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Nina Simone

Sie ist die „Hohepriesterin“ des Soul und Blues, gefürchtet und geliebt für ihre Auftritte – Nina Simone kombiniert Jazz und Pop mit Elementen aus Klassik und Gospel, sie unterstützt die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und verlässt verbittert ihr Heimatland, um in Frankreich ihr Exil zu finden. Mit „My Baby Just Cares For Me“ erlebt die weithin vergessene Sängerin in den achtziger Jahren ein erstaunliches Comeback

Nina Simone wird als Eunice Kathleen Waymon am 21. Februar 1933 in Tryon im US-Bundesstaat North-Carolina geboren. Sie nennt sich mit Nachnamen Simone, da sie die französische Schauspielerin Simone Signoret sehr verehrt. Nina Simone ist das sechste von acht Kindern einer Methodisten-Predigerin und eines Handwerkers. Schon mit vier Jahren beginnt sie mit dem Klavierspielen. Sie studiert an der renommierten Juilliard School in New York und möchte ihre Ausbildung in Philadelphia am Curtis Institute Of Music abschließen, wird aber als Afroamerikanerin nicht zugelassen. Ihre Unabhängigkeit sichert sich Nina Simone mit einem Job in einer Bar in Atlantic City – dort unterhält sie die Gäste eines irischen Pubss regelmäßig mit Jazz und Blues am Klavier. Die Tatsache, dass sie ihre Stücke nun nicht nur spielen, sondern auch gesanglich begleiten muss – „Sing, oder du wirst gefeuert“ sagt der Wirt zu ihr – öffnet der ehemaligen Studentin die Türen zum Showbusiness.

In den späten fünfziger Jahren nimmt Nina Simone ihre ersten Songs auf Schallplatte auf, sie covert „I Loves You, Porgy“ aus George Gershwins Oper „Porgy And Bess“ und steigt damit in die Top 40 der amerikanischen Charts ein. Ein legendäres Konzert in der New York City Town Hall macht sie dann in den USA und in Europa bekannt. Weitere Hits wie „Gin House Blues“, „I Put A Spell On You“, „One Night Stand“ und „You Don’t Know What It’s Like“ folgen bald.

Schon zu Beginn ihrer Karriere setzt Nina Simone sich vehement für die Bürgerrechte der Afroamerikaner ein. Nachdem sie selbst in jungen Jahren schlechte Erfahrungen macht – ihre Eltern werden bei einem Schulkonzert wegen ihrer Hautfarbe gezwungen, sich in die hinteren Reihen zu setzen – engagiert sich die Künstlerin mit ihrer Musik für die Gleichberechtigung. Als 1963 vier schwarze Kinder bei einem Bombenattentat in Alabama sterben, geht Nina Simone mit dem wütenden „Mississippi Goddam“ an die Öffentlichkeit – der Song erscheint auf ihrem ersten Album. Den Mord am schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King verarbeitet die Sängerin in „Why? The King Of Love Is Dead“. Eines ihrer bekanntesten Lieder ist die schwarze Hymne „To Be Young, Gifted And Black“. Doch ihre direkte Art, Gefühle musikalisch umzusetzen und soziale Missstände anzuklagen, kommt nicht bei jedem an. Das von ihr geschriebene „Four Women“ – über vier Frauen unterschiedlicher Hautfarbe und der davon abhängigen gesellschaftlichen Rolle – wird von einigen Radiosendern mit der Begründung, der Song sei Schwarzen gegenüber beleidigend, abgelehnt.

Wegen Schwierigkeiten mit ihrer Plattenfirma und der Steuerbehörde, die sich nach Ansicht der Künstlerin auf Rassismus begründen, verlässt Nina Simone Anfang der siebziger Jahre die USA. Sie geht zunächst nach Liberia, liebt – wie sie in ihren Memoiren schreibt – reuelos Hotelportiers und Ministerpräsidenten, ehe sie sich – wie ihre Kolleginnen Josephine Baker und Eartha Kitt – im Süden Frankreichs niederlässt. 1978 kehrt sie noch einmal in die USA zurück und wird prompt wegen Steuerhinterziehung verhaftet.

In den achtziger Jahren tritt Nina Simone regelmäßig im Jazzclub von Ronnie Scott in London auf. In Paris nimmt sie 1982 das Album „Fodder On My Wings“ auf und verarbeitet darin das selbst gewählte Exil. Zwei Jahre später spielt die Sängerin in Pete Townsends Musical „The Iron Man“ die Rolle eines Drachens. Ein scheinbar passender Charakter, denn das Temperament der vielbeschäftigten Künstlerin schlägt sich nicht nur in ihren Protestsongs nieder – 1995 schießt Nina Simone mit einer Druckluftpistole auf ein Nachbarskind und verletzt es leicht. Durch das Lachen des Kindes fühlt sie sich in ihrer Konzentration gestört. Mit derselben Waffe feuert sie später auch auf den Geschäftsführer einer Plattenfirma, weil sie ihn verdächtigt, einen Teil ihrer Lizenzgebühren unterschlagen zu haben.

Dank eines Werbespots erlangt Nina Simone in den achtziger Jahren besonders in Europa erneut enorme Popularität – ihr Song „My Baby Just Cares For Me“ erklimmt dreißig Jahre nach der Aufnahme 1987 die Top-Positionen der internationalen Charts. In den neunziger Jahren kann man diverse Songs von Nina Simone in Film-Soundtracks hören.

Nina Simones Autobiografie „I Put A Spell On You“ erscheint 1992. Für ihr Lebenswerk erhält die Sängerin 1999 einen „Livetime Achievement Music Award“. Sie gibt bis ins hohe Alter Konzerte und tritt auf großen Festivals wie dem griechischen Thessalonica Jazz Festival oder dem Guinness Blues Festival in Irland auf. Im Jahr 2000 wird Nina Simone Ehrenbürgerin von Atlanta.

Nina Simone stirbt am 21. April 2003 im Alter von siebzig Jahren in ihrer Wohnung im französischen Marseille an einem Krebsleiden. Sie hinterlässt eine Tochter – Lisa Celeste.