Sie zählt in den dreißiger und vierziger Jahren zu den populärsten Schauspielerinnen des Landes. In ihrer langen Filmkarriere spielt sie Sekretärinnen, Mannequins und Krankenschwestern, im vorgerückten Alter kann man sie als mondäne Lebedame und muntere Seniorin bewundern – Camilla Horn steht mit den großen Stars ihrer Zeit vor der Kamera und feiert auch in Hollywood Erfolge
Camilla Martha Horn kommt am 25. April 1903 in Frankfurt am Main als Tochter eines Reichsbahnbeamten zur Welt. Nach einer Schneiderlehre arbeitet sie als Näherin und Kindermädchen, nimmt bei Lucie Höflich in Berlin Schauspiel- und bei Rudolf von Laban Tanzunterricht, tingelt über Berliner Kleinkunstbühnen und hält sich als Theater-Komparsin und Filmstatistin über Wasser. 1925 wird sie dann vom Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau für die Rolle des „Gretchens“ in dessen „Faust“-Verfilmung neben Emil Jannings besetzt. Über Nacht zum Star geworden wird auch Hollywood auf die attraktive Schauspielerin aufmerksam – nach einigen weiteren deutschen Stummfilmen wie „Madame wünscht keine Kinder“ (1926) und „Die Frauengasse von Algier“ (1927) steht sie in Amerika mit John Barrymore in „Tempest“ („Wetterleuchten“, 1928) als russische Prinzessin Tamara vor der Kamera. Danach folgt der Kassenschlager „Eternal Love“ („Der König der Bernina“, 1929) – doch zu sehr auf das Rollenklischee der naiven Schönheit festgelegt verlässt Camilla Horn nach insgesamt sieben Filmen 1929 die amerikanische Filmmetropole wieder.
Da ihre Rollen jetzt eine größere Bandbreite und Vielfältigkeit aufweisen kann Camilla Horn zurück in Europa sowohl in deutschen wie auch in britischen und französischen Produktionen sofort an ihre alten Erfolge anknüpfen. Man sieht sie in „Rakoczy-Marsch“ (1933), in „Der rote Reiter“ (1934), in „Ich sehne mich nach Dir“ (1934) mit Adele Sandrock und Theo Lingen, in „Der Doppelgänger“ (1934) und neben Hans Albers in „Fahrendes Volk“ (1938). Auch in einigen nationalsozialistischen Propagandastreifen wie in „Weiße Sklaven“ (1936) ist die populäre Schauspielerin zu sehen. Sie agiert im Krimi „Zentrale Rio“ (1939), im Boxerdrama „Die Letzte Runde“ (1940), im Historienepos „Friedemann Bach“ (1941) an der Seite von Gustaf Gründgens und in der Komödie „Intimitäten“ (1944). Nebenher ist Camilla Horn auch in britischen, französischen und italienischen Produktionen wie in „Matinee Idol“ (1933), in „The Luck Of A Sailor“ (1934), in „Vertigine“ („Tragödie einer Liebe“, 1941) oder in „Angelo del crepuscolo“ (1942) zu sehen.
Nach einer Auseinandersetzung mit der „Reichsfilmkammer“ zieht sich Camilla Horn dann bis zum Ende des Krieges vom Film zurück. Ende der vierziger Jahre arbeitet sie aufgrund ihrer Englischkenntnisse zunächst als Dolmetscherin für die Alliierten, bald kann man sie auch wieder auf der Leinwand sehen, wie im Krimi „Gesucht wird Majora“ (1949), im Zirkusfilm „Königin der Arena“ (1952), in „Vati macht Dummheiten“ (1953) und in der internationalen Krimi-Produktion „Rebus“ (1969). Selten übernimmt Camilla Horn Fernsehrollen, wie im Mehrteiler „Die Löwenlotte“ (1965) und in „Frankies Braut“ (1982). Zuletzt kann man sie an der Seite der anderen UFA-Legenden Marika Rökk, Rose Renée Roth, Marianne Hoppe und Carola Höhn in „Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“ (1988) sehen.
1974 wird Camilla Horn für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film das „Filmband in Gold des Bundesfilmpreises“ und 1987 der „Bayerische Filmpreis“ überreicht. Camilla Horn ist viermal verheiratet – mit dem Kaufmann Klaus Geerts, dem Architekten Kurt Kurfis, mit Robert Schnyder und mit Rudolf Mühlfenzl – dem Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks. Im Alter von dreiundneunzig Jahren stirbt Camilla Horn am 14. August 1996 im oberbayrischen Gilching bei Starnberg. Ihre letzte Ruhestätte findet die Schauspielerin auf dem Friedhof in Herrsching am Ammersee.