Mit ihrem unverwechselbaren Timbre prägt Lotte Lenya den besonderen Gesangsstil, der den Liedern von Bert Brecht und Kurt Weill zu weltweiter Popularität verhilft und bis heute von etlichen Sängern in ähnlicher Weise interpretiert wird. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts glänzt sie unter anderem in Brechts „Mutter Courage“ und macht sich noch im vorgerückten Alter in Hollywood einen Namen
Lotte Lenya wird am 18. Oktober 1898 in Wien als Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer geboren und wächst dort in ärmlichen Verhältnissen in einem Arbeiterviertel auf. Die Mutter ist Waschfrau, der alkoholkranke Vater, der sie misshandelt, arbeitet als Kutscher. Schon als junges Mädchen interessiert sie sich für das Theater, flieht aus ihrem tristen Elternhaus, besucht die Schauspielschule in Wien und sammelt erste Erfahrungen als Statistin und Chorsängerin in Zürich, wo sie bei einer Tante lebt. Gemeinsam mit der fast gleichaltrigen Elisabeth Bergner steht sie dort auf der Bühne und teilt eine Garderobe mit ihr.
1921 geht Lotte Lenya nach Berlin und hält sich zunächst mit Gelegenheitsjobs und kleineren Bühnenrollen über Wasser, bis sie 1924 den Komponisten Kurt Weill kennenlernt – 1926 heiratet das gegensätzliche Paar. Die erhofften Erfolge lassen lange auf sich warten – 1927 wirkt Lotte Lenya als Sängerin in der Uraufführung des ersten gemeinsamen Stücks von Kurt Weill und Bertolt Brecht, des Singspiels „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, in Baden-Baden mit. Ihren großen Durchbruch feiert sie dann in Berthold Brechts „Dreigroschenoper“ 1928 in der Rolle der Jenny im Berliner Theater am Schiffbauerdamm.
1932 lernt Lotte Lenya in Wien den Tenor Otto Pasetti kennen, der bis 1934 ihr Liebhaber ist. Dies führt zur Trennung von Kurt Weill, dem sie dennoch verbunden bleibt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrieren die drei 1933 in die Schweiz, Kurt Weill geht bald nach Paris, während Lotte Lenya mit Otto Pasetti bis 1934 an der französischen Riviera lebt. Beide treten 1933 in der Pariser Uraufführung des gesungenen Balletts „Die sieben Todsünden“ von Kurt Weill und Bert Brecht auf.
1935 versöhnen sich Lotte Lenya und Kurt Weill in London und wandern in die USA aus. Lotte Lenya singt in New Yorker Nachtclubs und geht auf Theatertournee durch die USA, während ihr Mann Musicals mit Maxwell Anderson und Ira Gershwin erarbeitet. Das Paar setzt in den USA die künstlerische Zusammenarbeit erfolgreich fort und auch nach dem frühen Tod Kurt Weills 1950 bleibt Lotte Lenya in New York.
Nach dem Tod von Kurt Weill kümmert sich Lotte Lenya um seinen Nachlass. Erneut spielt sie die Jenny in der „Dreigroschenoper“ – diesmal in englischer Sprache am Broadway mit enormen Erfolg. In den fünfziger Jahren kehrt Lotte Lenya erstmals nach Deutschland zurück und nimmt die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, „Die Dreigroschenoper“ und „Die sieben Todsünden“ auf Schallplatte auf. Bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen tritt sie als Mutter Courage auf.
Lotte Lenya macht sich in späteren Jahren auch als Filmschauspielerin in Hollywood einen Namen. An der Seite von Vivien Leigh und Warren Beatty spielt sie in „The Roman Spring Of Mrs. Stone“ („Der römische Frühling der Mrs. Stone“, 1961) für den sie eine „Oscar“-Nominierung als „Beste Nebendarstellerin“ erhält. Populär ist sie auch in der Rolle der verhärmten KGB-Offizierin Rosa Klebb im James Bond-Film „From Russia With Love“ („Liebesgrüße aus Moskau“, 1963) und in der Rolle der Emma Valadier im Psychodrama „The Appointment“ („Die Verabredung“, 1969) neben Omar Sharif und Anouk Aimée. 1966 spielt sie am Broadway sehr erfolgreich in der Uraufführung von „Cabaret“ die Rolle der Berliner Pensionswirtin Fräulein Schneider.
1951 heiratet Lotte Lenya den Schauspieler George Davis, der 1957 verstirbt. Mit vierundsechzig Jahren heiratet sie den siebenundzwanzig Jahre jüngeren Maler Russell Detwiler, der 1969 verstirbt. Ihre letzte Ehe geht sie von 1971 bis 1973 mit Richard Siemanowski ein.
Lotte Lenya stirbt am 27. November 1981 in New York im Alter von dreiundachtzig Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.
In Berlin-Charlottenburg erinnert der „Lotte-Lenya-Bogen“ an die berühmte Künstlerin.