In der Zeit des Nationalsozialismus ist sie das große Idol der Deutschen – Zarah Leander erobert in den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Herzen des Kinopublikums. In melodramatischen Filmen wie „Eine rauschende Ballnacht“ und „Das Herz einer Königin“ wird sie zur „Femme fatale“ stilisiert und ist bald einer der beliebtesten und teuersten Stars des Landes
Zarah Leander wird am 15. März 1907 im schwedischen Karlstadt als Sara Stina Hedberg geboren. Sie ist die Tochter des Grundstücksmaklers Anders Lorentz Hedberg und seiner Frau Mathild und wächst mit vier Brüdern auf. Bereits in frühen Jahren erhält sie Klavier- und Violinen-Unterricht und gibt im Alter von sechs Jahren erste Gesangskünste zum Besten. Bis 1922 besucht Zarah Leander ein Gymnasium und geht dann nach Riga, wo sie ihr Deutsch perfektioniert. Sie absolviert eine Ausbildung zur Verlagssekretärin und heiratet 1926 den Schauspieler Nils Leander mit welchem sie zwei Kinder hat – Boer und Göran. Nach kurzer Zeit lässt sie sich wieder scheiden und debütiert ohne Gesangs- oder Schauspielausbildung als Chansonsängerin an einer schwedischen Wanderbühne.
Ihren ersten Bühnenerfolg feiert Zarah Leander 1930 in der schwedischen Revue „Das heitere Stockholm“ – im Film „Dantes Mysterier“ (1930) erhält sie ihre erste Filmrolle. Von 1929 bis 1935 wirkt Zarah Leander gemeinsam mit Karl Gerhard in zahlreichen Revuen mit und dreht in Schweden drei Spielfilme. Mit „Ich weiß nicht, warum ich es tue“ nimmt sie ihre erste Schallplatte auf und erhält 1931 eine Rolle in Franz Lehárs „Die lustige Witwe“. Nach im selben Jahr beginnen die Dreharbeiten zum Film „Der falsche Millionär“.
1932 heiratet Zarah Leander in zweiter Ehe den Journalisten Vidar Forsell, der auch ihr Manager wird. 1935 geht die Künstlerin nach Wien, wo sie weitere Engagements erhält. Sie spielt in der Operette „Axel an der Himmelstür“ und verkörpert 1936 die Hauptrolle der Carmen Daviot im österreichischen Kriminalfilm „Premiere“ an der Seite von Karl Martell, Theo Lingen, Attila Hörbiger, Carl Günther, Maria Bard und Walter Steinbeck. Danach schließt Zarah Leander einen Vertrag mit der UFA ab, welche sie in Konkurrenz zu Marlene Dietrich und Greta Garbo zum Weltstar aufbauen möchte. Laut Vertrag darf sie ihre Drehbücher selber auswählen und mehr als die Hälfte ihrer Gage wird jeweils in schwedischen Kronen ausgezahlt.
Im Zeitraum von 1937 bis 1943 entstehen ihre bekanntesten Filme „Zu neuen Ufern“ (1937), „La Habanera“ (1937), „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939), „Die große Liebe“ (1942), „Der Weg ins Freie“ (1941) und „Damals“ (1942). In ihren Filmen verkörpert sie häufig schöne, leidenschaftliche und selbstbewusste Frauen. Die Schauspielerin steigt zur berühmtesten Melodramatikerin des deutschen Films auf und wirkt ohne eigene politische Ambitionen auch an Propagandafilmen wie „Heimat“ (1938) mit. Zarah Leander veröffentlicht die Lieder aus ihren Filmen wie „Kann denn Liebe Sünde sein“, „Davon geht die Welt nicht unter“, „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“, „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, „Yes, Sir!“, „Ich steh’ im Regen“ und „Kann denn Liebe Sünde sein“ in mehreren Sprachen und entwickelt sich zur populärsten Schlagersängerin der damaligen Zeit. Auch Adolf Hitler verehrt die Sängerin und Schauspielerin – allerdings gibt es keine Berichte oder Fotos, die sie beide zusammen bei einem öffentlichen Anlass zeigen. Die höchste Ehre – zur Staatsschauspielerin ernannt zu werden – lehnt sie konsequent ab. Zarah Leander bleibt schwedische Staatsbürgerin und bezeichnet sich – obwohl sie in mehreren NS-Propaganda-Filmen mitwirkt – nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stets als unpolitische Künstlerin.
1943 beendet Zarah Leander den Vertrag mit der UFA, verlässt Deutschland und geht zurück nach Schweden, wo sie sich auf ihr Landgut Lönö zurückzieht. Auch in ihrem Heimatland werden ihre deutschen Filme gerne gesehen – erst nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad kühlt sich das Verhältnis ihrer Landsleute zu ihr merklich ab. Ihr letzter in Deutschland gedrehter Film „Damals“ verschwindet nach ihrer hastigen Abreise aus Deutschland auf Befehl Joseph Goebbels‘ im Giftschrank.
Nach dem Krieg kann Zarah Leander nicht mehr an ihre großen Erfolge anknüpfen. Zunächst wird sie von den Alliierten mit einem Auftrittsverbot versehen, beim Genfer Rundfunk entstehen dann ihre ersten Nachkriegs-Schallplattenaufnahmen. Bereits 1948 geht sie wieder auf eine Deutschland-Tournee, welche großen Anklang findet. 1949 tritt die Sängerin zum ersten Mal nach dem Krieg in ihrer schwedischen Heimat auf und spielt auch wieder Filmrollen in Deutschland, unter anderem ist sie in „Gabriela“ (1950) und in „Der blaue Nachtfalter“ (1959) zu sehen. 1956 heiratet sie in dritter Ehe den schwedischen Kapellmeister und Jazzpianisten Arne Hülphers.
Ein erfolgreiches Bühnen-Comeback gelingt Zarah Leander 1958 mit der Hauptrolle in „Madame scandaleuse“ in Wien, München, Berlin und Hamburg. In Schweden und Deutschland entstehen in den frühen sechziger Jahren Fernsehshows mit ihren Evergreens – auch tourt sie mit ihren Konzerten um die Welt, übernimmt Musical-Rollen in Wien und Berlin und veröffentlicht 1972 ihre Autobiographie unter dem Titel „Es war so wunderbar. Mein Leben“. Ihre letzte Hauptrolle spielt Zarah Leander im Musical „Wodka für die Königin“ 1968 am Hamburger Operettenhaus.
Eine letzte Tournee unternimmt Zarah Leander 1973 durch die USA. 1978 erleidet die Schauspielerin und Sängerin bei einer Aufführung in Stockholm einen Schlaganfall, der ihrer Bühnenlaufbahn ein Ende bereitet. Zarah Leander stirbt am 23. Juni 1981 in der schwedischen Hauptstadt – sie wird auf dem Friedhof in Lönö beigesetzt.