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Marianne Hoppe

Als Grande-Dame des deutschen Sprechtheaters brilliert sie auf der Bühne in allen großen Frauenfiguren – Marianne Hoppe gehört zu den bedeutenden deutschen Charakterdarstellerinnen des vergangenen Jahrhunderts. Mit einer Mischung aus kraftvoller Burschikosität und kühler Distanziertheit verbunden mit großer charismatischer Anziehungskraft fasziniert sie über sechs Dekaden lang das begeisterte Theater- und Kinopublikum

Marianne Stefanie Paula Henni Gertrud Hoppe wird am 26. April 1909 als Tochter des Gutsbesitzers Karl Hoppe und seiner Ehefrau Margarethe geboren und wächs auf Gut Felsenhagen in der mecklenburgischen Ostprignitz auf. Ab 1924 besucht sie zwei Jahre lang das Berliner Königin-Luise-Stift und geht dann auf eine Handelsschule in Weimar. Gegen den Willen ihrer Eltern absolviert sie danach die Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin und nimmt bei Lucie Höflich Privatunterricht. 1928 debütiert sie in einer Matinee der Bühne der Jugend Berlin in dem Stück „Mörder für uns!“.

In den dreißiger Jahren startet Marianne Hoppe ihre Theaterkarriere – von 1928 bis 1930 spielt sie am Deutschen Theater unter Max Reinhardt, von 1930 bis 1932 am Neuen Theater in Frankfurt/Main und von 1932 bis 1934 an den Münchner Kammerspielen. Ab 1935 ist sie am Preußischen Staatstheater in Berlin unter dem Intendanten Gustaf Gründgens engagiert – von 1936 bis 1946 ist sie mit ihm verheiratet, um ihn wegen seiner Homosexualität vor Verfolgung zu schützen. Aus einer anderen Verbindung mit dem britischen Journalisten Ralph Izzard hat sie Sohn Benedikt. In den siebziger Jahren lebt sie mit der Schauspielerin Anni Mewes zusammen.

1933 gibt Marianne Hoppe im Film „Der Judas von Tirol“ ihr Leinwanddebüt, danach wird sie als neuer UFA-Star – oft als norddeutsch-herbes Landmädchen – vermehrt für Hauptrollen verpflichtet. Zu ihren bekanntesten Filmen der dreißiger Jahre gehören „Der Schimmelreiter“ (1933), „Schwarzer Jäger Johanna“ (1934), „Wenn der Hahn kräht“ (1936), „Eine Frau ohne Bedeutung“ (1936), „Der Herrscher“ (1937), „Kapriolen“ (1937) und „Der Schritt vom Wege“ (1939). Danach folgen unter anderem die beiden Filme von Helmut Käutner – „Auf Wiedersehn, Franziska“ (1941) mit Margot Hielscher und „Romanze in Moll“ (1943) mit Paul Dahlke. In der Zeit des Nationalsozialismus gehört Marianne Hoppe zur deutschen Kulturelite – sie lässt sich auch für einige NS-Propagandafilme einspannen. Später nennt sie diese Zeit einmal die „schwarzen Seiten meines Poesiealbums“.

Auch im deutschen Nachkriegsfilm ist Marianne Hoppe oft zu sehen – so in „Das verlorene Gesicht“ (1948), in „Schicksal aus zweiter Hand“ (1949), in „Nur eine Nacht“ (1950), in „Der Mann meines Lebens“ (1954), in „Dreizehn alte Esel“ (1958) neben Hans Albers, in der Edgar-Wallace-Verfilmung „Die seltsame Gräfin“ (1961), in „Der Schatz im Silbersee“ (1962), in „Die Goldsucher von Arkansas“ (1964) und in Wim Wenders‘ „Falsche Bewegung“ (1975). Gemeinsam mit den UFA-Legenden Camilla Horn, Marika Rökk, Rose Renée Roth und Carola Höhn hat Marianne Hoppe in Peter Schamonis Film „Die letzten Tage von Schloss Königswald“ (1987) einen ihrer letzten Filmauftritte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trennt sich Marianne Hoppe von Gustaf Gründgens und konzentriert sich vermehrt auf die Theaterarbeit – sie hat Engagements im Düsseldorfer Schauspielhaus, im Deutsches Schauspielhaus in Hamburg, in Bochum und in Frankfurt am Main. Sie spielt nahezu alle klassischen Frauenfiguren – unter anderem die „Minna von Barnhelm“, die „Katharina“ in „Der Widerspenstigen Zähmung“, die „Jungfrau von Orleans“ und die Blanche Dubois in Tennessee Williams‘ „Endstation Sehnsucht“. Ohne Berührungsängste wendet sie sich Neuem zu, sie steht unter berühmten Theaterregisseuren wie Claus Peymann, Frank Castorf und Heiner Müller – der sie sensationell in der männlichen Rolle des „König Lear“ besetzt – noch bis ins hohe Alter auf der Bühne. Zuletzt kann man sie regelmäßig im Berliner Ensemble und am Wiener Burgtheater sehen.

Marianne Hoppe wird für ihr künstlerisches Schaffen mit zahlreichen Ehrungen bedacht – neben einem „Bambi“ und zwei „Goldenen Kameras“ ist sie seit 1976 Trägerin des „Hermine-Körner-Rings“. 1975 erhält sie das „Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ und 1986 den „Kunstpreis der Stadt Berlin“. 1988 wird ihr der „Deutsche Darstellerpreis des Bundesverbandes der Fernseh- und Filmregisseure“ und 1989 der „Bayerische Fernsehpreis“ überreicht. Der Dramatiker Rolf Hochhuth widmet ihr 1996 seinen Bühnenmonolog „Effis Nacht“ und 2000 dreht Werner Schroeter die Filmbiografie „Marianne Hoppe – Die Königin“.

Marianne Hoppe stirbt am 23. Oktober 2002 im Alter von dreiundneunzig Jahren in einem Seniorenheim im bayerischen Siegsdorf, wo sich auch ihr Grab befindet.

Der damalige Bundespräsident Johannes Rau würdigt sie als „eine große deutsche Schauspielerin – sie hat durch ihre Interpretation klassischer und moderner Rollen ein Stück Theatergeschichte geschrieben“.