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Lilian Harvey


In den dreißiger Jahren sorgt Lilian Harvey in zahlreichen deutschen Unterhaltungsfilmen als „süßestes Mädel der Welt“ für Furore – gemeinsam mit Willy Fritsch dreht sie zwölf Filme und bildet mit ihm eine Dekade lang das Traumpaar der Leinwand. In ihrem größten Erfolg, dem Revuefilm „Der Kongress tanzt“, singt sie den heute noch beliebten Schlager „Das gibt’s nur einmal“

Lilian Harvey 1926, Foto: Alexander Binder [Public domain], via Wikimedia Commons

Lilian Harvey kommt als Lilian Helen Muriel Pape am 19. Januar 1906 im Londoner District Hornsey zur Welt. Als Tochter von Ethel Pape und dem aus Magdeburg stammenden Schuhfabrikanten Bruno Pape wächst sie mit ihren Geschwistern Marjorie und Walter in der britischen Hauptstadt auf. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hält sich die Familie Pape in Magdeburg auf und kann nicht nach England zurückkehren – die kleine Lilian wird in die Schweiz nach Solothurn zur Tante verschickt, dort lernt sie Italienisch und Französisch. 1923 macht sie in Berlin – wo sich ihre Familie niederlässt – ihr Abitur, nebenher besucht sie die Ballettschule der Deutschen Staatsoper. 1923 geht sie unter dem Mädchennamen ihrer englischen Großmutter Elizabeth Harvey als Revue-Tänzerin nach Budapest und Wien.

1923 erhält Lilian Harvey eine erste Filmrolle in „Der Fluch“ – 1926 steht sie das erste Mal mit Willy Fritsch, mit dem sie später noch elf weitere Filme dreht – in der Operettenverfilmung „Die keusche Susanne“ vor der Filmkamera. Ihren Durchbruch hat Lilian Harvey 1930 in der romantischen Komödie „Liebeswalzer“, danach folgt die Filmoperette „Die drei von der Tankstelle“ neben Heinz Rühmann und Olga Tschechowa und der Operettenfilm „Der Kongress tanzt“ (1931) an der Seite von Lil Dagover und Adele Sandrock. Der Schlager „Christels Lied“ – besser bekannt unter dem Namen „Das gibt’s nur einmal“ – entwickelt sich in der Folgezeit zum Evergreen. Lilian Harvey gilt mittlerweile als beliebtester Filmstar in Deutschland, die Herren schwärmen für sie und die Damen ahmen ihre Frisur und Kleidung nach. Auch Hollywood wird bald auf die attraktive Blondine aufmerksam und Lilian Harvey begibt sich in die kalifornische Filmmetropole, um dort einige wenig erfolgreiche Filme zu drehen. Ein Grund für ihre Reise in die USA ist der verheiratete Filmregisseur Paul Martin, den die Schauspielerin während der Dreharbeiten zu „Ein blonder Traum“ (1931) kennenlernt.

Nach ihrer Rückkehr 1935 haben sich die politischen Verhältnisse in Deutschland geändert – die Gestapo findet heraus, dass Lilian Harvey jüdische Kollegen in ihrem Haus empfängt, auch setzt sie sich für die Freilassung des jüdischen Choreographen Jens Keith ein und verhilft ihm zur Emigration in die Schweiz – bald gilt sie als unzuverlässig. Nach dem Abschluss der Dreharbeiten des UFA-Films „Frau am Steuer“ (1939) verlässt die Schauspielerin Deutschland und lässt sich in Südfrankreich nieder, sie tritt vor französischen Soldaten und in der Schweiz in Programmen für die Stärkung der Kriegsmoral auf. 1943 wird ihr die deutsche Staatsbürgerschaft wegen „volks- und staatsfeindlichen Verhaltens“ aberkannt – auch dürfen ihre Filme „Die drei von der Tankstelle“ und „Der Kongress tanzt“ nicht mehr aufgeführt werden.

Daraufhin begibt sich Lilian Harvey erneut in die USA – sie arbeitet in Los Angeles zwei Jahre lang als Helferin beim „Roten Kreuz“. Ab 1943 steht sie wieder auf der Bühne, tourt mit dem Bühnenstück „Blithe Spirit“ („Geisterkomödie“) von Noël Coward durch verschiedene Städte der USA und singt im amerikanischen Rundfunk.

Nach dem Ende des Krieges unternimmt Lilian Harvey Gesangtourneen durch Skandinavien und übernimmt Theaterrollen auf deutschen Bühnen. Auch wenn sie in Deutschland freudig begrüßt wird ist ihre große Zeit vorbei. 1953 heiratet sie den dänischen Theateragenten Hartvig Valeur-Larsen – die Ehe hält bis 1957. Während einer Gastspielreise durch die DDR lernt sie 1956 ihre spätere Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Else Wirth kennen. 1958 steht Lilian Harvey ein letztes Mal für „Das gab’s nur einmal“ vor der Kamera. Von der Bundesregierung erhält die Schauspielerin eine Entschädigung in Rentenform für das während des Nationalsozialismus eingezogene Vermögen.

Für ihre Auftritte im Rahmen der französischen Truppenbetreuung und ihr Engagement zugunsten von Immigranten und internierten Ausländern wird Lilian Harvey mit der „Citation à l’Ordre de l’Armée“ geehrt. 1965 erhält sie in Berlin den „Deutschen Filmpreis in Gold“ und 1967 in München einen „Bambi“ in Gold.

Lilian Harvey stibt am 27. Juli 1968 in ihrem eigenen Hotel im südfranzösischen Juan-les-Pins an den Folgen einer verschleppten Gelbsucht. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof Robiac im benachbarten Antibes.