Daliah Lavi wird berühmt durch ihre tiefe, charismatische Stimme – rauchig und immer ein bisschen geheimnisvoll. In den siebziger Jahren des letzen Jahrhunderts gehört die Sängerin zu den größten Stars des deutschen Musikgeschäfts. Sie hat das einmalige Talent, ihre Songs so gefühlvoll zu interpretieren, daß die Grenzen zum Kitsch niemals überschritten werden – das Chanson ist in ihrer großen Zeit nicht fern. In den sechziger Jahren kann man die Sängerin auch in internationalen Kinoproduktionen neben Weltstars wie Yul Brunner, Dean Martin und Christopher Lee sehen
Daliah Lavi wird am 12. Oktober 1942 als Daliah Levenbuch in Schawei Zion nahe der Hafenstadt Haifa im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina (Israel) geboren. Sie ist die Tochter einer deutschen Mutter und eines russischen Vaters. Ihre Großeltern fliehen aus dem nationalsozialistischen Deutschland ins damalige Palästina. Gemeinsam mit ihrer Schwester Michal und ihrem Bruder Yossi wächst sie in einfachen Verhältnissen auf.
Schon als kleines Mädchen träumt Daliah Lavi davon, Ballett-Tänzerin zu werden – als Zwölfährige erhält sie dann ein Stipendium an der “Royal Swedish Ballet Company School” in Stockholm, welches ihr Kirk Douglas vermittelt, der Anfang der fünfziger Jahre einen Film in ihrem israelischen Heimatdorf dreht und sie entdeckt. Aufgrund von Kreislaufproblemen und des Todes ihres Vaters muss sie die Ausbildung nach vier Jahren abbrechen. Gegen Ende der fünfziger Jahre absolviert Daliah Lavi ihren Wehrdienst in der israelischen Armee und trägt nach dem Tod des Vaters zum Lebensunterhalt der Familie bei – unter anderem als Model für Bade- und Strickmoden.
Mit ihrer Hauptrolle in der deutsch-israelischen Produktion “Brennender Sand” (1960) wird Daliah Lavi über Nacht bekannt. Zur gleichen Zeit lernt sie ihren späteren ersten Ehemann – einen französischen Kaufhausbesitzer – kennen, mit dem sie 1961 nach Paris geht. Hier setzt sie ihre Karriere erfolgreich fort und dreht Filme wie “Un soir sur la plage” (“Eines Abends am Strand”, 1961), “La fête espagnole” (“Bevor der Mensch zum Teufel geht”, 1961) und “Le jeu de la vérité” (“Mitternachtsparty”, 1961). Ihre exotisch anmutende Schönheit bringt sie bis nach Hollywood, wo sie im hochkarätig besetzten Melodram “Two Weeks In Another Town” (“Zwei Wochen in einer anderen Stadt”, 1962) für ihre Darstellung eine “Golden Globe”-Nominierung als “Beste Nachwuchsdarstellerin” erhält. Sie spielt Rollen in “Lord Jim” (1965) neben Peter O’Toole, in “The Silencers” (“Leise flüstern die Pistolen”, 1966) an der Seite von Dean Martin und in der James-Bond-Persiflage “Casino Royale” (1967) mit Peter Sellers und David Niven. Trotz dieser vielen Erfolge schafft Daliah Lavi als Schauspielerin nicht den Durchbruch zum Star. Ihr letzter Kinofilm ist 1971 der britische-Western “Catlow – Leben ums Verrecken” mit Yul Brynner. Die Sängerin sagt in einem Interview, dass sie nur einen guten Film gedreht hat, und zwar die italienisch-französische Co-Produktion “Il Demonio” (“Der Teufel”, 1963). Dort spielt sie eine vom Teufel besessene junge Frau, die von den Bewohnern eines kleinen italienischen Dorfes verfolgt wird.
Auch im deutschen Film kann sich Daliah Lavi behaupten und wird mit “Das schwarz-weiß-rote Himmelbett” (1962) bei uns sehr populär. Mit Gert Fröbe und Lex Barker dreht sie 1961 den Krimi “Im Stahlnetz des Dr. Mabuse”. In der Karl-May-Verfilmung “Old Shatterhand” (1964) kann man sie neben Pierre Brice als Squaw Paloma sehen.
Daliah Lavis markante Stimme wird Ende der sechziger Jahre von einem britischen Schallplattenproduzenten entdeckt, als sie als Gast einer Fernsehshow einige hebräische Lieder singt. Sie erhält einen Schallplattenvertrag und bereits ihre erste Single “Liebeslied jener Sommernacht” wird 1970 ein Hit. Daliah Lavi singt fortan auf Deutsch, Französisch, Englisch, Hebräisch, Italienisch und Spanisch. Vorzugsweise beim deutschen Publikum kommt die Sängerin mit ihren eigenwilligen und gut vorbereiteten Interpretationen anspruchsvoller Lieder, die sich vom damaligen Schlagereinerlei deutlich absetzen, sehr gut an. Ihr größter kommerzieller Erfolg wird 1970 der Song “Oh, wann kommst du”. Gerne trägt die Sängerin Cover-Versionen internationaler Hits vor. Weitere erfiolgreiche Lieder von Daliah Lavi sind “Jerusalem”, “Wer hat mein Lied so zerstört, Ma?” (“What Have They Done To My Song”), “Willst du mit mir geh’n” und “Meine Art, Liebe zu zeigen”. Allesamt erreichen sie höchste Chart-Notierungen. Gegen Ende der siebziger Jahre lässt der Erfolg von Daliah Lavi allmählich nach, nur “Nichts haut mich um aber du” (“I Get A Kick Out Of You”) wird noch ein akzeptabler Hit.
Das nachlassende Interesse am Schlager zu Beginn der achtziger Jahre führt dazu, daß sich Daliah Lavi umorientiert. Sie nimmt Platten mit hebräischen Volksliedern auf und wendet sich kurze Zeit der Country-Musik zu. Mit Liedern wie “Weißt du, was du für mich bist?” und ” Das bleibt immer ein Geheimnis” kann sie zwischenzeitlich noch einige kleine Hits landen. Auch die Coverversionen “Ich wollt’ nur mal mit dir reden” (“I Just Called To Say I Love You”, 1985) und das Duett mit Karel Gott “Ich bin da um dich zu lieben” (“When You Tell Me That You Love Me”, 1994) tauchen in den Hitparaden auf.
Daliah Lavi wird zweimal mit einem “Löwen” von Radio Luxemburg sowie vier “Bravo-Ottos” ausgezeichnet
In den neunziger Jahren beendet Daliah Lavi ihre Gesangskarriere und lebt zurückgezogen mit ihrem vierten Ehemann, dem Industriellen Charles Gans, in Asheville, North Carolina. Daliah Lavi ist Mutter von vier Kindern.
2008 erscheint zum Abschied der Sängerin von ihrem Publikum die neue CD “C’est la vie – So ist das Leben” mit ihren größten Hits und einigen Neueinspielungen.