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Brigitte Horney

Mit ihren markanten Gesichtszügen und ihrer tiefen Stimme ist sie prädestiniert für Rollen ehrgeiziger, starker und selbstbewusster Frauengestalten – ob als Zarin, Krankenschwester, Salondame oder gute Kameradin, mit weltoffenem Charme und einer gelassenen Nonchalance schafft Brigitte Horney es, sich in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als herb-eigenwilliger Anti-Star und große Charakterdarstellerin zu etablieren

Brigitte Horney wird am 29. März 1911 als älteste von drei Töchtern der Psychoanalytikerin Karen Horney und des Berliner Industriellen Oscar Horney im Berliner Stadtteil Dahlem geboren. Ihre Mutter – eine weltbekannte Psychoanalytikerin – siedelt 1931 mit ihren beiden ältesten Töchtern in die USA über, wo sie jahrelang eine psychoanalytische Abteilung an der Universität Chicago und später ein Institut in New York leitet. Brigitte Horney wird von englischsprachigen Kindermädchen erzogen und wächst so zweisprachig auf – dieser Umstand verhilft ihr, sich später leicht in der internationalen Filmbranche zu etablieren. Noch während es Besuchs des Lyzeums geht sie auf die Berliner “Ilka-Grüning-Schauspielschule” und nimmt gleichzeitig Tanzunterricht bei Mary Wigman. Seit ihrem sechsten Lebensjahr leidet Brigitte Horney an Tuberkulose und verlebt daher auch einige Jahre in schweizerischen Internaten.

Gegen Ende der zwanziger Jahre erhält Brigitte Horney einige Engagements an Theatern in Berlin, Zürich und Göttingen – 1930 wird sie dann für den Film entdeckt und steht für “Abschied” (1930) das erste Mal vor der Filmkamera. Bekannt wird sie durch ihre Rolle im Film “Liebe, Tod und Teufel” (1934), worin sie das Lied “So oder so ist das Leben” vorträgt. In den dreißiger und vierziger Jahren kann man Brigitte Horney in zahlreichen Filmen sehen, wie in “Der grüne Domino” (1935), in “Savoy Hotel 217″ (1936) neben Hans Albers, in den britischen Produktionen “Secret Lives” (1937) und “The House Of The Spaniard”, in “Revolutionshochzeit” (1937), in “Anna Favetti” (1938), in “Du und ich” (1938), in “Verklungene Melodie” (1938), in “Der Gouverneur” (1939), in “Eine Frau wie du” (1939), in “Illusion” (1941), in “Geliebte Welt” (1942) und in “Münchhausen” (1943).

Während der Zeit des Nationalsozialismus setzt sich Brigitte Horney wiederholt für verfolgte Kollegen ein – für den wegen der Ehe mit einer Jüdin mit Schauspielverbot belegten Joachim Gottschalk fliegt sie in die Schweiz, um für diesen ein Engagement einzuholen. Nach dem Selbstmord der Familie Gottschalk nimmt sie neben wenigen anderen Mutigen trotz Verbots durch die Regierung an der Beerdigung teil. Sie pflegt Kontakt zu Carl Zuckmayer im Exil und versteckt den mit Schreibverbot belegten Erich Kästner in ihrem Haus in Neubabelsberg.

Kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges siedelt Brigitte Horney in die Schweiz über, begeistert am Schauspielhaus Zürich in Stücken von Max Frisch und Jean-Paul Sartre, ab 1950 steht sie in Basel auf der Bühne und danach folgt eine Engagement in Göttingen. Ab 1948 kann man Brigitte Horney auch wieder in deutschen Spielfilmen sehen, wie in “Die Frau am Wege” (1948), in “Solange du da bist” (1953) neben Hardy Krüger und Maria Schell, in “Gefangene der Liebe” (1954), in “Der letzte Sommer” (1954), in “Der gläserne Turm” (1957), in “Nacht fiel über Gotenhafen” (1960) mit Sonja Ziemann und Mady Rahl, in “Das Erbe von Björndal” (1960) mit Ellen Schwiers, in “Ruf der Wildgänse” (1961) und im “Edgar-Wallace”-Film “Neues vom Hexer” (1965) neben Barbara Rütting

Gegen Ende der sechziger Jahre verlegt Brigitte Horney ihre Aktivitäten verstärkt ins Deutsche Fernsehen. So spielt sie in den populären Krimi-Reihen “Derrick” oder “Der Kommissar”, agiert als Tante Polly in “Tom Sawyer und Huckleberry Finn” (1980) sowie in “Teegebäck und Platzpatronen” (1980). Unvergesslich sind ihre Auftritte in der beliebten Vorabendserie “Jakob und Adele” an der Seite von Carl Heinz Schroth sowie die Darstellung der Gräfin Herta von Guldenburg in “Das Erbe der Guldenburgs” neben Iris Berben, Ruth Maria Kubitschek und Christiane Hörbiger

Brigitte Horney wird mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt – bereits 1930 erhält sie den “Reinhardt-Preis”, 1972 folgt das “Filmband in Gold”, 1983 die “Goldene Kamera” und 1987 der “Tele-Star”. Seit 1953 ist Brigitte Horney amerikanische Staatsbürgerin. In erster Ehe ist sie von 1941 bis 1954 mit dem Kameramann Konstantin Irmen-Tschet und in zweiter Ehe bis zu dessen Tod mit dem Kunsthistoriker Hanns Swarzenski verheiratet. Die beliebte Schauspielerin stirbt am 27. Juli 1988 in Hamburg-Eppendorf an den Folgen eines Krebsleidens – ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof der bayerischen Gemeinde Wielenbach im Ortsteil Wilzhofen.