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Roger Willemsen

Charmant, weltgewandt und hochgebildet gehört er jahrelang zu den bekanntesten Gesichtern des deutschen Kulturbetriebs. Roger Willemsen polarisiert – während die einen ihn für einen hochtrabenden Schwadroneur halten, bewundern die anderen ihn als brillanten Intellektuellen, dem es stets gelingt, sein Publikum auf höchstem Niveau zu unterhalten

Roger Willemsen kommt am 15. August 1955 in Bonn als Sohn des Kunsthistorikers Ernst Willemsen zur Welt und wächst zusammen mit seinen Geschwistern Jan und Eva im Bonner Vorort Oedekoven auf – er besucht in Bonn-Duisdorf das Gymnasium und studiert nach dem Abitur Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn, Florenz, München und Wien. Seine Dissertation schreibt er über die Dichtungstheorie von Robert Musil, die Habilitationsarbeit über Selbstmord in der Literatur beendet er nicht.

Nach dem Studium hält sich Roger Willemsen mit Jobs als als Nachtwächter, Reiseleiter und Museumswärter über Wasser, von 1984 bis 1986 ist er an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität als Übersetzer, Herausgeber und freier Autor tätig.

1986 geht Roger Willemsen für einige Jahre nach London, wo er als Zeitungs-Korrespondent und fürs Radio arbeitet. Zurück in Deutschland übernimmt er eine Gastprofessur am Lehrstuhl für Literaturwissenschaften der Bochumer Ruhr-Universität.

Seit 2010 ist Roger Willemsen an der Berliner Humboldt-Universität Honorarprofessor, auch ist er Mitglied im deutschen PEN-Zentrum und im Redaktionsbeirat der Zeitschrift „Kulturaustausch“.

Zu Beginn der neunziger Jahre erlangt Roger Willemsen größere Bekanntheit, als er beim Bezahlsender „Premiere“ seine TV-Karriere startet – mehr als sechshundertmal moderiert er dort die Interview-Reihe „0137“, in der er sich mit Persönlichkeiten wie Audrey Hepburn, Peter Ustinov, Jassir Arafat und dem Dalai Lama unterhält. Zu einem Fiasko gerät das Gespräch mit Popstar Madonna – es sei eines der unangenehmsten und kältesten gewesen, das er je geführt habe, so Roger Willemsen später. 1993 wird ihm für die Interview-Reihe der „Adolf-Grimme-Preis“ verliehen.

1994 wechselt Roger Willemsen zum ZDF, wo er bis 1998 die Talkshow „Willemsens Woche“ moderiert – regelmäßiger Gast ist der mit ihm befreundete Jazzmusiker Michel Petrucciani. 1996 stellt er im ZDF unter dem Titel „Willemsens Zeitgenossen“ Prominente wie Vivienne Westwood, Quincy Jones, Philippe Starck und John Malkovich vor.

In den folgenden Jahren moderiert Roger Willemsen diverse Kultur-Events – darunter die „Echo-Klassik-Gala“, die Hommage „Und der Haifisch, der hat Zähne“ zum hundertsten Geburtstag von Bertolt Brecht, die TV-Sendung „Willemsens Musikszene“, die Fernsehreihe „Gipfeltreffen“ sowie „Nachtkultur mit Willemsen“, in der er mit Gästen über aktuelle Themen aus Kunst und Kultur diskutiert.

Von 2004 bis 2006 moderiert Roger Willemsen im Schweizer Fernsehen als Nachfolger von Elke Heidenreich und Daniel Cohn-Bendit den „Literaturclub“ – eine der ältesten Literatursendungen des deutschsprachigen Fernsehens.

Roger Willemsen ist auch als Regisseur tätig – unter anderem für den Dokumentarfilm „Non Stop – Eine Reise mit Michel Petrucciani“.

2005 geht Roger Willemsen mit seinem Programm „Und Du so?“ und 2007 zusammen mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt und dem Programm „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Die Weltgeschichte der Lüge“ auf Theatertournee.

Mit Augenzwinkern kennt Roger Willemsen auch beim Trivialen keine Berührungsängste – er hat Gastauftritte in Bastian Pastewkas Comedyserie „Pastewka“ und sorgt mit einer bissig formulierten Kolumne über Heidi Klums Modelshow „Germany’s Next Topmodel“ für einen kleinen Skandal.

Roger Willemsen ist zeitlebens sozial engagiert – unter anderem für „Amnesty International“, „Terre des Femmes“ und die UN-Flüchtlingshilfe, er ist Schirmherr des „Afghanischen Frauenvereins e. V.“, Unterstützer der Aktion „Deine Stimme gegen Armut“, Pate des „Kinderhospizes Bethel für sterbende Kinder“ und Mitglied bei „Attac“.

Roger Willemsen ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Sein Privatleben schirmt er weitestgehend ab – in den neunziger Jahren hat er eine kurze Beziehung mit seiner TV-Kollegin Sandra Maischberger. „Das Einzige, was ich kann, ist Frauen besinnungslos zu quatschen“ kokettiert er einmal auf die Frage zu seinem Sexappeal.

Roger Willemsen stirbt am 7. Februar 2016 mit sechzig Jahren in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg an den Folgen einer Krebserkrankung.