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Milva

Seit mehr als vier Jahrzehnten verzaubert Milva als „Diva assoluta“ mit anspruchsvollen Schlagern und Chansons ihr Publikum. Die italienische Ausnahme-Entertainerin feiert mit ihren Brecht-Interpretationen große Triumphe und spielt klassische Rollen auf zahlreichen Theater-Bühnen – die von ihren Anhängern liebevoll „La Rossa“ genannte Sängerin zählt zu den erfolgreichsten Künstlerinnen Europas

Am 17. Juli 1939 kommt Milva als Maria Ilva Biolcati in der Kleinstadt Goro bei Ferrara auf die Welt. Sie stammt aus einer Fischhändler-Familie und muss früh mitarbeiten – der Vater hat das Vermögen weitgehend verspekuliert. Mit sechzehn Jahren tritt sie zunächst als „Sabrina“ in kleinen Nachtklubs ihres Heimatortes auf – damals noch mit kurzen schwarzen Haaren.

1961 gewinnt Milva einen Wettbewerb bei der italienischen Fernsehgesellschaft RAI, wo sie sich erfolgreich gegen siebentausend Mitbewerber durchsetzt und nimmt im selben Jahr erstmals am Schlager-Festival von San Remo teil – wenig später wird sie von den italienischen Kritikern zur „Sängerin des Jahres“ gewählt und steht in dem Kinofilm „La Bellezza di Ippolita“ neben Gina Lollobridgida erstmals vor einer Filmkamera. 1961 heiratet sie ihren Manager Maurizio Corgnati und 1963 kommt ihre Tochter Martina zur Welt.

In den folgenden Jahrzehnten steigt Milva zum international gefeierten Star auf – sie singt in vielen Sprachen, wird aber besonders in Deutschland und Frankreich sehr beliebt. Die Zusammenarbeit mit Giorgio Strehler bringt Milva zur intensiven Beschäftigung mit Brecht-Interpretationen. 1978 nimmt sie die Single „Zusammenleben“ auf und wird dadurch auch im deutschen Sprachraum bekannt. Aus dem Song stammt die doppeldeutige Phrase „Wer wird als Frau denn schon geboren, man wird zur Frau doch erst gemacht.“ Dieser Satz und ihr leicht zu kopierendes Diven-Auftreten machen die Sängerin zum Liebling aller Damenimitatoren.

Milva gilt auch als Astor Piazzollas Lieblingssängerin – keine andere haucht seinen Tango-Schöpfungen so viel Leben ein. Die Sängerin ist an der Mailänder Scala in Opernhauptrollen zu sehen und in Paris gibt sie die „Seeräuber-Jenny“ in Berthold Brechts „Dreigroschenoper“. Kurt Weills Gattin Lotte Lenya lobt sie nach einem dieser Auftritte: „Sie ist die größte Fortsetzung der weillschen Tradition.“ Eine ihrer Tourneen widmet Milva den Chansons von Edith Piaf. Namhafte Komponisten wie Mikis Theodorakis und Ennio Morricone schreiben Lieder für sie, an ihren deutschen Plattenproduktionen arbeiten Herbert Grönemeyer, Peter Maffay und Udo Lindenberg mit – auch lässt sie sich von James Last „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Ich hab‘ die Liebe wie im Traum erlebt“ komponieren. Ihre größten deutschsprachigen Hits sind „Freiheit in meiner Sprache“, „Ich hab‘ keine Angst“ und „Hurra, wir leben noch“. Nach unzähligen Gastspielen in Europa tritt Milva 1990 erstmals im Madison Square Garden in New York auf. Hauptrollen in Wedekinds „Lulu“ oder der „Fledermaus“ von Johann Strauss folgen. Mit „Lieder zwischen zwei Kriegen“ geht die Sängerin auf große Tour durch Japan.

1976 wird Milva der „Deutsche Schallplattenpreis“ überreicht, 1990 wird ihr die „Goldene Stimmgabel“ verliehen und 2006 erhält sie das „Bundesverdienstkreuz I. Klasse“. 2001 steht Milva für den Film „Heimat Ost“ erstmals wieder in Deutschland vor einer Filmkamera und 2008 tritt sie zusammen mit Montserrat Caballé und Angelika Milster auf dem Theaterplatz in Dresden auf.

2009 steht Milva bei den Reichenauer Festspielen in Friedrich Dürrenmatts Stück „Der Besuch der alten Dame“ auf der Bühne.

Milvas Ehe mit Maurizio Corgnati zerbricht 1969. Von 1986 bis 1996 lebt sie mit dem Schauspieler Luigi Pistilli zusammen, der 1996 Selbstmord begeht. Danach leidet die Sängerin zunehmend unter Depressionen und zieht sich 1992 ins Privatleben zurück. 1994 feiert Milva ein Comeback und steht seitdem wieder auf den Bühnen der Welt.