In den fünfziger und sechziger Jahren gehört Anthony Quinn zu den führenden Charakterdarstellern Hollywoods, er spielt Hauptrollen in den Filmklassikern „La Strada“ und „Viva Zapata!“ und setzt sich als „Alexis Sorbas“ ein unvergessliches filmisches Denkmal. Der temperamentvolle Mexikaner agiert bis ins hohe Alter in weit über hundert Kinoproduktionen in den unterschiedlichsten Rollen und macht als Kunstmaler ebenso auf sich aufmerksam wie durch zahlreiche Affären und uneheliche Kinder
Anthony Quinn wird am 21. April 1915 im mexikanischen Chihuahua als Antonio Rodolfo Quinn Oaxaca geboren – er ist der Sohn einer Mexikanerin und eines Iren. Nachdem sein Vater während der Mexikanischen Revolution als verschollen gilt, reist seine Mutter mit dem Jungen illegal über die amerikanische Grenze und lässt sich in der Nähe von Hollywood nieder, wo Anthony Quinn unter ärmlichsten Bedingungen in den Slums von Los Angeles aufwächst. Früh muss er als Zeitungsjunge, Schuhputzer, Wasserträger, Fensterputzer, Schlachthaus-Arbeiter, Maurer, Straßenprediger, Boxer und Zuschneider in einer Textilfabrik zum Unterhalt der Familie beitragen. Nebenher nimmt er Schauspielunterricht, um der englischen Sprache mächtig zu werden. 1936 wird man erstmals auf ihn aufmerksam – da die Produzenten aber der Meinung sind, er habe keine Starqualitäten, erhält er nur kleine Nebenrollen.
Seine Künstlerkarriere beginnt Anthony Quinn nicht als Schauspieler, sondern als Bildhauer – bereits mit elf Jahren erhält er einen Preis für eine Skulptur. Als begeisterter Saxophonspieler gründet er seine eigene Band, später studiert er Architektur. Sein Theaterdebüt gibt er neben Mae West im Bühnenstück „Clean Beds“.
Nach diversen kleineren Filmrollen, in denen er neben großen Stars wie James Cagney, Tyrone Power, Errol Flynn, John Wayne, Henry Fonda, Douglas Fairbanks junior und Gary Cooper hauptsächlich Indianer oder Mexikaner darstellt, übernimmt Anthony Quinn 1947 von Marlon Brando die Hauptrolle des Stanley Kowalski im Theaterstück „Endstation Sehnsucht“ am New Yorker Broadway. Danach erhält er vom Regisseur Elia Kazan in „Viva Zapata!“ (1952) eine Hauptrolle, die ihm einen „Oscar“ als „Bester Nebendarsteller“ einbringt.
In den folgenden Jahren steigt Anthony Quinn zum begehrten Hauptdarsteller auf – in Italien steht er für Federico Fellini im Film „La Strada“ („La Strada – Das Lied der Straße“, 1954) neben Giulietta Masina und in Frankreich für „Notre Dame de Paris“ („Der Glöckner von Notre Dame“, 1956) an der Seite von Gina Lollobrigida vor der Kamera. Für seine Darstellung des Malers Paul Gauguin in „Lust For Life“ (“ Vincent van Gogh – Ein Leben voller Leidenschaft“, 1956) neben Kirk Douglas erhält Anthony Quinn seinen zweiten „Oscar“.
Danach kann man Anthony Quinn neben Anna Magnani in „Wild Is The Wind“ („Wild ist der Wind“, 1957), an der Seite von Sophia Loren in „The Black Orchid“ („Die schwarze Orchidee“, 1958), mit Gregory Peck in „The Guns Of Navarone“ („Die Kanonen von Navarone“, 1961), im italienischen Historienfilm „Barrabas“ (1962) neben Silvana Mangano, an der Seite von Peter O’Toole, Omar Sharif und Alec Guinness im Filmklassiker „Lawrence Of Arabia“ (“ Lawrence von Arabien“, 1962) und in der Filmadaption des Bühnenstückes „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt „La visita“ („Der Besuch“, 1963) neben Ingrid Bergman sehen.
1964 spielt Anthony Quinn in „Alexis Sorbas“ den titelgebenden Landarbeiter und Lebenskünstler – mit dieser Rolle wird er später am meisten identifiziert. Nach Filmen wie „Lost Command“ („Sie fürchten weder Tod noch Teufel“, 1966) mit Alain Delon, „The Shoes Of The Fisherman“ („In den Schuhen des Fischers“, 1968) neben Laurence Olivier, „The Marseille Contract“ („Fluchtpunkt Marseille“, 1974) an der Seite von Michael Caine, „Bluff storia di truffe e di imbroglioni“ („Der große Bluff“, 1976) mit Adriano Celentano und Franko Zefirellis „Jesus Of Nazareth“ („Jesus von Nazareth“, 1977) neben Claudia Cardinale und Anne Bancroft übernimmt Anthony Quinn 1978 nochmals die Rolle eines Griechen – die Verfilmung der Lebensgeschichte des griechischen Reeders Aristoteles Onassis mit Jaqueline Bisset in „The Greek Tycoon“ („Der große Grieche“) beschert dem Schauspieler neben „Lawrence von Arabien“ und „Alexis Sorbas“ eine dritte Kult-Rolle.
Ab den achtziger Jahren nimmt die Qualität von Anthony Quinns Filmproduktionen ab, auch arbeitet er vermehrt fürs Fernsehen. 1989 sieht man ihn in der Neuverfilmung des Ernest Hemingway Romans „The Old Man And The Sea“ („Der alte Mann und das Meer“), zu seinen letzten Leinwandproduktionen gehört eine Zusammenarbeit mit Kevin Costner in „Revenge“ („Revenge – Eine gefährliche Affäre“, 1990). In der mittelmäßigen Actionkomödie „Avenging Angelo“ (2002) steht Anthony Quinn ein letztes Mal vor der Kamera.
Anthony Quinn ist dreimal verheiratet – von 1937 bis 1965 mit Katherine DeMille, der Adoptivtochter des berühmten Regisseurs Cecil DeMille. Von 1966 bis 1997 ist er mit Yolanda Addolori verheiratet und bis zu seinem Tod lebt er mit seiner Sekretärin Kathy Benvin zusammen. Der Schauspieler ist Vater von dreizehn Kindern.
Anthony Quinn stirbt am 3. Juni 2001 im Alter von sechsundachtzig Jahren im Krankenhaus von Boston an den Folgen einer Lungenentzündung.