Simone Signoret zählt zu den bedeutendsten Schauspielerinnen des französischen Kinos – sie zeigt in den unterschiedlichsten Rollen selbstbewusster Frauenfiguren große Wandlungsfähigkeit, für ihre Arbeit wird sie mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet. Die sozial und politisch engagierte Charakterdarstellerin macht sich in späteren Jahren auch als Schriftstellerin einen Namen
Simone Signoret wird als Simone Henriette Charlotte Kaminker am 25. März 1921 als Tochter eines Beamten mit polnisch-jüdischen Wurzeln im hessischen Wiesbaden geboren – ihre Jugend verbringt sie mit zwei Brüdern in der Bretagne. Während der deutschen Besetzung Frankreichs flieht sie 1940 mit ihren Eltern nach London, kehrt jedoch kurze Zeit später nach Paris zurück, wo sie sich für die französische Résistance engagiert und als Sekretärin, Dolmetscherin und Korrespondentin bei der Zeitung Le Petit Parisien arbeitet. Als verfolgte „Halbjüdin“ nimmt sie den Mädchennamen „Signoret“ ihrer Mutter an. Schon in jener Zeit hat sie Kontakte zum Theater und arbeitet zeitweise als Komparsin beim Film.
Mit diversen Gelegenheitsarbeiten und kleineren Rollen hält sich Simone Signoret während des Krieges über Wasser. Ohne eine Schauspielausbildung absolviert zu haben, erhält sie 1946 in „Macadam“ („Zur roten Laterne“) ihre erste Hauptrolle – sie spielt darin eine Prostituierte und wird für ihre Darstellung 1947 mit dem „Prix Suzanne Bianchetti“ ausgezeichnet. Danach spielt sie in „Dedée d’anvers“ („Die Schenke zum Vollmond“, 1948) und in „La ronde“ („Der Reigen“, 1950). Der Durchbruch gelingt Simone Signoret 1952 mit dem Film 1952 „Casque d’or“ („Goldhelm“, 1952). Es folgen Auftritte in „Thérèse Raquin“ („Thérèse Raquin – Du sollst nicht ehebrechen“, 1953), in „Les diaboliques“ („Die Teuflischen“, 1955) und in „Les sorcières de Salem“ („Die Hexen von Salem“, 1957) an der Seite von Yves Montand und Michel Piccoli.
1959 wird Simone Signoret für ihre Rolle in „Room At The Top“ („Der Weg nach oben“) mit einem „Oscar“ geehrt, auch erhält sie einen Preis bei den Filmfestspielen in Cannes. In den folgenden Jahren ist sie in Filmen wie „Ship Of Fools“ („Das Narrenschiff“, 1965) neben Vivien Leigh, „Games“ („Satanische Spiele“, 1966), „Paris brûle-t-il?“ („Brennt Paris?“, 1966) an der Seite von Jean-Paul Belmondo, Charles Boyer und Jean-Pierre Cassel, „Larmée des ombres“ („Armee im Schatten“, 1969) neben Lino Ventura, „Le chat“ („Die Katze“, 1971) mit Jean Gabin, „Rude journée pour la reine“ („Ein schwerer Tag für die Königin“, 1973) und „Les granges brulées“ („Die Löwin und ihr Jäger“, 1973) neben Alain Delon zu sehen.
Für ihre Rolle der alternden Prostituierten „Madame Rosa“ in „La vie devant soi“ („Madame Rosa“, 1977) wird Simone Signoret erneut mit einem „Oscar“ sowie dem französischen Pendant „César“ ausgezeichnet. Ein letztes Mal ist Simone Signoret 1982 „L’étoile du Nord“ („Das Geheimnis des Rubins“) zu sehen.
Bekannt ist Simone Signoret durch ihr unerschrockenes politisches Engagement – 1950 unterschreibt sie zusammen mit Yves Montand die „Stockholmer Erklärung“ (Aufruf zur Ächtung der Atombombe) und erhält daraufhin ein Einreiseverbot in die USA. Auch protestiert sie öffentlich gegen den Einmarsch der Sowjetunion in Ungarn, gegen den Krieg Frankreichs in Algerien und gegen das spanische Franco-Regime. Sie hilft mit ihrem Geld Menschen, die wegen ihrer politischen Anschauungen Repressalien erdulden müssen – wegen ihres linken Engagements ist in den sechziger Jahren der Weg in die staatlichen Medien versperrt.
1976 veröffentlicht Simone Signoret ihre Memoiren „La nostalgie n’est plus ce qu’elle était“ („Ungeteilte Erinnerungen“) – 1979 folgt mit „Le lendemain elle etait souriante“ die Fortsetzung. 1984 erscheint ihr vielbeachteter Roman „Adieu Wolodja“, in dem sie das Schicksal jüdischer Imigranten aus Polen und Ungarn in Paris thematisiert.
Simone Signoret ist von 1944 bis 1949 in erster Ehe mit dem Regisseur Yves Allégret verheiratet – aus der Verbindung stammt Tochter Catherine Allégret. 1951 heiratet sie den Chansonnier und Schauspieler Yves Montand, mit dem sie trotz zahlreicher Affären Montands bis zu ihrem Tod zusammenlebt.
Simone Signoret stirbt am 30. September 1985 im Alter von vierundsechzig Jahren im französischen Auteuil-Anthouillet an den Folgen eines Krebsleidens – sie wird auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt, wo später auch Yves Montand seine letzte Ruhe findet.