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Dalida

In ihrer langen Karriere nimmt sie über fünfhundert Lieder auf, sie füllt die größten Konzerthäuser der Welt und ihr Klassiker „Am Tag als der Regen kam“ hält sich monatelang in den deutschen Hitparaden – Dalidas Leben ist von Tragik, Glamour und Erfolg geprägt, auch noch Jahrzehnte nach ihrem frühen Tod wird sie von ihren Fans als eine der größten Legenden des französischen Chansons verehrt

Dalida kommt am 17. Januar 1933 in Choubra – einem Viertel von Kairo – als Yolanda Christina Gigliotti zur Welt. Als zweites von drei Kindern verbringt sie ihre Kindheit und Jugend in der ägyptischen Hauptstadt – ihr Vater Pietro Gigliotti ist als Geiger am dortigen Opernhaus engagiert. Ihre Großeltern sind um die Jahrhundertwende aus der süditalienischen Provinz Catanzaro ausgewandert. Dalida besucht eine katholische Schule, arbeitet als Sekretärin und nimmt 1952 als Achtzehnjährige das erste Mal an einem Schönheitswettbewerb teil. Drei Jahre später wird sie zur „Miss Ägypten“ gewählt und übernimmt schon bald kleine Nebenrollen in Filmen wie „Joseph et ses frères“, „The Mask Of Toutankhamon“ und „A Glass And A Cigarette“. Mit zweiundzwanzig Jahren geht sie nach Paris um Schauspielerin zu werden.

Dalidas Laufbahn als Sängerin beginnt 1956, als sie sich an einem Chanson-Nachwuchswettbewerb im Pariser Olympia beteiligt. Dabei fällt sie dem Chef des Hauses, Bruno Coquatrix, dem Plattenproduzenten Eddie Barclay und dem Programmdirektor des Senders Europe 1, Lucien Morisse, auf. Bereits ihre erste Schallplatte „Bambino“ von 1956 entwickelt sich zum Hit und bringt ihr die extra für sie erfundene „Goldene Schallplatte“ ein. 1958 wählt man sie zur „Sängerin des Jahres“ und zeichnet sie zusammen mit Yves Montand mit dem „Music Hall Bravo“ aus – seitdem ist sie Stammgast auf den Titelseiten der bunten Magazine.

Weitere „Goldene Schallplatten“ bekommt Dalida für „Ciao Ciao Bambina“, „Guitare et Tambourin“ und „Am Tag, als der Regen kam“ – das Lied erreicht den ersten Platz der deutschen Hitparade und behauptet sich ein halbes Jahr lang unter den zehn erfolgreichsten Schlagern. Dalida avanciert zur „Königin der Jukebox“ – allein 1960 verdient sie sich fünf „Goldene Schallplatten“ mit „Romantica“, „T’aimer follement“, „Les enfants du Pirée“, „Itsi-Bitsi“ und „Milord“. Im Laufe ihrer Karriere nimmt die sie rund fünfhundert Lieder in acht Sprachen auf.

1961 heiratet die achtundzwanzigjährige Dalida in Paris ihren Entdecker Lucien Morisse – die Ehe scheitert schon einige Monate später, als Dalida mit dem polnischen Maler Jean Sobieski zusammenzieht. Im selben Jahr überreicht man ihr „Goldene Schallplatten“ für „Last Waltz“, „Achète-moi un jukebox“ und „Garde moi la dernière danse“. 1961 bezieht sie im Pariser Montmartre eine Villa und trennt sich von Jean Sobieski.

1964 begleitet Dalida für den Rundfunksender Europe 1 die „Tour de France“ – jeden Abend tritt sie nach dem Rennen auf der Bühne auf, sie fährt durch Frankreich und singt fast dreitausend Lieder. 1964 nimmt Dalida für mehr als zehn Millionen verkaufte Schallplatten ihre erste Platinplatte entgegen und 1967 ehrt man sie in Italien als populärste Sängerin mit dem „Oscar Canzonissima“.

1967 nehmen Dalida und ihr Freund – der italienische Komponist und Sänger Luigi Tenco – am Schlagerfestival von San Remo teil. Erst singt Luigi Tenco, dann Dalida das Chanson „Ciao amore, ciao“ – während ihm die Stimme versagt, wird Dalida bejubelt. Als die Jury entscheidet, dass beide Künstler nicht am Finale teilnehmen dürfen, schreibt Luigi Tenco im Hotel Savoy einen Abschiedsbrief, in dem er die Entscheidung der Jury anprangert und tötet sich durch einen Schuss in den Kopf. Dalida, die ihn tot auffindet, muss von zwei Männern vom Leichnam getrennt werden. Nach dieser Tragödie ist sie innerlich wie tot und plant heimlich, Tenco, den sie 1967 heiraten wollte, in den Tod zu folgen. Sie leidet unter psychischen Problemen und Depressionen – ein Suizidversuch scheitert. Dalida überwindet die damalige Krise mit Hilfe einer Psychotherapie. Der Schriftsteller Arnaud Desjardins, der sein Leben fernöstlichen Religionen widmet, wird ihr neuer Freund – sie begleitet ihn nach Indien, bereist das Land drei Jahre lang und begibt sich in die Obhut eines geistlichen Führers.

