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Anne Bancroft

Sie ist vielseitig und extrem wandlungsfähig und gehört zu den großen Schauspielerinnen Hollywoods – ob in „Die Reifeprüfung“ als verführerische Mrs. Robinson oder in „Das Kuckucksei“ als jüdische Mama, Anne Bancroft agiert in starken Frauenrollen mit enormer Grandezza und beweist in etlichen Filmproduktionen und auf der Theaterbühne ihr herausragendes Können

Anne Bancroft kommt als Anna Maria Louisa Italiano am 17. September 1931 in der Bronx, New York City zur Welt. Sie entstammt einer aus Italien eingewanderten Familie, ihr Vater ist Schneider, ihre Mutter Telefonistin. An der renommierten American Academy Of Dramatic Arts in Manhattan absolviert sie eine Schauspielausbildung und erhält nach einigen kleinen Rollen beim Fernsehen und als Nebendarstellerin in einer Reihe eher zweitklassiger Krimis und Western 1952 ihre erste größere Filmrolle in „Don’t Bother To Knock“ („Versuchung auf 809“), in dem auch Marilyn Monroe mitspielt. Sie legt ihren bürgerlichen Namen Italiano ab und nennt sich fortan Bancroft. 1958 spielt sie neben Henry Fonda in der Broadway-Production „Two For The Seesaw“, wofür man sie mit dem „Tony Award“ auszeichnet. Für ihre Darstellung der Filmversion des Bühnenstücks „The Miracle Worker“ („Licht im Dunkel“) nach der Biografie der mehrfachbehinderten Helen Keller erhält Anne Bancroft 1962 ihren ersten „Oscar“ als „Beste Schauspielerin“.

Anne Bancroft bleibt zeitlebens dem Theater treu, man kann sie in Brechts „Mutter Courage“ (1963) und in „The Devils“ (1965) sehen. Nach „The Little Foxes“ (1967) und „A Cry Of Players“ (1968) muss jedoch für fast zehn Jahre die Bühne dem Film weichen, bis zum Theaterstück „Golda“ (1977). In den sechziger Jahren folgen diverse Hauptrollen in Filmen wie „Seven Women“ („Sieben Frauen“, 1966) und „The Pumpkin Eater“ („Schlafzimmerstreit“, 1963), für den die Schauspielerin 1964 den „Golden Globe Award“ und den „Darstellerpreis der Filmfestspiele von Cannes“ erhält.

Ihren großen Durchbruch und den größten Erfolg ihrer Karriere feiert Anne Bancroft dann als „Mrs. Robinson“ in der Gesellschaftssatire „The Graduate“ („Die Reifeprüfung“) an der Seite von Dustin Hoffmann und Katherine Ross. Im für damalige Verhältnisse revolutionären Film wird das erste Mal publikumswirksam und vorurteilsfrei die Beziehung einer verheirateten Frau zu einem jüngeren Liebhaber geschildert. Für ihre Darstellung wird Anne Bancroft 1968 mit einem „Golden Globe“ geehrt.

Mit ihrem Ehemann Mel Brooks spielt Anne Bancroft in zahlreichen Filmen zusammen, unter anderem 1983 in „To Be Or Not To Be“ („Sein oder Nichtsein“). Die auch im Alter noch sehr geschätzte Darstellerin übernimmt verstärkt skurrile Frauenrollen und stellt dabei ihr großes komödiantisches Talent unter Beweis – so in „The Prisoner Of Second Avenue“ (“ Das Nervenbündel“, 1975) an der Seite von Jack Lemmon. Eine ihrer eindrucksvollsten Leistungen ist die Rolle der überforderten Mutter eines Travestie-Stars in „Torch Song Trilogy“ („Das Kuckucksei“, 1988) neben Harvey Fierstein. 1995 kann man Anne Bancroft in Jodie Foster Familienkomödie „Home For The Holidays“ („Familienfest und andere Schwierigkeiten“) neben Holly Hunter als exzentrisches Familienoberhaupt sehen. Auch in „Keeping The Faith“ („Glauben ist alles!“, 2000) verkörpert sie an der Seite von Ben Stiller eine jüdische Mutter.

Der Regisseur von „The Graduate“, Mike Nichols, rühmt Anne Bancroft als einzigartige Schauspielerin: „Ihre Kombination aus Verstand, Humor, Offenheit und Gefühl war einmalig. Ihre Schönheit hat sich ständig mit ihren Rollen gewandelt, und weil sie eine großartige Schauspielerin war, hat sie sich für jede Darstellung radikal geändert.“

Zuletzt sieht man Anne Bancroft immer wieder in Nebenrollen wie in „Up At The Villa“ („Die Villa“, 2000) und in der Komödie „Heartbreakers“ (2001) neben Sigourney Weaver.

Anne Bancroft – die mit dem Schauspieler und Regisseur Mel Brooks verheiratet ist mit ihm den gemeinsamen Sohn Max hat – stirbt am 16. Juni 2005 im Alter von dreiundsiebzig Jahren im New Yorker Mount Sinai Hospital an den Folgen einer Krebserkrankung.