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Lina Carstens

Nach außen hart – aber mit Herz und Mitgefühl – stellt Lina Carstens auf der Bühne und im Film immer wieder patente Mütter, resolute Ehefrauen, Damen der Gesellschaft, Haushälterinnen oder Krankenschwestern dar, die sich nicht alles gefallen lassen. Ihren größten Erfolg feiert die populäre Schauspielerin erst im vorgerückten Alter in der hochgelobten Komödie „Lina Braake“

Lina Carstens wird am 6. Dezember 1892 als Tochter eines Sägewerksbesitzers in Wiesbaden geboren. Gegen den Widerstand ihres Vaters erhält sie nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule Schauspielunterricht am Wiesbadener Staatstheater. 1911 bekommt sie ihr erstes Engagement am Hoftheater in Karlsruhe als jugendliche Heldin und fürs Charakterfach. Ihre eigentliche Bühnenlaufbahn beginnt jedoch 1915 am Schauspielhaus in Leipzig. Auch gehört sie während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg dem Kabarett „Retorte“ um den Schriftsteller Joachim Ringelnatz an. Weitere Theaterstationen sind Hamburg, München und immer wieder Berlin – 1939 wird Lina Carstens zur Staatsschauspielerin ernannt. In Konstanz steht sie als erste Mutter Courage im gleichnamigen Stück von Bertolt Brecht auf einer deutschen Bühne. Weitere wichtige Rollen dieser Zeit sind „Die Prinzipalin“ (1939), die „Charis“ in Kleists „Amphitryon“, die Frau Henschel in Hauptmanns „Fuhrmann Henschel“ (1940) und die Mutter Wolffen in Hauptmanns „Der Biberpelz“.

Zum Film kommt Lina Carstens bereits 1922 – sie wirkt in einigen Stummfilmen mit – durch tragende Nebenrollen wird sie zur festen Größe der deutschen Kinoleinwand. In „April, April“ (1935), „Das Mädchen vom Moorhof“ (1935), „Zu neuen Ufern“ (1937) neben Zarah Leander, „Tango Notturno“ (1937) und der Kinoversion „Der zerbrochene Krug“ (1937) nach Heinrich von Kleist an der Seite von Emil Jannings spielt sie überwiegend Figuren, die mit viel Mutterwitz ausgestattet sind.

In den „Pater-Brown“-Filmen der fünfziger Jahre mit Heinz Rühmann kann man Lina Carstens als Haushälterin Mrs. Smith sehen. Neben ihrer schauspielerischen Arbeit ist sie auch als Synchronsprecherin tätig, unter anderem für Margaret Rutherford und Jullan Kindahl.

Lina Carstens erreicht 1975 mit der Titelrolle in „Lina Braake“ – zusammen mit Fritz Rasp – ihren filmischen Höhepunkt. Die einfache Geschichte von zwei Senioren, die statt im Altenheim dahinzudämmern, mit Intelligenz und Charme die Interessen einer Bank unterlaufen und Gutes stiften, hat durchschlagenden Erfolg – auch beim jüngeren Publikum – für diese Rolle erhält Lina Carstens 1976 den „Bundesfilmpreis in Gold“.

Danach übernimmt Lina Carstens vermehrt Fernsehrollen – so spielt sie die Großmutter in „Unsere deutschen Kleinstädter“, die Tante Polly in „Huckleberry Finn“ oder die Sacharowna in der Fernsehfassung von Gorkis „Der Alte“. 1973 ist sie erstmals in „Der „Bastian“ in einer Fernsehserie zu sehen. Zuletzt sieht man Lina Carstens 1978 als Trin Jan in „Der Schimmelreiter“ auf der Leinwand.

Lina Carstens ist bis zu dessen Tod mit dem Schriftsteller Otto Ernst Sutter verheiratet. Ihr einziger Sohn fällt im Zweiten Weltkrieg. Am 22. September 1978 stirbt die Schauspielerin in München – sie erhält eine Seebestattung in der Nordsee.