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Lil Dagover

Sie zählt zu den großen deutschen Schauspielerinnen des vergangenen Jahrhunderts, ihre Filmkarriere umfasst knapp sechzig Jahre – Lil Dagover startet in Stummfilmen von Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau, während des Nationalsozialismus wird sie als Star gefeiert und nach dem Krieg setzt sie ihre Karriere in zahlreichen Heimatfilmen vorwiegend in Rollen der vornehmen und eleganten Dame fort

Lil Dagover kommt als Maria Antonia Siegelinde Martha Lilitt Seubert am 30. September 1887 in Madioen auf Oost-Java – das damals Teil von Niederländisch-Indien ist – zur Welt. Die Tochter eines Forstbeamten, der in niederländischen Diensten steht, verliert früh ihre Mutter. Sie wächst in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz auf – erst mit zehn Jahren kommt sie nach Deutschland, wo sie in Tübingen eine höhere Mädchenschule besucht.

1916 wird Lil Dagover in Weimar von einem Fotographen überredet, indische Tänze vor der Kamera vorzuführen – mit diesen bis heute erhaltenen Aufnahmen stellt sie der befreundete Regisseur Robert Wiene in Berlin einigen Filmproduzenten und Regisseuren vor. 1916 gibt sie ihr Kameradebüt in „Das Rätsel der Stahlkammer“, danach spielt sie in den Filmen „Harakiri“ und „Die Spinnen: Der goldene See“ von Fritz Lang – ihren Durchbruch feiert sie 1920 in „Das Cabinet des Doktor Caligari“. Weitere Auftritte hat Lil Dagover in „Toteninsel“ (1920), „Der Richter von Zalamea“ (1920), „Das Medium“ (1921), „Der müde Tod“ (1921), „Phantom“ (1922), „Zur Chronik von Grieshuus“ (1925) und „Tartüff“ (1925) neben Emil Jannings sowie „Der Veilchenfresser“ (1926), „Orientexpress“ (1927), „Der Graf von Monte Christo“ (1928) und „Es flüstert die Nacht“ (1929).

Der Übergang zum Tonfilm gelingt Lil Dagover im Gegensatz zu vielen anderen Stars der Zeit mühelos – ihre erste Tonfilmrolle spielt sie in der Kriminalkomödie „Va Banque“ (1930). Nachdem sich der erhoffte Durchbruch in Hollywood mit der Produktion „The Woman From Monte Carlo“ (1932) nicht einstellt, kehrt die Schauspielerin nach Deutschland zurück und übernimmt Rollen in Filmen wie „Die Tänzerin von Sanssouci“ (1932) und „Der Kongreß tanzt“ (1933).

Während der Zeit des Nationalsozialismus bleibt Lil Dagover ein gefeierter Star, der zu den bekanntesten und beliebtesten Leinwanddarstellern des deutschen Films jener Jahre gehört. Trotz ihrer großen Popularität lässt sie sich von den Nationalsozialisten nicht vereinnahmen und tut sich politisch nicht hervor. Sie ist in zahlreichen Filmen zu sehen, vor allem in Rollen als Kaiserin, Adlige, Künstler- und Unternehmersgattin. Unter anderem spielt sie in „Der Flüchtling aus Chicago“ (1934), in „Lady Windermeres Fächer“ (1935), in „Der höhere Befehl“ (1935), in „Das Mädchen Irene“ (1936), in „Streit um den Knaben Jo“ (1937), in „Friedrich Schiller – Der Triumph eines Genies“ (1940) neben Hannelore Schroth und Heinrich George und in „Wien 1910“ (1943) mit O. W. Fischer

1937 wird Lil Dagover von Propagandaminister Joseph Goebbels zur Staatsschauspielerin ernannt und 1944 erhält sie für ihren Einsatz bei der Truppenbetreuung das „Kriegsverdienstkreuz II. Klasse“. 1943 gastiert die Schauspielerin mit einem eigenen Fronttheater an der Ostfront und 1944 auf den von den Deutschen okkupierten britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kann Lil Dagover mühelos an ihre Karriere anknüpfen – nun auf Altersrollen festgelegt, spielt sie in den typischen Unterhaltungsfilmen jener Zeit wie „Vom Teufel gejagt“ (1950) neben Hans Albers und Willy Birgel, „Schloss Hubertus“ (1954) mit Marianne Koch, „Rosen im Herbst“ (1955) neben Ruth Leuwerik und Bernhard Wicki, „Die Barrings“ (1955), „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ (1956) an der Seite von Rudolf Prack, Christiane Hörbiger und Winnie Markus, „Buddenbrooks“ (1959) mit Hansjörg Felmy und Lilo Pulver und „Die seltsame Gräfin“ (1961) an der Seite von Joachim Fuchsberger, Klaus Kinski und Marianne Hoppe aber auch in ernsteren Werken wie „Es kommt ein Tag“ (1950) neben Dieter Borsche und Maria Schell und „Eine etwas sonderbare Dame“ (1951).

Zuletzt ist Lil Dagover neben Kristina Söderbaum in „Karl May“ (1974), in „Der Richter und sein Henker“ (1974) an der Seite von Jon Voight und Jacqueline Bisset, in „Die Standarte“ (1977) und in „Geschichten aus dem Wienerwald“ (1978) neben Helmut Qualtinger zu sehen.

Lil Dagover gilt auch als exzellente Theaterschauspielerin – unter anderem steht sie bei den Bad Hersfelder Festspielen im „Jedermann“, in Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ und im Stadttheater Hildesheim im Schauspiel „Die seltsame Gräfin“ auf der Bühne.

Lil Dagover wird für ihre künstlerische Arbeit mit zahlreichen Preisen geehrt – unter anderem erhält sie 1954 das „Filmband in Silber“ für ihre Rolle in „Königliche Hoheit“, 1962 das „Filmband in Gold“ fürs Lebenswerk, 1964 einen „Bambi“ für ihre Verdienste um den deutschen Film und 1967 das „Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“.

1913 heiratet Lil Dagover den Schauspieler Fritz Daghofer – aus der Ehe geht Tochter Eva hervor. Sieben Jahre später lassen sich beide scheiden. 1926 heiratet sie den Produzenten Georg Witt.

1979 veröffentlicht Lil Dagover ihre Autobiographie „Ich war die Dame“.

Lil Dagover stirbt am 23. Januar 1980 in ihrem Haus auf dem Bavaria-Filmgelände in München-Grünwald – sie ruht neben ihrem Ehemann auf dem Waldfriedhof Grünwald bei München.

Nach ihrem Tod wird in München-Grünwald eine Straße nach ihr benannt, in Berlin-Hellersdorf gibt es eine „Lil-Dagover-Gasse“.