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Gisela Schlüter

Als respektlose „Quasselstrippe der Nation“ ist sie der Inbegriff des schnellen „Fernseh-Mundwerks“ und hat mit ihrer unverwechselbaren Komik stets die Lacher auf ihrer Seite. Vor allem durch ihre zungenfertigen Auftritte in populären Fernsehshows – 480 Silben pro Minute – ist Gisela Schlüter eine bundesweit bekannte und enorm populäre Schauspielerin und Kabarettistin

Gisela Schlüter wird am 6. Juni 1919 als Tochter eines Berufsoffiziers und einer tschechischen Mutter in Berlin geboren und wächst in Dresden auf, wo sie am katholischen Fräulein-Stift die mittlere Reife ablegt. Schon früh fühlt sie sich zur Bühne hingezogen – einer Karriere als Tänzerin steht allerdings ihre Körpergröße von 1,76 entgegen. Sie nimmt Schauspielunterricht, wirkt bereits mit neunzehn Jahren an einigen Filmproduktionen mit und macht sich im Kabarett-Fach einen Namen – unter anderem in der Berliner Scala und neben Liesl Karlstadt und Karl Valentin am „Kabarett der Komiker“. In der Berliner Komödie überrascht Gisela Schlüter schon bald mit ihrer ungewöhnlichen Zungenfertigkeit im Boulevard-Stück „Vorsicht, Brigitte“. Es folgen komische Partien in Revuen und Auftritte im Hörfunk, wo sie besonders in Quiz-Sendungen Proben ihrer frechen Komik gibt.

Mit Brigitte Mira kann man Gisela Schlüter in der NS-Propagandaserie „Liese und Miese“ sehen. Dabei ist „Liese“ die „Gute“, die im Sinne der Nazi-Propaganda alles richtig, während die „Miese“ alles falsch macht. Brigitte Mira als „Miese“ hört Feindsender und hortet Lebensmittel und erntet beim Publikum dennoch mehr Sympathien als die von Gisela Schlüter gespielte „Liese“, sodass das Propagandaministerium die Serie als kontraproduktiv bald wieder absetzt.

Nach dem Krieg arbeitet Gisela Schlüter als Filmschauspielerin, unter anderem in „Wir tanzen um die Welt“ (1939), „Der Tiger von Eschnapur“ (1937) mit Theo Lingen, „Eine Nacht im Mai“ (1938), „Das indische Grabmal“ (1937), „Sechs Tage Heimaturlaub“ (1941) und „Unsere Tante ist das Letzte“ (1973). In der deutsch-österreichischen Musikkomödie „Die lustigen Vier von der Tankstelle“ kann man sie 1972 neben Uschi Glas und Michael Schanze sehen.

Ihren ersten kleinen Fernsehauftritt hat Gisela Schlüter in Vico Torrianis Show „Grüzi Vico“, später präsentiert sie ihre eigene Sendung „Zwischenmahlzeit“ und wird durch ihren unaufhaltsamen Redeschwall – der ihr den Spitznamen „Lady Schnatterly“ einbringt – erfolgreich und bundesweit bekannt. In der Show kann man sie als dominante wie gefürchtete Showmasterin, die durch ihre verbale Rhetorik ihre Bühnenpartner kaum zu Wort kommen lässt, auch in Sketchen, Tanzeinlagen und Gesangsdarbietungen sehen. Viele Prominente der damaligen Zeit wie Heinz Erhardt, Heidi Kabel, Henry Vahl, Ilja Richter, Claus Wilcke sind ihre Gäste – aber auch Politiker wie Franz Josef Strauß geben sich die Ehre. Für ihre Sendung erhält Gisela Schlüter 1976 eine „Goldene Kamera“.

Gisela Schlüter stirbt am 28. Oktober 1995 an den Folgen eines Schlaganfalls im oberbayerischen Bad Kohlgrub.