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Adele Sandrock

Wegen ihrer tiefen Stimme und ihres resoluten Auftretens wird sie auch „Feldwebel des deutschen Films“ genannt – mit viel Pathos prägt Adele Sandrock den Typus der ewigen Schwiegermutter, der kauzigen Tante oder des gefürchteten Hausdrachens. Mit viel Talent überzeugt die „letzte Heroine des deutschen Theaters“ auf zahlreichen Bühnen, später besetzt man sie mit Vorliebe als tyrannische Alte in diversen Komödien

Adele Sandrock wird am 19. August 1863 als Adele Feldern-Förster in Rotterdam geboren. Sie ist die jüngste Tochter des deutschen Kaufmanns Eduard Othello Sandrock und der niederländischen Schauspielerin Nans ten Hagen und wächst mit sieben Geschwistern – zu denen der Maler Christian Sandrock und die Schauspielerin Wilhelmine Sandrock gehört – in Rotterdam und Berlin auf. Von ihrer Mutter, die ebenfalls als Schauspielerin Erfolge feiert, wird sie schon früh mit der Bühnenwelt in Berührung gebracht, bereits im Alter von sechzehn Jahren debütiert Adele Sandrock am Berliner Vorstadt-Theater Urania in der Rolle der Selma im Lustspiel „Mutter und Sohn“.

Danach tingelt sie über diverse Provinzbühnen, bis ihr am Theater an der Wien in der österreichischen Hauptstadt in der Hauptrolle der Isabella in „Der Fall Clémenceau“ 1989 der Durchbruch gelingt. Sie spielt mit Vorliebe moderne Rollen der damaligen Zeit und ist in Wien bald ein bekannter Theaterstar. Mit Arthur Schnitzler hat sie eine enge Beziehung, der Schriftsteller Alexander Roda Roda ist vorübergehend ihr Verlobter – die Schauspielerin sorgt in Wien mit ihrem turbulenten Privatleben und diversen Vertragsbrüchen für einigen Gesprächsstoff.

1905 geht Adele Sandrock nach Berlin, wo sie bis 1910 am Deutschen Theater unter Max Reinhardt spielt. Nach einem Karriereknick gibt die Schauspielerin im Stummfilm „Marianne, ein Weib aus dem Volk“ (1911) neben Henny Porten ihr Leinwanddebüt, später feiert sie in einer großen Zahl von Tonfilmen vor allem des leichten Genres durch ihre unnachahmliche Komik große Triumphe – in mehr als hundert Rollen prägt sie das Bild der komischen Alten, mimt meist Adlige oder sonstige Damen der gehobenen Gesellschaft. Mit großem Ernst und viel Pathos wird sie in den folgenden Jahren überwiegend in Komödien eingesetzt, so in „Der Kongreß tanzt“ (1931) mit Lilian Harvey, in „Die Tochter des Regiments“ (1933) neben Anny Ondra, in „Die Töchter ihrer Exzellenz“ (1934), in „Amphitryon“ (1935) und in „Alles hört auf mein Kommando“ (1934). Einen ihrer letzten Leinwandauftritte hat sie in „Die Puppenfee“ (1936).

Adele Sandrock ist nie verheiratet – sie lebt mit ihrer Schwester Wilhelmine in einer Wohnung in Berlin, in welcher sie am 30. August 1937 an den Nachwirkungen eines Unfalls verstirbt. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wird die Schauspielerin – ihrem letztem Wunsch entsprechend im Kostüm der „Kameliendame“ – am 8. September 1938 auf dem evangelischen Friedhof Wien-Matzleinsdorf beigesetzt.

Bis heute ist Adele Sandrock jedem Kino- und Theaterfreund ein Begriff – sie steht in einer Reihe mit den großen Volksschauspielern Heinz Rühmann und Hans Moser – die vergleichbar exzentrische britische Schauspielerin Margret Rutherford wird in Deutschland oft als die „englische Adele Sandrock“ beschrieben.