Länger als ein halbes Jahrhundert lang ist er der bedeutendste Interpret des gehobenen deutschen Schlagers, mit Evergreens wie „Griechischer Wein“, „Ich war noch niemals in New York“ und „Merci Cherie“ singt sich Udo Jürgens in die Herzen seiner zahlreichen Fans – der Österreicher mit dem weltmännischen Charisma schreckt nicht davor zurück, in seinen Texten sozialkritische Töne anzuschlagen, er komponiert Hits für Weltstars wie Shirley Bassey und Frank Sinatra und verkauft in seiner langen Karriere über hundert Millionen Tonträger
Udo Jürgens kommt am 30. September 1934 als Udo Jürgen Bockelmann in Klagenfurt im österreichischen Bundesland Kärnten zur Welt – er ist der Sohn des russischstämmigen Rudolf Bockelmann und dessen norddeutscher Ehefrau Käthe. Nach dem Krieg lassen sich seine Eltern auf einem Gut in Kärnten nieder, welches Udo Jürgens’ Großvater seinen Söhnen schenkt. Er wächst zusammen mit seinen beiden Brüdern John und Manfred in behüteten Verhältnissen auf und studiert nach dem Krieg am Salzburger Mozarteum Musik. Erste Songtexte mit eigener Musik entstehen, die er unter dem Künstlernamen Udo Bolán im Rahmen kleiner Konzerte vorträgt. Nachdem seine erste Single „Es waren weiße Chrysanthemen“ floppt, heuert er als Pianist in der Band von Max Greger an.
Seinen ersten größeren Erfolg feiert Udo Jürgens 1950, als er mit dem Titel „Je t’aime“ den ersten Platz eines Kompositions-Wettbewerbes gewinnt. 1959 komponiert er für Lale Andersen den Titel „Jenny“ und 1964 für Shirley Bassey den Song „Reach For The Stars“. 1964 startet Udo Jürgens beim „Eurovision Song Contest“ für Österreich mit dem von Joachim Fuchsberger getexteten Titel „Warum nur, warum?“ und erreicht den fünften Platz, die englische von Matt Monroe gesungene Version „Walk Away“ wird später ein Welthit. Für Frank Sinatra komponiert Udo Jürgens „If I Never Sing Another Song“, welcher der Weltstar wegen einer Karrierepause an seinen Freund Sammy Davis Jr. abtritt – dieser beendet von da an jeden seiner Auftritte mit diesem Lied. 1965 nimmt Udo Jürgens erneut am Eurovision Song Contest teil und erreicht mit „Sag ihr, ich lass sie grüßen“ den vierten Platz, erst bei der dritten Teilnahme erreicht er 1966 in Luxemburg mit „Merci Chérie“ den ersten Platz seines Heimatlandes Österreich bei diesem Wettbewerb. Nach seinem damit verbundenen internationalen Durchbruch folgen ausgedehnte Welttourneen und er nimmt seine Kompositionen in diversen Sprachen auf.
Udo Jürgens singt mehrere Lieder für die „ARD-Fernsehlotterie“ – wie „Zeig mir den Platz an der Sonne“, „Ein Lied für alle, die einsam sind“ und „Ist das nichts?“. Zu seinem größten Hit wird „Griechischer Wein“ (1975) – Bing Crosby nimmt das Lied unter dem Titel „Come Share The Wine“ auf und später singt es auch Al Martino. Der größte Verkaufserfolg des Sängers ist jedoch „Buenos dias, Argentina“ (1978) mit der bundesdeutschen Fußball-Nationalelf – in den USA wird Udo Jürgens für das Lied mit einem „Grammy“ geehrt. Weitere WM-Songs des fußballvernarrten Sängers wie „Sempre Roma“ (1990) und „Die Wunderknaben“ (1998) folgen. Zudem schreibt er für Bundestrainer Helmut Schön zu dessen Abschied „Der Mann mit der Mütze“ (1978). 1996 wird Udo Jürgens von Franz Beckenbauer mit dem „FIFA-Verdienstorden“ für seine Verdienste um den Sport geehrt.
In den fünfziger und sechziger Jahren spielt Udo Jürgens in mehreren deutschen Kinoproduktionen mit, auch in diversen TV-Serien – wie „Das Traumschiff“ und „Ein Schloss am Wörthersee“ – kann man ihn in den neunziger Jahren sehen.
1992 spielt Udo Jürgens auf der Donauinsel in Wien vor 220.000 Zuschauern – das Konzert gilt als das bisher größte Konzert in Europa. Zu seinem von ihm lange besungenen sechsundsechzigsten Lebensjahr begibt sich Udo Jürgens im Jahr 2000 auf eine eindrucksvolle Geburtstags-Tournee und zwei Jahre später erscheint das Album „Es lebe das Laster“ mit insgesamt fünfzehn neuen Songs. 2007 ist die Premiere des Udo-Jürgens-Musicals „Ich war noch niemals in New York“ im Hamburger Operettenhaus und 2008 begibt sich Udo Jürgens mit „Einfach Ich“ auf neue Wege – heraus kommt eines der interessantesten Studio-Alben des Sängers innerhalb der letzten zehn Jahre.
Beschäftigt man sich genauer mit den Songs von Udo Jürgens, fällt auf, dass er im Gegensatz zu anderen deutschen Schlagersängern lyrisch wie musikalisch mit einer großen Bandbreite aufwartet – ab den siebziger Jahren sprechen viele seiner Texte wie „Cafe Größenwahn“, „Aber bitte mit Sahne“, „Ein ehrenwertes Haus“, „Traumtänzer“, „Rot blüht der Mohn“, „Griechischer Wein“ und „Lieb Vaterland“ gesellschaftliche Probleme an. Er singt Duette mit Margot Eskens, Rene Kollo und Reinhard Fendrich und schreibt mehrere Lieder gemeinsam mit Reinhard Mey und Alexandra – man kann ihn auch als einen der wenigen deutschsprachigen Chanson-Sänger bezeichnen, sein Umgang mit der deutschen Sprache und seine Lyrik machen ihn zum Idol für zahlreiche nachfolgende Künstler.
Im Laufe seiner langen Karriere wird Udo Jürgens mit etlichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet – nach zahlreichen „Goldenen Schallplatten“, „Bambis“ und „Bravo-Ottos“ erhält Udo Jürgens 2000 den Medienpreis „Goldene Feder“ und 2004 den „Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises“ für sein Lebenswerk.
Von 1964 bis 1989 ist Udo Jürgens mit der Fotografin Panja Jürgens verheiratet – zusammen haben sie die Kinder John und Jenny. 1999 heiratet Udo Jürgens seine langjährige Partnerin Corinna Reinhold, 2006 erfolgt die Scheidung. Udo Jürgens hat zwei weitere uneheliche Kinder. Zuletzt lebt Udo Jürgens in einer Villa am Zürichsee.
Udo Jürgens stirbt im Alter von achtzig Jahren am 21. Dezember 2014 im Krankenhaus von Münsterlingen im schweizerischen Kanton Thurgau an Herzversagen – er wird in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.