Als eine der populärsten Volksschauspielerinnen des Landes steht Edith Hancke mehr als sechzig Jahre lang auf der Theaterbühne und vor der Filmkamera – das schlagfertige Berliner Original mit der unverwechselbaren Stimme wird jahrzehntelang als Königin des Boulevardtheaters gefeiert
Edith Hancke kommt am 14. Oktober 1928 in Berlin als Tochter eines Bankangestellten zur Welt und wächst in Berlin-Charlottenburg auf. In der Nachkriegszeit besucht sie die Schauspielschule an der Wilhelmsaue in Wilmersdorf, noch vor der offiziellen Teilung Deutschlands und Berlins arbeitet sie in insgesamt vier DEFA-Produktionen in Potsdam-Babelsberg mit – danach siedelt sie in den Westen über.
1949 gibt Edith Hancke als Hedwig in Ibsens „Wildente“ am Berliner Renaissance-Theater ihr Bühnendebüt – schnell avanciert sie zu einer viel beschäftigten und beliebten Darstellerin. Sie steht auf vielen Berliner Theaterbühnen, erst am Deutschen Theater, später an West-Berliner Spielstätten und beim Kabarett – so ist sie auch auch langjähriges Mitglied der legendären „Stachelschweine“, wo sie als „kesse Berliner Göre“ eingesetzt wird. Für die populäre Hörfunk-Unterhaltungsserie „Pension Spreewitz“ wirkt Edith Hancke in hundertfünfzig Folgen mit und noch mit vierundsiebzig Jahren spielt sie in der Hamburger Komödie Winterhuder Fährhaus im Stück „Fenster zum Flur“ ein Jahr lang die Hauptrolle.
Früh entdeckt der Film das Talent von Edith Hancke – 1949 gibt sie die couragierte Adelheid Wolff in Erich Engels Filmversion von Gerhard Hauptmanns „Der Biberpelz“ und 1954 agiert sie als Fräulein Müller-Muthesius in „Der Raub der Sabinerinnen“, 1956 sieht man sie in Kurt Hoffmanns Zuckmayer-Adaption „Der Hauptmann von Köpenick“ neben Heinz Rühmann und 1958 steht sie als „Billa“ in Wolfgang Staudtes „Der Maulkorb“ vor der Kamera. Danach folgen hauptsächlich komische Rollen in seichten Unterhaltungsfilmen wie „Natürlich die Autofahrer“ (1959) mit Heinz Erhardt, „Die seltsame Gräfin“ (1962) neben Klaus Kinski und Marianne Hoppe, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ (1964) mit Trude Herr und Karin Dor, „Heintje – ein Herz geht auf Reisen“ (1969), „Alter Kahn und junge Liebe“ (1973) mit Roy Black und „Unser Willi ist der Beste“ (1978) erneut an der Seite von Heinz Erhardt.
Neben populären Fernsehdauerbrennern wie „Drei Damen vom Grill“ mit Brigitte Mira oder „Ein Mann für alle Fälle“ mit Harald Juhnke sieht man Edith Hancke in unzähligen Unterhaltungssendungen mit Berliner Milieu. Gegen Ende der siebziger Jahre agiert sie in dem Mehrteiler nach Hans Fallada „Ein Mann will nach oben“ sowie in der beliebten Serie „Café Wernicke“ und in den achtziger Jahren spielt sie in der Serie „Hotel Paradies“.
Auch im neuen Jahrhundert kann sich die beliebte Schauspielerin nicht über mangelnde Rollenangebote beschweren – 2002 sieht man sie in den humorvollen Beziehungskomödien „Aus lauter Liebe zu Dir“ und „Mord an Bord“, danach folgen „Heiraten macht mich nervös“ (2003), „Zwei Männer und ein Baby“ (2004), „Ich leih mir eine Familie“ (2006), „Vater Undercover – Im Auftrag der Familie“ (2006) und zuletzt „Schaumküsse“ (2009).
Durch ihre Tätigkeit als Synchronsprecherin ist Edith Hanckes markante Stimme – deren unverwechselbarer Klang auf eine missglückte Mandeloperation zurückzuführen ist – in zahlreichen Filmen und Serien zu hören. Von 1991 bis 1994 synchronisiert sie in der US-amerikanischen Serie „Die Dinos“ das Baby Sinclair – dessen berühmter Ausspruch „Nicht die Mama!“ avanciert bald zum geflügelten Wort.
Mehrfach erhält Edith Hancke den „Goldenen Vorhang“ – die Auszeichnung für die beliebteste Berliner Schauspielerin. 1987 wird sie mit dem „Bundesverdienstkreuz“ und 2000 mit der „Goldenen Kamera“ für ihr Lebenswerk geehrt.
Edith Hancke ist seit 1972 mit ihrem Schauspielkollegen Klaus Sonnenschein verheiratet, mit dem sie in Schleswig-Holstein und in Berlin-Schlachtensee lebt. Sie stirbt am 4. Juni 2015 im Alter von sechsundachtzig Jahren in Berlin.