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Theda Bara

Sie gilt als erstes Sexsymbol des Stummfilms und als erstes amerikanisches Leinwand-Vamp – heute ist Theda Bara weitgehend in Vergessenheit geraten. Im Zeitalter der strengen viktorianischen Moralvorstellungen bedient sie die Männerfantasien in einem bis dahin nie gekannten Ausmaß, dreht rund vierzig Filme und fasziniert nicht nur die künstlerische Avantgarde, sondern begründet mit ihren wohlkalkulierten Auftritten auch das noch bis in die heutige Zeit gebräuchliche Starsystem

Theda Bara kommt als Theodosia Burr Goodman am 29. Juli 1885 in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio zur Welt. Sie ist die Tochter einer wohlhabenden jüdisch osteuropäischen Auswandererfamilie. Zwischen 1899 und 1903 besucht sie die „Walnut Hills High School“ in Cincinnati und anschließend studiert sie an der „Universität von Cincinnati“. Schon damals liest sie eifrig Bücher und interessiert sich für Philosophie und Psychologie. Nach einigen Theaterproduktionen zieht sie 1908 nach New York, wo sie für kurze Zeit unter dem Künstlernamen Theodosia de Coppett auftritt und 1908 in der Produktion „The Devil“ ihr Broadway-Debüt hat.

Theda Baras Leinwandkarriere beginnt bei der 1915 vom Produzenten William Fox gegründeten „Fox Film Corporation“ – für ihren ersten erfolgreichen Streifen „A Fool There Was“ (1915), in dem sie einen Vampir spielt, wird intensiv die Werbetrommel gerührt. Man kündigt sie damals als Tochter eines asiatischen Potentaten an. Danach sieht man sie unter anderem als rachsüchtigen Vampir in „The Devils Daughter“ (1915), in „Carmen“ (1915), in „Romeo And Juliet“ (1916), in „Cleopatra“ (1917) – eine Filmszene daraus wird als erstes amerikanisches Pin-Up-Foto berühmt – in „Madame Dubarry“ (1918) und in „Salome“ (1918). Mit Vorliebe wird Theda Bara in verworfenen Frauenrollen aus Geschichte und Literatur besetzt. Auf Fotos sieht man sie oft halbnackt in erotischen Posen und mit magischen Symbolen, ihre Filmkostüme sind für die damaligen Verhältnisse an Eindeutigkeit kaum zu überbieten – in seidene Gewänder gehüllt, eine Pythonschlange streichelnd oder an rohem Fleisch und Salat knabbernd präsentiert sich die Schauspielerin bei den damaligen Pressekonferenzen – über Nacht ist der Rollentyp des Vamps etabliert.

Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sinkt der Stern von Theda Bara – in jenen Jahren wird offen zur Schau gestellte Erotik nicht länger dämonisiert, sondern als normaler Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens interpretiert. Die sorgfältig choreografierten Badeszenen von Gloria Swanson belegen den geschmacklichen Wandel des Publikums. Theda Bara versucht 1921 am New Yorker Broadway ein halbherziges Comeback – nach ihrer nur mäßig gelungenen Selbstparodie „Madame Mystery“ zieht sie sich 1926 endgültig von der Leinwand zurück.

Seit 1921 ist Theda Bara mit dem erfolgreichen Regisseur und Schauspieler Charles Brabin verheiratet, mit dem sie den Rest ihres Lebens als großzügige Gastgeberin prominenter Salons und Feiern in Hollywood und Cincinnati verbringt. Nur wenig bekannt ist das soziale Engagement der Schauspielerin – während des Ersten Weltkrieges besucht sie zahlreiche Soldatencamps, legt Hunderttausende von US-Dollar in Kriegsanleihen an und spendet einen Teil ihrer Honorare für wohltätige Zwecke.

Am 7. April 1955 stirbt Theda Bara im Alter von neunundsechzig Jahren in Los Angeles an den Folgen eines Krebsleidens. Sie wird auf dem Forest Lawn Memorial Park Cemetery im kalifornischen Glendale beigesetzt.

Theda Bara erhält auf dem „Hollywood Walk Of Fame“ einen Stern und 1994 wird ihr zu Ehren eine Briefmarke herausgegeben. Taschendesigner Louis Vuitton ehrt die Schauspielerin, indem er eine seiner Taschen nach ihr benennt.