom bundesrepublikanischen Wirtschaftswunder verdorbenen Jugendlichen, die ihren Sex-Appeal einsetzen, um ihre materiellen Ziele zu erreichen, bleibt Karin Baals Markenzeichen. In „Arzt ohne Gewissen“ (1959) spielt sie eine jugendliche Verbrecherin, im Sozialdrama „Der Jugendrichter“ (1960) kann man sie neben Heinz Rühmann sehen – für ihre Darstellung erhält sie sie den „Preis der deutschen Filmkritik“. Man sieht sie in „Wir Kellerkinder“ mit Wolfgang Neuss (1960) und in „Und sowas nennt sich Leben“ (1961) mit Michael Hinz. Für ihre Leistungen wird Karin Baal 1961 mit dem „Bambi in Silber“ sowie dem „Preis der deutschen Filmkritik“ als „Beste Nachwuchsschauspielerin“ ausgezeichnet.
Rainer Werner Fassbinder engagiert die Schauspielerin 1981 für „Lili Marleen“ neben Hanna Schygulla, für „Lola“ an der Seite von Barbara Sukowa und für „Berlin Alexanderplatz“ (1979/80).
Wegen ausbleibender Filmangebote spielt Karin Baal in den achtziger Jahren verstärkt Rollen im Fernsehen. In Krimi-Serien wie „Der Kommissar“, „Tatort“, „Derrick“, „Ein Fall für Zwei“, Der Alte“ und „Polizeiruf 110“ kann man sie sehen. Auch in beliebten Familienserien, wie „Liebling Kreuzberg“, „Die Schwarzwaldklinik“ und „Praxis Bülowbogen“ wirkt sie regelmäßig mit.
Seit den späten fünfziger Jahren tritt Karin Baal auch regelmäßig in deutschen Theatern auf. Ein Höhepunkt ihrer Theaterarbeit ist die 1977 begonnene Tournee mit „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.
1959 heiratet Karin Baal ihren Jugendfreund und Filmpartner Karlheinz Gaffkus, mit dem sie Sohn Thomas hat. Nach zwei Jahren kommt es zur Scheidung und die Schauspielerin geht 1962 mit dem Schauspieler Helmuth Lohner ihre zweite Ehe ein. 1965 bekommt sie Tochter Therese. 1997 scheitert auch diese Ehe. Karin Baals dritter Ehemann, der Schauspieler Volker Eckstein, stirbt 1993 an Krebs und die Schauspielerin stürzt in eine tiefe Krise – hat Karin Baal ihre überstürzte Aschenputtel-Karriere vom Kellerkind zum Filmstar schon schwer verkraftet, so flüchtet sie sich nun in den Alkohol – ihre Karriere beginnt einzubrechen.
Ihr Bühnencomeback feiert Karin Baal 2006 in der Düsseldorfer „Komödie“ mit dem Stück „Acht Frauen“. Zeitgleich wird sie mit einer Matinée im Filmmuseum Düsseldorf geehrt – Schwerpunkt ist ihr Filmschaffen in den fünfziger und sechziger Jahren.
2001 spielt Karin Baal die Rolle der Mutter Sass in Carlo Rolas Krimi-Drama „Sass“, der Geschichte über die berüchtigten Einbrecher-Brüder Franz und Erich Sass im Berlin der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Karin Baal ist in vierter Ehe verheiratet mit dem dreißig Jahre jüngeren Kurden Cevdet Celik.