Sie ist die populärste Schauspielerin Nachkriegs-Italiens, sensibel und intelligent spielt Anna Magnani die einfachen und erdverbundenen Frauen aus der Lebenswelt der römischen Unterschicht. Diese temperamentvollen Rollen sind der charismatischen „Romanitá“ derart auf den Leib geschrieben, dass sie ihr internationalen Ruhm und Anerkennung bis nach Hollywood sowie als erster Italienerin einen „Oscar“ einbringen
Anna Magnani wird am 7. März 1908 in Rom geboren. Nachdem ihre Mutter ins ägyptische Alexandria übersiedelt, wächst sie bei ihrer Großmutter in einem Armenviertel der italienischen Hauptstadt auf. Dort besucht sie eine katholische Schwesternschule und ab 1923 ein Gymnasium. Nebenher nimmt sie bereits in jungen Jahren an einer Akademie für Schauspielkunst Unterricht. Ihre Karriere beginnt sie mit Gesangauftritten in Kabaretts und Nachtclubs und geht bald mit wechselnden Schauspieltruppen auf Tournee. 1928 hat Anna Magnani in Augusto Geninas Stummfilm „Scampolo“ ihr Leinwanddebüt.
In San Remo lernt sie den Regisseur Goffredo Alessandrini kennen und heiratet ihn 1933, nach einigen Jahren wird die Ehe annulliert. 1934 sieht man sie in Mario Soldatis „La principessa Tarakanova“, der Zweite Weltkrieg verhindert größere Rollen in internationalen Produktionen. Von 1938 bis 1939 feiert Anna Magnani Erfolge an römischen Theatern und tritt in den Kriegsjahren mit dem neapolitanischen Komiker Totò in zahlreichen Revuen auf. Danach dreht sie mit Aldo Fabrizio einige Komödien, spielt in Mario Mattolis Drama „L’ultima carrozzella“ sowie in der Komödie „Campo dei fiori“.
Größere Bekanntheit erlangt Anna Magnani durch den Film „Teresa Venerdì“ („Verliebte Unschuld“, 1941) von Vittorio De Sica. Danach spielt sie an der Seite von Roberto Villa in „La fortuna viene de cielo“ (1942), wenig später wird sie Mutter eines Sohnes – der Vater ist der Schauspieler Massimo Serato. Dadurch muss Anna Magnani auf die Hauptrolle in Luchino Viscontis gefeiertes Regiedebüt „Ossessione“ („Besessenheit“, 1942) verzichten. Nach einer kleineren Rolle in „Il fiore sotto gli occhi“ hat Anna Magnani dann 1945 ihren internationalen Durchbruch – unter Roberto Rossellini kann man sie im Neoralismus-Meisterwerk „Roma, città aperta“ („Rom, offene Stadt“) bewundern. Der Film erzählt die Geschichte einer schwangeren Witwe, die in die Katastrophe getrieben wird. Der Film wird ein großer internationaler Erfolg – als international gefeierter neuer Kinostar Italiens arbeitet Anna Magnani fortan nur noch für den Film und für alle führenden Regisseure Italiens der fünfziger und sechziger Jahre. Anna Magnani und Roberto Rossellini sind auch privat ein Paar, bis der Regisseur seine aufsehenerregende Affäre mit Ingrid Bergman beginnt.
1955 übernimmt Anna Magnani für die Tennessee-Williams-Adaption „The Rose Tattoo“ („Die tätowierte Rose“) ihre erste Rolle in einer Hollywood-Produktion – für ihr Porträt der Witwe Serafina Delle Rose neben Burt Lancaster gewinnt sie als erste italienische Schauspielerin einen „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“. Zwei Jahre später wird sie ein weiteres Mal für die begehrte Filmtrophäe nominiert – sie spielt die Hauptrolle im Melodram „Wild Is The Wind“ („Wild ist der Wind“, 1957) an der Seite von Anthony Quinn. Für diesen Film erhält sie einen „Silbernen Bären“ auf der „Berlinale“ 1958. 1962 steht Anna Magnani in der Rolle einer Prostituierten für „Mamma Roma“ des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini vor der Kamera, 1969 spielt sie neben Hardy Krüger in „The Secret Of Santa Vittoria“ („Das Geheimnis von Santa Vittoria“) und ein letztes Mal kann man die Schauspielerin in Federico Fellinis „Roma“ (1972) – einer Hommage an die große italienische Charakterdarstellerin – sehen.
Im Alter von fünfundsechzig Jahren stirbt Anna Magnani am 23. September 1973 an den Folgen eines Krebsleidens in ihrer Geburtsstadt Rom. Ihre letzte Ruhe findet sie im Familienmausoleum von Roberto Rossellini. Bei der Trauerfeier folgen mehr als hunderttausend Menschen ihrem Sarg.