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Carmen Miranda

In den dreißiger Jahren beherrschen die Sambas der „Brazilian Bombshell“ den Markt, sie singt in Cabarets und im Radio und gilt als beste Interpretin brasilianischer Musik, welche sie weltweit bekannt macht – Carmen Miranda kreiert nicht nur musikalische Stile, sondern gilt noch heute als „Lady mit dem Tutti-Frutti-Hut“ als Brasiliens unsterblicher Mythos

Carmen Miranda kommt als Maria do Carmo Miranda da Cunha am 9. Februar 1909 im portugiesischen Marco de Canaveses als zweites von sechs Kindern von José Maria Pinto da Cunha zur Welt. Ihren Künstlernamen Carmen erhält sie nach Carmen, der Hauptfigur aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet. Im Alter von zwei Jahren zieht ihre Familie mit ihr nach Rio de Janeiro, wo sie eine französische Ordensschule für die Unterschicht besucht und mit fünfzehn Jahren in einem Modegeschäft als Hutmacherin anfängt. Mit ihren dort erworbenen Kenntnissen macht sie sich bald erfolgreich selbständig.

Ab Mitte der zwanziger Jahre macht das temperamentvolle Mädchen erste Erfahrungen als Schauspielerin – sie singt 1928 das erste Mal im Radio und nimmt 1929 ihre erste Schallplatte auf. Ihr erster Hit „Taí“ von Joubert de Carvalho entwickelt sich in den dreißiger Jahren zu ihrer Erkennungsmelodie. Ihren ersten kurzen Filmauftritt hat sie 1933 als Karneval-Sängerin im Musical „A Voz do Carnaval“ von Adhemar Gonzaga und Humberto Mauro. Es folgen Konzerte, Schallplattenaufnahmen und Filmrollen wie 1939 in „Banana da Terra“, in dem sie ihr berühmtes Baiana-Kostüm trägt und die Komposition „O que é que a baiana tem?“ singt. Einige Auftritte absolviert die Sängerin in Absätzen von achtzehn Zentimetern Höhe.

Nach Carmen Mirandas ersten Erfolgen in Lateinamerika lässt Hollywood nicht lange auf sich warten – nach einem Gastspiel am New Yorker Broadway gibt ihr das Filmstudio 20th Century Fox einen Film-Vertrag. In der damaligen Zeit sind südamerikanische Rhythmen in den USA ungemein beliebt, und Carmen Miranda erobert sich mit der ihr eigenen Art der Interpretationen das Publikum.

Ihren ersten Filmauftritt hat Carmen Miranda mit einer kleinen Revuenummer in „Down Argentine Way“, in den folgenden Jahren entwickelt sie sich zu einer beliebten Darstellerin in den damals sehr populären Musical-Filmen, in denen sie neben anderen Stars wie Betty Grable und Alice Faye in absurd überladener Kostümierung als temperamentvolle Südamerikanerin eingesetzt wird. Oft stiehlt sie den anderen Stars die Show, der Höhepunkt ihrer Karriere ist 1943 der Film „The Gang’s All Here“, der eine der bizarrsten Choreographien überhaupt enthält. Bereits 1946 gilt Carmen Miranda als eine der bestverdienenden Schauspielerinnen Hollywoods.

Mit dem Ende des Krieges beginnt der Stern von Carmen Miranda zu sinken, die flitterbunten Revue-Filme mit dem Latino-Touch sind plötzlich nicht mehr gefragt. Sie hat noch eine Rolle im Groucho-Marx-Streifen „Copacabana“ (1947), spielt neben Elizabeth Taylor in „A Date With Judy“ („Wirbel um Judy“, 1948) und agiert an der Seite des Komiker-Duos Jerry Lewis und Dean Martin in „Scared Stiff“ („Starr vor Angst“, 1953). Danach geht Carmen Miranda auf ausgedehnte Tourneen, wobei sie nie ihrem Heimatland Portugal ein Konzert gibt.

Mit ausbleibendem Erfolg versinkt Carmen Miranda in Depressionen, die desaströse Ehe mit dem Filmproduzenten David Sebastian, der sie wie einen entkräfteten Zirkusgaul durch die Konzertsäle und Cabarets des Landes jagt, verschlimmert ihren Zustand. Sie nimmt Tabletten und vereinsamt. Ihr Ehemann findet sie schließlich in ihrem Hotelzimmer, Carmen Miranda liegt auf dem Boden und sieht aus, als schliefe sie – als Todesursache wird eine Überdosis Schlaftabletten angegeben.

Carmen Miranda stirbt am 5. August 1955 im kalifornischen Beverly Hills und wird auf dem Friedhof São João Batista in Rio de Janeiro beerdigt. Am Tag ihrer Beisetzung säumen nahezu eine Million Menschen die Straßen, um einen letzten Blick auf ihren Sarg zu werfen. Vor dem Rathaus spielt ihre Band den Song „Taí“, ihren ersten Erfolg. Die Menge singt nicht mit – sie summt, ergriffen und traurig. Carmen Miranda ist nun endgültig heimgekehrt – Tag und Nacht defilieren die Menschen an der aufgebahrten Sängerin vorbei, um Lebewohl zu sagen.

Carmen Miranda gilt heute als brasilianischer Mythos – mit ihren Sambas, ihrer tanzverzückten Albernheit und ihren grotesken Transformationen erkennt sich die Nation wieder. Eine Zeit lang ist sie das Latino-Girl schlechthin – unseriös, übertrieben, plakativ, sie ist Pop-art, bevor es Pop-art überhaupt gibt. Carmen Miranda kokettiert mit ihrem Image und liefert in gebrochenem Englisch, mit rollendem Kopf und ständig wachsenden Obstpyramiden auf dem Kopf, was der Markt von ihr verlangt.

1998 wird in Los Angeles die Kreuzung „Hollywood Boulevard“ und „Orange Drive“ in „Carmen-Miranda-Place“ umbenannt.