„Ich habe lange genug gelebt – noch länger wäre langweilig“ sind die letzten Worte von George Sanders – sein knapper Abschiedsbrief passt zu seiner Rolle aus „Alles über Eva“, für die er einen „Oskar“ erhält. 1972 findet man ihn tot in einem Hotelzimmer an der spanischen Costa Dorada. In den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts verkörpert der gut aussehende Schauspieler in zahlreichen Filmen den perfekten und stets etwas durchtriebenen Gentleman
George Sanders wird am 3. Juli 1906 im russischen St. Petersburg als Sohn eines wohlhabenden britischen Exportkaufmanns und zweites von drei Kindern geboren. Bei Ausbruch der Russischen Revolution gehen seine Eltern mit ihm zurück nach England, wo er ein Studium beginnt und danach eine Karriere als Geschäftsmann in der Textilbranche einschlägt. Während der Weltwirtschaftskrise leitet er eine Tabakplantage in Lateinamerika. Anfang der dreißiger Jahre betritt er erstmals eine Bühne, spielt Kabarett und beginnt erste Filmrollen zu übernehmen – sein Debut gibt er 1936 im britischen Spielfilm „Find The Lady“.
Nachdem 1937 Hollywood auf den attraktiven Schauspieler aufmerksam wird, macht er sich dort schnell einen Namen – er spielt vorwiegend Abenteuerhelden und kann mit seiner vielseitigen Darstellungsweise von Schurken und Ganoven seine Beliebtheit weiter steigern. Seine äußere Erscheinung prädestiniert ihn als großartigen Darsteller in den populären Krimi-Filmserien seiner Zeit. Er spielt von 1939 an den Simon Templar in der Serie „The Saint“ („Der Heilige“) und mit „The Falcon“ kommt 1941 eine ähnliche Rolle hinzu. Zunehmend auf einen Rollentypus festgelegt verabschiedet er sich von der „Falcon“-Rolle, indem er sie seinem Bruder Thomas Charles Sanders überlässt, der unter dem Pseudonym Tom Conway ebenfalls als Schauspieler tätig ist.
In mehr als hundertzwanzig Spielfilmen spielt George Sanders mit Vorliebe Bösewichte und Charaktere, die überall ihre Augen haben und ihre Mitmenschen durchschauen. Für seine Rolle in „All About Eve“ („Alles über Eva“, 1950) an der Seite von Bette Davis, Thelma Ritter und Celeste Holm erhält er einen „Oscar“. Danach sieht man ihn in Alfred Hitchcocks „Rebecca“ (1940) neben Joan Fontaine und Laurence Olivier, in Fritz Langs melodramatischen Abenteuerfilm „Das Schloss im Schatten“ (1955) und in Roberto Rosselinis „Viaggio in Italia“ („Reise in Italien“, 1953) in der Rolle des bornierten und gelangweilten Ehemannes von Ingrid Bergman. Während des Zweiten Weltkriegs kann man George Sanders oft in Propagandafilmen sehen – meist in der Rolle eines Nazis.
Am 27. Oktober 1940 heiratet George Sanders Susan Larson – die Ehe hält bis 1949. Danach ehelicht er Zsa Zsa Gabor – die Ehe hält bis 1957. Seine dritte Frau wird die Schauspielerin Benita Hume, bevor er 1970 für fast ein Jahr mit Zsa Zsa Gabors Schwester Magda verheiratet ist.
Zeitlebens äußert George Sanders, dass er mit fünfundsechzig Jahren Selbstmord begehen wird, um einem Siechtum im Alter zu entgehen. Kurz vor seinem sechsundsechzigsten Geburtstag nimmt er sich am 5. April 1972 in einem Hotel in Castelldefels bei Barcelona mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben.