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Rio Reiser

Als einer der Gründerväter der deutschen Popmusik ist er unter den deutschen Rockstars des vergangenen Jahrhunderts eine Ausnahmefigur – mit massenwirksamen Songs feiert Rio Reiser in den achtziger Jahren enorme Erfolge, bis heute schart der sensible und früh verstorbene Sänger eine große Fangemeinde um sich

Rio Reiser kommt am 9. Januar 1950 in Berlin als Ralph Möbius zur Welt – seine Familie zieht etliche Male um und der Sänger wird mit zwei älteren Brüdern in verschiedenen deutschen Städten groß. Schon früh zeigt sich bei Rio Reiser die musische Begabung, nach dem Abbruch einer Fotografenlehre spielt er erste kleine Theaterrollen und erhält für seine Darstellung im Film „Johnny West“ 1977 den „Bundesfilmpreis in Gold“.

Sein Künstlername Rio Reiser ist angelehnt an die Hauptfigur des Romans „Anton Reiser“ von Karl Philipp Moritz.

Als Autodidakt bringt sich Rio Reiser das Spielen von Gitarre, Cello und Klavier selber bei, gründet mit Freunden erste Rockgruppen und wird dann Lead-Sänger und Texter der deutschen Anarcho-Band „Ton Steine Scherben“, welche er 1970 zusammen mit R.P.S. Lanrue, Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel gründet. Die Gruppe benennt sich nach einem Zitat des Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann – „Was ich fand, waren Ton, Steine, Scherben“. Mit ihrem energetischen Agit-Rock bringt die Band die Zustände, Gedanken und Strömungen der radikalisierten westdeutschen Linken der damaligen Zeit auf den Punkt und liefert den Soundtrack für die Hausbesetzer-Szene in West-Berlin. Zu den berühmtesten Hits der Gruppe gehören „Keine Macht für Niemand“, „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ sowie der „Rauch-Haus-Song“. Nachdem sich „Ton Steine Scherben“ verstärkt als „reisende politische Jukebox der Linken“ wahrnehmen, zieht sich die Gruppe auf einen Bauernhof ins nordfriesische Fresenhagen zurück um eine Auszeit zu nehmen. 1981 geht die Band erneut auf Tournee und bringt ein neues Album heraus, doch 1985 lösen sich „Ton Steine Scherben“ wegen andauernder finanzieller Probleme auf.

Rio Reiser schlägt daraufhin eine Solokarriere ein und veröffentlicht unter Zusammenarbeit mit Annette Humpe sein Solo-Debüt „Rio I“, mit welchem er 1986 große Erfolge feiert. Zu seinen größten Hits gehören „König von Deutschland“, „Alles Lüge“, „Junimond“ und „Für immer und dich“. Bereits 1987 erscheint das Nachfolgealbum „Blinder Passagier“, was allerdings wie die nächsten Veröffentlichungen nicht mehr an den Erfolg des Debüt-Albums anknüpfen kann.

1990 erhält Rio Reiser für seine Leistungen im deutschsprachigen Musikbereich den „Fred-Jay-Preis“ für seine Kompositionen für Marianne Rosenberg.

Rio Reiser macht aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis, allerdings wird dieser Umstand erst mit Beginn seiner Solokarriere zu einem öffentlichen Thema. Erst Mitte der achtziger Jahre beginnt er in Interviews und Talkshows dazu Stellung zu nehmen.

Rio Reiser stirbt am 20. August 1996 im Alter von sechsundvierzig Jahren an den Folgen seines starken Alkoholkonsums. Durch die unbürokratische Hilfe der damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis wird der Sänger auf seinem Grundstück im nordfriesischen Fresenhagen beigesetzt. Seitdem ist seine Grabstelle eine Art Pilgerstätte – sein Haus wird als Tagungsort und als Studio für Kulturschaffende genutzt.

Zahlreiche deutsche Nachwuchsmusiker und Bands bezeichnen Rio Reiser als Vorbild und orientieren sich an ihm – darunter „Fettes Brot“, Jan Delay, „Echt“, „Wir sind Helden“ und andere. Viele seiner Songs gehören mittlerweile zu den Klassikern und werden zahlreich gecovert.