Der vom New Yorker Magazin „The Village Voice“ ironischerweise auch als „Marquis der Fassade“ bezeichnete Sänger zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der achtziger Jahre – Robert Palmer beherrscht mit Soul, Reggae, Rock, Synthi-Pop und Big-Band-Jazz die wichtigsten Musikrichtungen, vermischt virtuos verschiedene Musikstile zu einem unverwechselbaren Sound und begeistert damit Kritiker wie Publikum
Robert Allen Palmer wird am 19. Januar 1949 im englischen Batley geboren – auf Malta verbringt er seine Kindheit. Schon als junger Mann entdeckt Robert Palmer die schwarze Musik von Nat King Cole oder Otis Redding. Er bringt sich im Selbststudium mehrere Instrumente bei, zieht mit Jazzrock-Projekten und experimentellen Big Bands durch die Lande und gründet mit der britischen Folk-Sängerin Elkie Brooks die Rockband „Vingar Joe“, mit der er in den siebziger Jahren größere Bekanntheit erlangt. Nach der Auflösung der Band startet Robert Palmer eine Solo-Karriere – endlich kann der betont bürgerlich, manchmal auch bewusst arrogant auftretende Sänger – der als eine Art „Saubermann des Rock“ gilt – seine musikalischen Träume erfüllen. Sein Debüt „Sneakin’ Sally Through The Alley“ (1974) hinterlässt jedoch vorerst keinen bleibenden Eindruck.
1976 ändert Robert Palmer für sein „Some People Can Do What They Like“ die musikalische Richtung und mischt Rock mit Reggae. Damit beginnt der kommerzielle Erfolg und mit dem Album „Double Fun“ (1978) und den daraus ausgekoppelten Singles „Every Kinda People“ und „Best Of Both Worlds“ gelingt ihm der internationale Durchbruch. Das nächste Album „Secrets“ (1979) beinhaltet mit „What’s It Takes“ feinen, südamerikanisch angehauchten Pop neben gediegenem Bluesrock („Bad Case Of Loving You“). Zu Beginn der achtziger Jahre präsentiert Robert Palmer dann den Klassiker des neuen Pop-Zeitalters – das Album „Clues“ (1980) sorgt mit „Looking For Clues“ und der anrührenden Ballade „Johnny And Mary“ dafür, dass Robert Palmer weltweit als neuer Prophet des aufkommenden Synthie-Zeitalters gefeiert wird.
Seine Hits weisen Robert Palmer als kraftvollen Sänger aus, dessen Gespür für Radiotauglichkeit sich mit gutem Aussehen, Modebewusstsein und Selbstsicherheit paaren. Daß einige Kritiker hier Authentizität und Einfühlung vermissen und ihn zuweilen hämisch behandeln, beirrt ihn nicht. „Mein Grundinteresse an der Musik ist rhythmischer Natur. Wenn die Musik dich körperlich nicht anmacht, vergiß es“ so der Sänger in einem Gespräch. Auch an den Exzessen eines Lebens als Rock’n’Roll-Star hat er kein Interesse. „Ich kann mir kein anderes Verhalten gegenüber dem Publikum vorstellen als ein hoffnungsvolles und positives. Und wenn das so altmodische Dinge wie Sentimentalität einschließt, nun, ich kann mir das erlauben.“
Das Nachfolgealbum „Maybe It’s Live“, das den Song „Some Guys Have All The Luck“ enthält, kann nicht mehr an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Mitte der achtziger Jahre gründet Robert Palmer mit John Taylor und Andy Taylor von „Duran Duran“ sowie Tony Thompson von „Chic“ die Band „Power Station“, die mit „Some Like It Hot“ weltweit die Charts erklimmt.
1986 wird Robert Palmer für seinen Hit „Addicted To Love“ für einen „Grammy“ nominiert. Im dazugehörigen Video sieht man den Sänger mit einer Band aus fünf Models in schwarzen Miniröcken, die bewusst so ausgewählt werden, dass sie nicht glaubhaft das Spielen ihrer Instrumente vortäuschen können. Über seine Videos, die ihn stets mit verführerischen Frauen zeigen, sagt er einmal: „Ich will dem keine unangemessene Aufmerksamkeit zukommen lassen, weil es damals einfach nichts bedeutete. Es wurde einfach so ein ikonischer Stil.“
In den neunziger Jahren verebbt der Erfolg von Robert Palmer – zwar wird er vom Rolling-Stone-Magazin noch zum bestangezogenen männlichen Künstler gekürt, doch die Zeit überholt ihn. Er ist nicht mehr in der Lage, neue Akzente zu setzen und in neue musikalische Welten vorzustoßen. Kleine Erfolge hat er noch mit seiner Version des Bob-Dylan Songs „I’ll Be Your Baby Tonight“ (1991) mit „UB40“ und einem Medley mit den Marvin-Gaye-Klassikern „Mercy Mercy Me“ und „I Want You“ (1991). Sein letzter veritabler Hit ist „Know By Know“ (1993), sein letztes reguläres Album „Rhythm’n’Blues“ erscheint 1999 bei einem Independent-Label.
Im Mai 2003 veröffentlicht Robert Palmer das Album „Drive“ – eine Sammlung von Blues-Interpretationen.
Robert Palmer – der seit 1987 im schweizerischen Lugano lebt – stirbt am 26. September 2003 in einem Pariser Hotel an einem Herzinfarkt – er hinterläßt zwei erwachsene Kinder.