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Joachim Fuchsberger

Als „Gentleman der Nation“ avanciert der charmante und früh ergraute Pfeifenraucher ab den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Publikumsliebling, mit viel Witz moderiert er zahlreiche TV-Sendungen und spielt in rund neunzig Spielfilmen mit – Joachim „Blacky“ Fuchsberger zählt mehr als fünf Dekaden lang zu den populärsten Fernsehgesichtern des Landes

Joachim Fuchsberger wird am 11. März 1927 im schwäbischen Zuffenhausen bei Stuttgart geboren und wächst in Heidelberg und Düsseldorf auf – sein Vater Wilhelm Fuchsberger ist Linotype-Vertreter der Mergenthaler Setzmaschinenfabrik in Berlin. Er besucht die Realschule und das Gymnasium und wird mit vierzehn Jahren zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet. Gegen Kriegsende erhält er an der Springerschule in Wittstock eine Ausbildung zum Fallschirmspringer – aufgrund seiner Judo-Kenntnisse wird er auch zum Nahkampfausbilder ernannt. Nach dem Einsatz an der Ostfront kommt er in Stralsund ins Lazarett und gerät zunächst in sowjetische, anschließend in US-amerikanische und zuletzt in britische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg arbeitet Joachim Fuchsberger zunächst als Bergmann und Monteur auf der Zeche „König Ludwig“ in Recklinghausen – sein Spitzname „Blacky“ stammt aus dieser Zeit. Danach arbeitet er als Monteur von Satz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb und schließlich als Mitarbeiter in der chemigrafischen Abteilung eines Verlags in Düsseldorf. 1949 wird er Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg. Von 1950 bis 1952 ist er Hörfunksprecher beim Sender München sowie „Wochenschau“-Sprecher.

Nach einigen unbedeutenden Nebenrollen beginnt 1954 Joachim Fuchsbergers Filmkarriere als Hauptdarsteller im Dreiteiler „08“ – die Darstellung des schlauen Gefreiten Asch, der es schließlich bis zum Leutnant der Wehrmacht bringt, macht ihn über Nacht populär. Danach sieht man ihn in diversen Nachkriegsfilmen ganz im Stil der damaligen Zeit, wie „Symphonie in Gold“ (1956), „Kleiner Mann – ganz groß“ (1956) neben Karin Dor, „Eva küsst nur Direktoren“ (1957), „Die Zwillinge vom Zillertal“ (1957), „Mein Schatz ist aus Tirol“ (1958) an der Seite von Alice und Ellen Kessler und Marianne Hold, „Die grünen Teufel von Monte Cassino“ (1958), „U 47–Kapitänleutnant Prien“ (1958) und „Die Letzte Fahrt von U 153“ (1958). In den Anfängen seiner Filmkarriere wird der attraktive Schauspieler fast ausschließlich auf den jugendlichen Liebhaber festgelegt.

In den sechziger Jahren wird Joachim Fuchsberger dann als Inspektor in mehreren Edgar-Wallace-Filmen und anderen Krimis zum populären Kinostar – er erweist sich in dieser Zeit als Idealbesetzung für unerschrockene Verbrecherjäger und vertrauenswürdiger Beschützer verfolgter Frauen. Neben den Stars der damaligen Zeit wie Elisabeth Flickenschildt, Barbara Rütting, Horst Frank, Mady Rahl, Siegfried Lowitz, Margot Trooger und Eddie Arendt sieht man ihn in Krimis wie „Der Frosch mit der Maske“ (1959), „Die Bande des Schreckens“ (1960), „Die toten Augen von London“ (1961), „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ (1961), „Die seltsame Gräfin“ (1961), „Das Gasthaus an der Themse“ (1962), „Der Fluch der gelben Schlange“ (1962), „Der schwarze Abt“ (1963), „Der Hexer“ (1964) und „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ (1971). 1973 steht Joachim Fuchsberger für die Erich Kästner-Verfilmung „Das fliegende Klassenzimmer“ das vorerst letzte Mal als Schauspieler vor der Kamera.

1972 ist Joachim Fuchsberger bei den Olympischen Spielen in München während der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie im Olympiastadion Stadionsprecher – bei der Schlussfeier meldet man ihm, dass möglicherweise ein Terroranschlag mit einem auf das Olympiastadion zufliegenden Passagierflugzeug bevorstehe. Die Organisatoren überlassen ihm die folgenschwere Entscheidung einer Evakuierung des Olympiastadions – er entscheidet sich, die Zuschauer über den Vorfall, der sich später als unzutreffend herausstellt, nicht zu informieren – da er eine Massenpanik befürchtet.

