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Luchino Visconti

Mit opulenten Leinwand-Epen wie „Der Leopard“, „Ludwig II“ und „Tod in Venedig“ schreibt er Kinogeschichte – Luchino Visconti gilt als Mitbegründer des italienischen Neorealismus, er macht sich als Theater- und Opernregisseur einen Namen und zählt zu den bedeutendsten europäischen Filmregisseuren des zwanzigsten Jahrhunderts

Luchino Visconti wird am 2. November 1906 als Conte Don Luchino Visconti di Modrone in Mailand geboren – als viertes Kind des Grafen Giuseppe Visconti di Modrone und der Industriellentochter Carla Erba wird er in den italienischen Hochadel hineingeboren. Er wird streng religiös und konservativ erzogen, Kunst und künstlerische Praxis gehören zum Familienalltag – schon als Schüler fühlt er sich zu Literatur, Theater und Musik hingezogen. 1926 tritt er in die Armee ein, wo er zum Unterfeldwebel der Kavallerie aufsteigt.

Nach seiner Militärzeit hält sich Luchino Visconti häufig in Paris auf, wo er Künstler wie Kurt Weill, Henry Bernstein und Jean Cocteau kennenlernt – in der französischen Hauptstadt beginnt er seine Karriere als Assistent und Kostümbildner des Filmregisseurs Jean Renoir. 1942 schreibt er das Drehbuch seines ersten Filmes „Ossessione“ („Besessenheit“) – der Film, der sich an die amerikanische Novelle „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ von James M. Cains anlehnt, markiert die neue Stilrichtung des Neorealismo und gibt dem italienischen Nachkriegsfilm wesentliche Impulse. Nach einer skandalträchtigen römischen Premiere wird „Ossessione“ jedoch von den Behörden beschlagnahmt und Luchino Visconti wird aufgrund seines antifaschistischen Engagements in der italienischen Widerstandsbewegung wiederholt inhaftiert.

Nach Kriegsende 1945 wirkt Luchino Visconti bei den Dreharbeiten für „Giorni di gloria“ mit – einem Dokumentarfilm über den Partisanenkampf. 1948 kommt sein sozialkritischer Fim „La terra trema“ („Die Erde bebt“) in die Kinos, worin er mit Laiendarstellern und ohne festes Drehbuch arbeitet. Der Film, der beim Publikum durchfällt, gehört heute zu den Klassikern des Neorealismo. Weitere Filme wie „Senso“ („Sehnsucht“, 1954), „Le Notti Bianche“ („Weiße Nächte“, 1957) mit Maria Schell, Marcello Mastroianni und Jean Marais und „Rocco e i suoi fratelli“ („Rocco und seine Brüder“, 1960) mit Alain Delon folgen.

Internationale Berühmtheit erlangt Luchino Visconti durch das Kino-Meisterwerk „Il Gattopardo“ („Der Leopard“, 1963) mit Claudia Cardinale, Burt Lancaster und Alain Delon in den Hauptrollen – darin thematisiert er den Abgesang des italienischen Hochadels am Vorabend des Risorgimento.

1965 gewinnt Luchino Visconti mit „Vaghe stelle dell’Orsa …“ („Sandra“) den „Goldenen Löwen von Venedig“. Mit „La caduta degli dei“ („Die Verdammten“, 1969) – einer brillianten Gesellschaftsanalyse über eine deutsche Schwerindustriellenfamilie während des Nationalsozialismus mit Ingrid Thulin, Helmut Berger und Charlotte Rampling – eröffnet Luchino Visconti seine deutsche Trilogie, zu der auch „Morte a Venezia“ („Tod in Venedig“, 1971) mit Dirk Bogarde und Silvana Mangano sowie „Ludwig“ („Ludwig II“, 1972) mit Helmut Berger, Gert Fröbe und Romy Schneider zählen.

Zu den Luchino Viscontis Spätwerken gehören „Gruppo di famiglia in un interno“ („Gewalt und Leidenschaft“, 1974) und „L’innocente“ („Die Unschuld“, 1976) – dessen Aufführung er nicht mehr erlebt. „Was mich zum Film geführt hat, ist vor allem das Bedürfnis, Geschichten von lebendigen Menschen zu erzählen“ sagt der Regisseur in einem Interview.

In den fünfziger Jahren wird Luchino Visconti auch als Theater- und Opernregisseur gefeiert – mit Maria Callas inszeniert er „La Vestale“, „La Sonnambula““ und „La Traviata““. Zwar gilt seine Vorliebe Verdi, doch später interessiert er sich auch für Strauss, Mozart und Beethoven.

Luchino Visconti ist homosexuell und hat bis zu seinem Tod eine Beziehung zum österreichischen Schauspieler Helmut Berger. Freundschaft pflegt er unter anderem zum Regisseur Franco Zeffirelli und dem deutschen Schauspieler Udo Kier.

Luchino Visconti stirbt am 17. März 1976 mit neunundsechzig Jahren in Rom an den Folgen von Herzversagen.