1968 wird Dalida für ihre Verdienste um das französische Chanson die Medaille des Präsidenten Charles de Gaulle „Maison des Intellectuels“ überreicht, auch erhebt man sie zum „Commandeur des Arts, Sciences et Lettres“ und verleiht ihr das „Ehrenkreuz von Vermeil“. Für „Le temps des fleurs“, „Gigi“ und „J’attendrai“ nimmt sie weitere „Goldene Schallplatten“ entgegen. 1970 übernimmt Dalida selbst die Produktion ihrer Schallplatten und stellt ihren jüngeren Bruder Bruno „Orlando“ Gigliotti als Produzent und Manager ein. 1971 tritt Dalida nach vierjähriger Pause mit neuem Repertoire wieder im Olympia in Paris auf – da niemand mit einem Erfolg rechnet, musst sie selbst die Saalmiete tragen.

1972 wird der Maler und Sänger Richard Chanfray Dalidas neuer Lebensgefährte – er ist in der Pariser Gesellschaft als „Graf von Saint-Germain“ bekannt. Mit ihm lebt sie auf Korsika. Doch das Glück währt nicht lange – 1983 findet man seine Leiche südfranzösische Straße. Er sei unfähig gewesen, sich ein Leben ohne Dalida vorzustellen und müsse diesen Weg wählen.

1973 nimmt Dalida das Duett „Paroles, paroles“ mit Alain Delon auf, mit dem sie in den sechziger Jahren eine kurze Affäre hat – der Song wird in vielen Ländern ein Hit. Auch mit „Er war gerade 18 Jahr“ und „Gigi der Geliebte“ kann die Sängerin wieder an frühere Erfolge anknüpfen.

In den folgenden Jahren wird es ruhiger um Dalida – nur in den Klatschblättern taucht sie noch auf. Mit ambitionierten Chansonsängerinnen wie Barbara oder Juliette Gréco kann sie nicht konkurrieren – dafür ist ihr Repertoire zu simpel – und mit den jüngeren Sängerinnen wie Françoise Hardy oder Sylvie Vartan ebenso wenig, dafür ist sie als Dreißigjährige im „Yé-Yé“-Zeitalter bereits zu alt.

Mitte der siebziger Jahre erscheint Dalida da, wo sie niemand erwartet – mitten in der Disco-Bewegung. Ihre Neufassung von „J’attendrai“ avanciert zum ersten französischen Disco-Hit und Dalida avanciert zur unbestrittenen französischen Disco-Pionierin. Mit „Génération 78“ liefert sie das erste französische Medley und unterlegt dieses mit dem ersten französischen Videoclip überhaupt. Auch die Amerikaner lieben die Entertainerin, die Glamour und Professionalität so genial vereint – sie muss nicht lange auf eine Einladung nach New York warten und so steht sie 1978 auf der Bühne der Carnegie Hall. Das Publikum reagiert wie entfesselt – ihr neues Lied „Lambeth Walk“ – eine Art Zwanziger-Jahre-Schlager – wird begeistert aufgenommen und die Lokalpresse huldigt ihr.

Während der letzten Jahre ihres Lebens sieht man den Namen von Dalida nicht mehr in den internationalen Hitparaden. 1986 wird sie bei der Uraufführung des Films „Le sixième jour“ („Der sechste Tag“) in ihrer Geburtsstadt Kairo ein letztes Mal gefeiert – darin spielt sie die Hauptrolle und singt das Titellied.

Für ihre zahlreichen Hits erhält Dalida fünfundfünfzig goldene Schallplatten, Platinplatten und als erste Sängerin überhaupt eine „Diamantene Schallplatte“. Doch sie fühlt sich ausgezehrt, erschöpft und allein. War auch ihre Karriere durch und durch gelungen – fühlt sie die Jahre immer schwerer auf sich lasten. Sie singt: „Moi, je veux mourir sur scène, devant les projecteurs“ („Auf der Bühne möcht’ ich sterben, mitten im Rampenlicht“).

Dalida wird am 3. Mai 1987 in ihrem Pariser Haus am Montmartre von einer Hausangestellten tot aufgefunden – sie an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben. In ihrem Abschiedsbrief steht: „Das Leben ist mir unerträglich geworden – vergebt mir“. Mit ihr geht die Epoche der Vinyl-Schallplatte und der großen TV-Varietéshows endgültig zu Ende. Der französische Kulturminister Jack Lang bezeichnet ihr Werk als „Hymne an das Leben“

Dalida wird 1987 auf dem berühmten Pariser Friedhof Montmartre beigesetzt, wo sich ihr Grab im Laufe der Zeit zur Kultstätte ihrer bis heute zahlreichen Anhänger entwickelt.