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Maria Schell

Sie ist einer der größten Stars des deutschsprachigen Films der fünfziger und sechziger Jahre, mit ihren Kollegen Dieter Borsche und O. W. Fischer bildet sie das Traumpaar der bundesdeutschen Wirtschaftswunder-Zeit. Für ihr gekonntes „Lächeln unter Tränen“ wird ihr der Spitzname „Seelchen“ gegeben, welchen sie nie wirklich mag – als eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen von Weltrang gilt Maria Schell bereits zu Lebzeiten als Legende

Maria Margarete Anna Schell wird am 15. Januar 1926 in Wien als Tochter des schweizerischen Schriftstellers Hermann Ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Margarethe Noé von Nordberg geboren. Sie wächst mit ihren Geschwistern Maximilian, Carl und Immy zunächst in Österreich auf – nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 flüchtet die Familie nach Zürich. Maria Schell besucht eine Klosterschule im elsässischen Colmar, nach Kriegsbeginn kehrt sie zu den Eltern zurück.

Nach dem Abbruch einer kaufmännische Ausbildung wird ihr Talent von Sigfrit Steiner entdeckt und sie erhält 1942 eine erste Filmrolle im Schweizer Filmdrama „Steibruch“ an der Seite von Heinrich Gretler – damals noch unter dem Namen Gritli Schell. Danach nimmt sie Schauspielunterricht und erhält zunächst mehrere Theaterengagements, nach dem Ende des Krieges wendet sie sich wieder dem Film zu. Ihre erste Hauptrolle spielt Maria Schell 1948 in „Der Engel mit der Posaune“. Danach folgen etliche vorwiegend seichtere Filme ganz im Stil der damaligen Zeit wie „Maresi“ (1948) neben Attila Hörbiger, „Dr. Holl – Die Geschichte einer großen Liebe“ (1951) oder „Bis wir uns wiederseh’n“ (1952) häufig mit Dieter Borsche oder O. W. Fischer in den männlichen Hauptrollen.

Ihren großen Durchbruch feiert Maria Schell 1954 unter der Regie von Helmut Käutner in „Die letzte Brücke“ (1953) an der Seite von Barbara Rütting und Bernhard Wicki – für ihre Leistung wird sie 1954 mit dem „Großen Preis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes“ als „Beste Schauspielerin“ ausgezeichnet. Danach sieht man sie in „Solange Du da bist“ (1953) neben Hardy Krüger und Brigitte Horney, in „Die Ratten“ (1955) an der Seite von Curd Jürgens und Gustav Knuth und in „Rose Bernd“ (1956).

1956 wird Maria Schell in Venedig mit dem „Coppa Volpi“ für die Titelrolle der Wäscherin in René Clements Zola-Verfilmung „Gervaise“ geehrt, der als bester ausländischer Film auch für einen „Oscar“ nominiert wird. Während ihres Aufenthaltes in Hollywood anlässlich der Preisverleihung wird sie von Yul Brynner in einer Hotellobby „entdeckt“ – er setzt sich für sie als Besetzung der „Gruschenka“ in der Verfilmung von Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“ ein. Nach diesem Erfolg steht Maria Schell für diverse internationale Filmproduktionen vor der Kamera – unter anderem neben Marcello Mastroianni und Jean Marais in „Le Notti Bianche“ („Weiße Nächte“, 1957), an der Seite von Gary Cooper in „The Hanging Tree“ („Der Galgenbaum“, 1958) und neben Glenn Ford in „Cimarron“ (1960).

Bereits in den sechziger Jahren werden die Filmangebote spärlicher und Maria Schell tritt vermehrt auf Theaterbühnen auf – 1976 wird sie am New Yorker Broadway in Pavel Kohouts Stück „Armer Mörder“ von Publikum und Kritikern überschwänglich gefeiert und 1982 spielt sie die Rolle der Claire Zachanassian in Max Peter Ammanns Bühnenverfilmung „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt. Dennoch kommt die zweite Karriere als reife Schönheit und Charakterdarstellerin trotz diverser Erfolge in Amerika und Frankreich wegen privater Krisen nicht recht in Gang.

Ab den siebziger Jahren übernimmt Maria Schell häufig Neben- oder Gastrollen in diversen Kinoproduktionen – dazu zählen Auftritte in „The Odessa File“ („Die Akte Odessa“, 1974), in „Superman“ (1977) neben Christopher Reeve, Marlon Brando und Terence Stamp, in „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ (1978) an der Seite von David Bowie und Kim Novak und in „La passante du Sans-Souci“ („Die Spaziergängerin von Sans-Souci“, 1982) neben Romy Schneider, Michel Piccoli und Mathieu Carrière.

In den achtziger Jahren ist Maria Schell vorwiegend in TV-Produktionen zu sehen – von 1987 bis 1991 ist sie der Star in der erfolgreichen Fernsehserie „Die glückliche Familie“ und von 1994 bis 1995 wirkt sie in der Fernsehsaga „Der Clan der Anna Voss“ mit. Ihre letzte Rolle spielt Maria Schell 1995 als Äbtissin in „Heilig Blut“ – einer Folge der populären Krimireihe „Tatort“.

Die Schauspielerin erhält im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Filmpreise und Ehrungen – achtmal den „Bambi“, die „Coppa Volpi“ der Filmfestspiele von Venedig, den „Deutschen Filmpreis“ sowie das „Bundesverdienstkreuz“.

Maria Schell ist von 1957 bis 1965 mit dem Regisseur Horst Hächler und von 1966 bis 1986 mit dem Regisseur Veit Relin verheiratet – beide Ehen werden geschieden. Aus der ersten Ehe stammt ihr Sohn Oliver, aus der zweiten ihre Tochter Marie-Theres Relin, die ebenfalls als Schauspielerin tätig ist.

Die Schauspielerin, die in ihren letzten Lebensjahren unter privaten Rückschlägen und schweren seelischen und gesundheitlichen Problemen leidet, hat 2002 bei der Weltpremiere von „Meine Schwester Maria“ – dem Dokumentarfilm ihres Bruders Maximilian Schell – ihren letzten öffentlichen Auftritt. Maria Schell stirbt am 26. April 2005 im Alter von neunundsiebzig Jahren auf der von den Eltern ererbten Familienalm im österreichischen Kärnten an den Folgen einer Lungenentzündung. Ihre Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof Preitenegg in Kärnten.