Er ist ein Multitalent – als Pianist, Produzent, Arrangeur und Bandleader prägt Paul Kuhn mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Jazzkultur und gehobene Unterhaltungsmusik in Deutschland. Der populäre Entertainer sorgt mit humorvollen Schlagern für Furore, tritt in Fernsehserien auf und macht sich als Förderer von Nachwuchstalenten einen Namen
Paul Kuhn 2005, Foto: By Arne Koehler
Paul Kuhn kommt am 12. März 1928 im hessischen Wiesbaden zur Welt – schon früh zeigt sich seine musikalische Begabung, bereits als Schüler tritt er in Weinlokalen seiner hessischen Heimat auf. Seinen ersten Fernsehauftritt hat er im Alter von acht Jahren auf der Funkausstellung 1936 in Berlin, bereits als Fünfzehnjähriger schreibt er sein erstes Arrangement von „Bei mir bist Du schön“. Nach dem Abitur am Musischen Gymnasium in Frankfurt am Main besucht er ab seinem siebzehnten Lebensjahr das Wiesbadener Konservatorium und hat erste öffentliche Auftritte als Jazz-Pianist.
Während des Zweiten Weltkriegs kommt Paul Kuhn als Musiker zur Unterhaltung der deutschen Besatzungstruppen in Frankreich zum Einsatz. Unmittelbar nach dem Krieg spielt er im Heidelberger US-Militär-Club, im zerstörten Berlin gilt er bald als der „Mann am Klavier“. Zu den großen Vorbildern von Paul Kuhn zählen Hank Jones, Count Basie, Art Tatum und George Shearing.
Mit dem Aufkommen von Musiksendungen in den fünfziger Jahren wird Paul Kuhn zum musikalischen Dauergast auf bundesdeutschen Bildschirmen – als Leiter des SFB-Tanzorchesters ist er in zahlreichen Unterhaltungsshows zu sehen. Legendär sind seine Tanzmusik-Sendungen sowie die Reihe „Paul’s Party“. Auch mit Schlagern tritt Paul Kuhn in Erscheinung – sein größter Erfolg ist „Der Mann am Klavier“ (1954), womit er auch am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnimmt – sowie der Stimmungshit „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ (1963). Als Produzent fördert Paul Kuhn ab Ende der fünfziger Jahre Nachwuchstalente – unter anderem Ralf Bendix, Rocco Granata und Howard Carpendale – und produziert ihre Aufnahmen.
Auch als Schauspieler tritt Paul Kuhn in Erscheinung – in „Biedermann und die Brandstifter“ (1958) kann man ihn an der Seite von Willy Maertens, Walter Richter und Hanns Lothar sehen sowie in der Verwechslungs-Komödie „Drillinge an Bord“ (1959). In der Fernsehserie „Der Forstarzt“ (1992) tritt Paul Kuhn neben Harald Juhnke auf. Daneben betätigt sich Paul Kuhn auch als Komponist des Musicals „Fanny Hill“, das 1972 seine Erstaufführung hat. 2011 sieht man den Musiker in der deutschen Komödie „Schenk mir dein Herz“ als alternden Jazzpianisten an der Seite von Peter Lohmeyer.
1980 wird die SFB-Big-Band aufgelöst und seine Fernsehshow „Gong-Show“ wird abgesetzt – Paul Kuhn zieht nach Köln und gründet dort sein eigenes Orchester, mit welchem er damalige Stars, wie Peter Alexander, auf ihren Tourneen begleitet. Seit den neunziger Jahren ist Paul Kuhn wieder verstärkt im Jazz aktiv – das „Paul Kuhn Trio“ besteht aus ihm am Flügel, Willy Ketzer am Schlagzeug sowie Martin Gjakonovski am Bass. Verstärkt werden sie durch Benny Bailey an der Trompete, Gustl Mayer am Saxophon und die niederländische Sängerin Greetje Kauffeld. Seit 2000 ist er mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR-Big-Band unter dem Namen „Swing Legenden“ unterwegs.
2003 feiert der fünfundsiebzigjährige Paul Kuhn seine erfolgreiche Karriere mit prominenten Kollegen auf einer Deutschlandtournee und 2008 nimmt er zusammen mit dem Comedian Mario Barth die CD „Mensch Berlin“ auf. In einem Interview sagt Paul Kuhn: „Meine Auftritte machen mich glücklich. Ich mache weiter, bis der liebe Gott mir beim Klavierspielen auf die Finger klopft und sagt: „Jetzt reicht’s!“
Paul Kuhn erhält für seine künstlerischen Leistungen zahlreiche Preise – 1972 wird er mit der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet, 1976 erhält er den „Großen Deutschen Schallplattenpreis“. 2002 wird Paul Kuhn für sein Lebenswerk mit der „German Jazz Trophy – A Life for Jazz“ geehrt. Im folgenden Jahr erhebt der „Fachverband Deutsche Klavierindustrie“ den Musiker für sein Lebenswerk zum „Klavierspieler des Jahres“. 2010 wird dem Musiker der „ECHO Jazz“ für sein Lebenswerk als Pianist, Dirigent und Komponist verliehen.
Paul Kuhn ist seit 1988 in dritter Ehe mit der Musikerin und Sängerin Ute Hellermann verheiratet, mit der er bis zu seinem Tod in Lenzerheide im schweizerischen Graubünden lebt.
Paul Kuhn stirbt am 23. September 2013 im Alter von fünfundachtzig Jahren im hessischen Bad Wildungen.