Die Schauspielerin, Soubrette und Kabarettistin ist in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrunderts eine der populärsten Sängerinnen des Landes – Trude Hesterberg tritt in Operetten und Revuen auf und macht sich bis in die fünfziger Jahre hinein auch als Filmschauspielerin einen Namen
Trude Hesterberg wird als Gertrud Johanna Dorothea Helene Hesterberg am 2. Mai 1892 in Berlin geboren. Gegen den Willen ihrer Eltern erhält sie von einer Tante – einer Opernsängerin – Gesangsunterricht, ihren ersten öffentlichen Auftritt hat sie im Rahmen einer Schüleraufführung in ihrer Heimatstadt. 1911 beginnt sie eine professionelle Gesangausbildung am Stern’schen Konvervatorium. Etwas später lernt sie Felix Hollaender kennen, der ihr 1912 zu ihrem ersten Engagement in Molières Bühnenstück „Georges Dandin“ vermittelt.
Nach einigen Auftritten am Deutschen Theater in Berlin, im Café am Kurfürstendamm, im Wintergarten und im Kabarett „Schall & Rauch“ avanciert Trude Hesterberg mit der Zeit an den Berliner Bühnen, Kabaretts und Varietés zur populären Künstlerin – sie macht sich als Diseuse des literarischen Chansons einen Namen und gründet 1921 im Keller des Berliner Theater des Westens das Kabarett „Wilde Bühne“, welches als eines der bedeutendsten literarisch-politischen Kabaretts jener Jahre gilt. Die „Wilde Bühne“ – für deren Programm berühmte Autoren wie Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz, Klabund und Erich Kästner Texte schreiben – besteht bis 1924.
1912 gibt Trude Hesterberg im Stummfilm „Im goldenen Käfig“ ihr Leinwanddebüt – danach folgen Streifen wie „Die Hochstaplerin“ (1914), „Das Telefonkätzchen“ (1917), der heute verschollene Detektivfilm „Der Fall Rosentopf“ (1918), der mehrteilige Historienfilm „Fridericus Rex“ (1922), „Varieté“ (1925) neben Emil Jannings, „Vorderhaus und Hinterhaus“ (1925), „Madame wünscht keine Kinder“ (1926), „Manon Lescaut“ (1926), „Der Sträfling von Stambul“ (1929), „Stürme der Leidenschaft“ (1931), „Ein blonder Traum“ (1932) an der Seite von Lilian Harvey, Willy Fritsch und Paul Hörbiger und „Der Raub der Sabinerinnen“ (1936).
Als der Roman „Professor Unrat“ verfilmt wird, setzt sich der Autor Heinrich Mann dafür ein, das seine damalige Geliebte Trude Hesterberg die Hauptrolle der „Lola“ bekommt – doch Regisseur Josef von Sternberg besetzt den Part in „Der Blaue Engel“ (1930) mit der damals noch völlig unbekannten Marlene Dietrich, die damit ihre Weltkarriere startet.
1933 gründet Trude Hesterberg in Berlin das Kabarett „Musenschaukel“, das jedoch nach kurzer Zeit vom Reichspropagandaministerium verboten wird.
Nach dem Krieg zieht Trude Hesterberg nach München, wo man sie unter anderem am Gärtnerplatz-Theater im Musical „Fanny“ oder an den Münchner Kammerspielen als Mrs. Peachum in „Die Dreigroschenoper“ sehen kann. Auch übernimmt sie wieder Filmrollen, wie in „Um eine Nasenlänge“ (1949) an der Seite von Theo Lingen, Hans Moser und Sonja Ziemann, „Die Nacht ohne Sünde“ (1950) neben Grethe Weiser, „Corinna Schmidt“ (1951), „Alraune“ (1952) neben Hildegard Knef, Erich von Stroheim und Karlheinz Böhm, „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (1953), „Unter den Sternen von Capri“ (1953), „Jonny rettet Nebrador“ (1953) mit Hans Albers und Margot Hielscher, „Der Zigeunerbaron“ (1954), „Briefträger Müller“ neben Heinz Rühmann, „Der schräge Otto“ (1956) mit Walter Giller, „Das alte Försterhaus“ (1956) und „Skandal um Dodo“ (1958).
Als erste Künstlerin erhält Trude Hesterberg 1962 das „Filmband in Gold“ – auch ist ihr ein Stern auf dem „Walk Of Fame“ des Kabaretts gewidmet.
Trude Hesterberg stirbt mit fünfundsiebzig Jahren am 31. August 1967 nach längerem Herzleiden in München. Sie wird auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt.
In ihrem Testament stiftet Trude Hesterberg den „Hesterberg-Ring“ – die Auszeichnung wird seit 1967 an die jeweils beste deutsche Chansonsängerin verliehen.