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Lia Wöhr

Durch die Straßenfeger-Serie „Familie Hesselbach“ und die beliebte Unterhaltungssendung „Zum Blauen Bock“ erlangt Lia Wöhr ab den sechziger Jahren mit Sprüchen wie „Ich hab‘ kaa Zeit for Geschwätz, ich muss butze“ Kultstatus – die umtriebige und vielfach talentierte Hessin beweist sich in ihrer Karriere als Allroundtalent, sie inszeniert Opern, singt Chansons, produziert TV-Sendungen und arbeitet als Redakteurin beim Rundfunk

Elisabeth „Lia“ Wöhr wird am 26. Juli 1911 in Frankfurt am Main als Tochter eines Bäckers geboren – sie wächst mit zwei jüngeren Geschwistern im Gallusviertel der Mainmetropole auf und beschließt früh, Tänzerin zu werden. Sie erhält Ballettuntericht – nach zwei Jahren erklärt der Tanzlehrer ihrer Mutter jedoch, dass aus ihr wegen ihres Gewichts zwar keine Primaballerina, aber sicher eine gute Schauspielerin werden würde: „Aus der wird bestimmt einmal eine prachtvolle komische Alte!“ – worauf die Mutter erwidert: „Und was macht sie in der Zwischenzeit?“

Lia Wöhr erhält Schauspielunterricht und studiert Komposition, Klavier und Dirigieren an der Frankfurter Musikhochschule. Nach der Ausbildung steht sie auf Kleinkunstbühnen in Berlin und beginnt in Halberstadt am Harz zunächst in kleineren Komödienrollen mit der Schauspielerei. Mit vierundzwanzig Jahren kommt sie zum Frankfurter Schauspiel, danach arbeitet sie bis zur kriegsbedingten Einstellung des Theaterbetriebes in der Frankfurter Oper als Souffleuse – auch begleitet sie das Ensemble während des Krieges als Regieassistentin auf Auslandsgastspielen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schlägt sich Lia Wöhr zunächst als Alleinunterhalterin durch – 1956 startet sie mit der beliebten Rolle des „Hessemädsche“ ihre Karriere beim „Hessischen Rundfunk“. Zwischendurch inszeniert sie Opern in Madrid, Rom und London. Große Popularität und bundesweite Bekanntheit erlangt sie durch die Hörspielserie „Familie Hesselbach“. Die Serie ist so beliebt, dass schon bald eine gleichnamige Fernsehserie produziert wird, die sich schnell zum landesweiten Straßenfeger entwickelt – Lia Wöhr ist darin als hessisch babbelnden Putzfrau „Frau Siebenhals“ zu sehen. Die Rolle spielt sie so überzeugend, dass sie einmal am Wochenende im Sender von einer echten Raumpflegerin angesprochen wird: „Gell, Frau Wöhr, mir müsse auch sonntags“…

Lia Wöhr produziert als erste weibliche Produzentin des Deutschen Fernsehens unter anderem die langjährige Unterhaltungssendung „Zum Blauen Bock“, wo sie an der Seite von Heinz Schenk als resolute Apfelweinwirtin zu sehen ist. Auch ist sie jahrelang als Produzentin für die deutschen Vorentscheidungen zum Eurovision Song Contest verantwortlich.

Lia Wöhr erhält zahlreiche Auszeichnungen – darunter 1982 das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse“, 1984 den „Friedrich-Stoltze-Preis“ und 1992 den „Hessischen Verdienstorden“.

1976 zieht sich Lia Wöhr vom Fernsehgeschäft zurück – nur noch vereinzelt tritt sie als Schauspielerin im Frankfurter Volkstheater auf. Einen ihrer letzten Fernsehauftritte hat sie 1994 in einer „Tatort“-Folge. Bis zuletzt lebt Lia Wöhr in Oberursel-Weißkirchen am westlichen Stadtrand von Frankfurt, wo sie am 15. November 1994 im Alter von dreiundachtzig Jahren verstirbt.

Nach dem Tod von Lia Wöhr benennt die Stadt Frankfurt in ihrem Heimatstadtteil Gallus einen Platz nach ihr und stellt in der Nähe ihres Geburtshauses einen Gedenkstein auf.