In der langen Geschichte des Eurovision Song Contests polarisiert kaum jemand mehr als die bärtige Sängerin im Abendkleid – 2014 schmettert Conchita Wurst ihr „Rise Like A Phönix“ und gewinnt den europäischen Musikwettbewerb haushoch. Während sich Osteuropa mit Grauen abwendet, wird die bewusst mit den Geschlechterrollen spielende „Queen Of Austria“ in der westlichen Welt als Galionsfigur für Freiheit und Toleranz gefeiert
Conchita Wurst wird als Thomas Neuwirth am 6. November 1988 im oberösterreichischen Gmunden als einziges Kind der Gastwirte Helga und Siegfried Neuwirth geboren und wächst in Bad Mitterndorf auf. 2006 erreicht er bei der österreichischen TV-Castingshow „Starmania“ den zweiten Platz und 2007 gründet er mit einigen Freunden die Boyband „jetzt anders!“, die sich aber schon bald auflöst. 2011 schließt Thomas Neuwirth eine Ausbildung an der Grazer Modeschule ab.
Seit 2011 tritt Tom Neuwirth in der Öffentlichkeit als Dragqueen Conchita Wurst – eine Diva mit Vollbart – in Erscheinung. Thomas Neuwirth erklärt die Schaffung der Kunstfigur als Statement gegen Diskriminierungen, die er in seiner Jugend aufgrund seiner Homosexualität erfährt. Den Namen „Wurst“ wählt er, weil es nach eigene Angaben „wurst“ ist, woher man kommt und wie man aussieht. Der Österreicher betont ebenfalls, kein Transsexueller zu sein, sondern mit seiner Kunstfigur lediglich die Unterschiede der Geschlechter zu verwischen.
Nachdem Conchita Wurst 2012 beim österreichischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2013 einen Sieg nur knapp verpasst, darf sie 2014 ihr Heimatland mit der opulenten Hymne „Rise Like A Phönix“ vertreten – sie gewinnt den weltweit größten Musikwettbewerb, der von hundert Millionen Zusehern verfolgt wird, haushoch. Nach Udo Jürgens’ „Merci, Chérie“ von 1966 ist dies der zweite Sieg des Alpenlandes. Bei der Preisverleihung sagt Conchita Wurst: „Dieser Abend ist allen gewidmet, die an eine Zukunft in Frieden und Freiheit glauben. Ihr wisst, wer wir sind: Wir sind eine Gemeinschaft und wir sind unaufhaltbar.“
Bereits im Vorfeld des Wettbewerbs kommt es zu hitzigen Diskussionen über die Teilnahme der vollbärtigen Frau – nach dem Sieg Conchita Wursts rufen Russland und Weißrussland zum Boykott des Eurovision Song Contests auf, die Türkei kündigt ihre zukünftige Teilnahme auf und in Polen sieht man den „Verfall des modernen Europas“ heraufziehen. Ungeachtet dessen hat Conchita Wurst ihren Sieg auch der hohen Punktzahl zahlreicher osteuropäischer Länder zu verdanken. „Rise Like At Phoenix“ erreicht in sieben Ländern die Top Ten und in Österreich den ersten Platz der Charts.
In den internationalen Medien wird der überraschende Erfolg Conchita Wursts mit dem plötzlichen Auftauchen sogenannter „Underdogs“ verglichen, ausgegrenzten Menschen oder Mitgliedern von Minoritäten, die durch ihre Gesangleistung Diskriminierungen überwinden und massiven Zuspruch breiter Bevölkerungsschichten erringen. Weltstars wie Lady Gaga, Udo Jürgens, Cher, Elton John, Madonna und Julio Iglesias gratulieren Conchita Wurst zu ihrem Sieg.
Im Sommer 2014 ist Conchita Wurst in der britischen Talkshow von Graham Norton zu Gast, der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann Conchita lädt sie ins Bundeskanzleramt ein, wo er ausdrücklich ihre Botschaft lobt. Im Herbst 2014 tritt Conchita Wurst vor dem Europa-Parlament auf.
Ende 2014 erscheint die neue Single „Heroes“ von Conchita Wurst und 2015 das dazugehörige Album.
Conchita Wurst lebt in Wien.