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Alice und Ellen Kessler

Die berühmten Show-Zwillinge gelten in den fünfziger und sechziger Jahren als die schönsten Frauen der Welt und sind in Italien jahrelang Ikonen der Fernsehunterhaltung – Alice und Ellen Kessler tanzen im Pariser Lido vor ausverkauftem Haus und werden in den USA als „Deutschlands erfolgreichster Exportartikel der Nachkriegszeit“ gefeiert

Alice und Ellen Kessler kommen am 20. August 1936 im sächsischen Nerchau zur Welt. Ihre älteren Brüder Gerhard und Rolf sterben früh an Typhus. Vater Paul – ein Maschinenbauingenieur – ist ebenso wie seine Frau Elsa den Künsten zugetan und fördert seine Töchter früh. Mit sechs Jahren erhalten die eineiigen Zwillinge Ballettunterricht, fünf Jahre später gehören sie zum Ensemble des Kinderballetts der Leipziger Oper, 1950 schaffen Alice und Ellen Kessler die Aufnahmeprüfung an der angegliederten Operntanzschule. 1952 nutzt die Familie ein Besuchervisum zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik, wo die Schwestern ihre Karriere in Düsseldorf im Revuetheater Palladium beginnen.

1955 werden die Kessler-Zwillinge vom Direktor des Pariser Lido entdeckt und er verpflichtet die beiden langbeinigen, 1,75 Meter großen, blonden Revuegirls an sein weltberühmtes Varieté am Pariser Champs-Élysées. Dort feiern sie große Erfolge, wie sie später nur noch von einer anderen Deutschen – Marlène Charell – erreicht werden. Sie arbeiten sich an die Spitze der berühmten „Bluebell-Girls“ und treten 1959 beim Eurovision Song Contest in Cannes mit dem Lied „Heute abend woll’n wir tanzen gehen“ auf – mit dem Titel erreichen sie den achten Platz. Weitere Hits der Schwestern sind „Schreib mir eine Karte“ (1958), „La notte e piccola“ (1965), „Lascati baciare col letkis“ (1966) und „No capito“ (1970).

1960 gehen Alice und Ellen Kessler nach Italien, wo sie als erste Frauen im Fernsehen „Bein zeigen“. In Rom leben die „Gemelle Kessler“ knapp zwei Jahrzehnte und posieren im Alter von vierzig Jahren für die binnen Stunden vergriffene italienische Ausgabe des Playboy. In Las Vegas und New York bezaubern die „Fräulein-Wunder“ nicht nur ihr Publikum, auch Bühnenkollegen wie Dean Martin, Elvis Presley oder Sammy Davies jr. liegen ihnen zu Füßen. Frank Sinatra soll nach seiner ersten Begegnung mit dem Zwillingspaar ausgerufen haben „Shame – I just got married!“.

In den fünfziger und sechziger Jahren drehen die Kessler-Zwillinge diverse Spielfilme in Italien, Frankreich und Deutschland und haben eigene Fernsehshows. Unter anderem wirken sie in den Filmen „Der Bettelstudent“ (1956), „Vier Mädels aus der Wachau“ (1957), „Der Graf von Luxemburg“ (1957), „Gräfin Mariza“ (1958), „La Paloma“ (1959) und „Die Tote von Beverly Hills“ (1964) mit.

Mit zunehmenden Alter verlagern Alice und Ellen Kessler ihre Aktivitäten auf anspruchsvollere Stücke – so treten sie am Münchner Gärtnerplatz-Theater im Ballett „Die sieben Todsünden der Kleinbürger“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill auf. 2009 touren sie gemeinsam mit Bill Ramsey, Max Greger und Hugo Strasser – die zusammen mit der SWR-Bigband als „Swing Legenden“ das Publikum begeistern – durch Deutschland.

Alice und Ellen Kessler werden unter anderem mit der „Goldenen Rose von Montreux“ und 1987 mit dem „Deutschen Bundesverdienstkreuz am Bande“ ausgezeichnet. Für ihre Verdienste um die deutsch-italienische Verständigung erhalten sie den „Premio Capo Circe“.

Beide Schwestern sind nie verheiratet – zwanzig Jahre lang ist Ellen Kessler mit dem italienischen Schauspieler Umberto Orsini liiert, Alice Kessler lebt sieben Jahre mit dem französischen Schlagersänger Marcel Armond zusammen.

Seit 1986 leben Alice und Ellen Kessler in einem gemeinsamen Haus im Prominenten-Viertel Geiselgasteig in Grünwald bei München.