Mit dem Niedergang des deutschen Unterhaltungsfilms baut sich Joachim Fuchsberger eine zweite – nicht minder erfolgreiche – Karriere als Talk- und Quizmaster auf. In den siebziger Jahren moderiert er die Spielshows „Der heiße Draht“, „Glücksspirale“, „Spiel mit mir“ und „Auf los geht’s los“. 1980 ist er Gastgeber der Talkshow „Heut abend“ – mit diesem erfolgreichen Talk-Format erreicht er nicht zuletzt wegen seines lockeren, unkomplizierten Plaudertons ein Millionenpublikum. Es folgt die Sendung „Ja oder Nein“ – eine Art Nachfolgeformat von Robert Lembkes legendärer „Was bin ich“-Reihe – danach verabschiedet sich Joachim Fuchsberger als Showmaster von seinem Publikum und zieht sich vorübergehend ins australische Hobart zurück, wo er ab 1983 seinen zweiten Wohnsitz hat. Von 1988 bis 2003 dreht er zwanzig Filme im Rahmen der auf ihn zugeschnittenen Reportagereihe „Terra Australis“, in denen er Menschen und Landschaften seiner australischen Wahlheimat porträtiert.

Auch als Schlagertexter hat Joachim Fuchsberger Erfolg – er schreibt unter anderem Songs für Udo Jürgens, Jürgen Markus, Howard Carpendale, Juliette Gréco, Salvatore Adamo und Harald Juhnke

Nach langjähriger Leinwandabstinenz tritt Joachim Fuchsberger erst 1995 im Fernseh-Dreiteiler „Flammen der Liebe“ wieder als Schauspieler in Aktion. Gegen Ende der neunziger Jahre ist er in weiteren TV-Filmen zu sehen – so 1998 in „Die heiligen vier Könige“ sowie in „Tristan und Isolde – Eine Liebe für die Ewigkeit“. 2007 spielt Joachim Fuchsberger – in Anlehnung an seine „Edgar Wallace“ Erfolge – in der Persiflage „Neues vom Wixxer“ an der Seite von Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka. Hin und wieder sieht man ihn auch wieder auf der Theaterbühne – wie 2001 mit Ralf Bauer im Stück „Der Priestermacher“.

Joachim Fuchsberger erhält im Laufe seiner langen Karriere zahlreiche Auszeichnungen – darunter den „Goldenen Bildschirm“, den „Bravo Otto“, den „Goldenen Bambi“, eine „Goldene Schallplatte“ als Texter für den Hit „Was ich Dir sagen will“ von Udo Jürgens, das italienische „Internationale Filmband“, den „Bayerischen Verdienstorden“, die „Goldene Kamera“ für sein Lebenswerk, das „Bundesverdienstkreuz“ und das „Große Bundesverdienstkreuz“, den „Bayerischen Fernsehpreis“ für sein Lebenswerk, die „Bayerische Staatsmedaille für Soziale Dienste“, den österreichischen Filmpreis „Romy“ für sein Lebenswerk sowie den „Deutschen Fernsehpreis“ für sein Lebenswerk.

In Australien erhält Joachim Fuchsberger 1999 von Tasmaniens Ministerpräsident Jim Bacon die Dankesurkunde für seinen „außerordentlichen Einsatz und seine Verdienste um den Staat“. 1984 wird Joachim Fuchsberger erster deutscher Botschafter von UNICEF, 2011 wird er zum Ehrenbotschafter des Kinderhilfswerks ernannt. 2009 wird Joachim Fuchsberger Mitglied des Kuratoriums der „FIFA Frauen-WM 2011“ und Schirmherr des Volunteer-Programmes zur „FIFA Frauen-WM 2011“.

2011 erscheint die Autobiografie von Joachim Fuchsberger – „Altwerden ist nichts für Feiglinge“.

Joachim Fuchsberger ist zweimal verheiratet – von 1951 bis 1953 mit der Schlagersängerin Gitta Lind und seit 1954 mit der Schauspielerin Gundula „Gundel“ Korte. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn – den Filmkomponisten, Sänger, Bandleader, Autoren und Reisefotografen Thomas Fuchsberger – der 2010 tödlich verunglückt.

Joachim Fuchsberger lebt bis zu seinem Tod mit seiner Frau in Grünwald bei München sowie in Australien. Er stirbt am 11. September 2014 mit zweiundachtzig Jahren in Grünwald bei München.