Bette Davis dreht an die hundert Filme und ihre Karriere hält fast sechzig lang an – zehnmal wird sie für einen „Oscar“ nominiert, zweimal erhält sie die begehrte Trophäe. Unermüdlich kämpft sie gegen die Filmstudios für mehr Rechte, sie gehört als erste Frau der „Oscar-Academy“ an und gilt heute als größte Hollywood-Schauspielerin aller Zeiten
Bette Davis wird am 5. April 1908 in Lowell im US-Bundesstaat Massachusetts als Ruth Elizabeth Davis geboren – sie ist die Tochter eines Rechtsanwalts und einer Fotografin. Bette Davis besucht mehrere Schauspielschulen und nimmt Tanzunterricht bei Martha Graham. 1929 hat sie in dem Stück „Broken Dishes“ ihren Durchbruch am Broadway. Das Kinodebut folgt 1930 in „Bad Sister“. Ihren ersten Leinwanderfolg kann Bette Davis dann in „Of Human Bondage“ („Des Menschen Hörigkeit“, 1934) feiern.
Bette Davis entspricht nicht dem damals in Hollywood angesagten Schönheitsideal – alles an ihrem Gesicht ist etwas zu groß, lediglich ihre ausdrucksvollen, intensiven Augen können beeindrucken. Sie selber sagt einmal: „Mir war es immer egal, wie ich aussah, solange ich nur wie meine Figur aussah“. Mit ungeheuerem Ehrgeiz kämpft sie sich nach oben – 1941 ist sie die erste Frau an der Spitze der „Oscar-Academy“ und 1942 gilt sie als bestbezahlte Frau Amerikas.
Weil im Südstaaten-Melodram „Gone Withe The Wind“ („Vom Winde verweht“, 1939) die Rolle der Scarlett O’Hara nicht an Bette Davis sondern an die Britin Vivian Leigh geht, bekommt sie von ihrem Studio eine Rolle in „Jezebel“ (1938) angeboten. Für ihre überzeugende Darstellung als sturköpfige Südstaatenschönheit neben Henry Fonda erhält sie 1938 den begehrten „Oscar“. Beim Anblick der kleinen Statue sagt Bette Davis, diese sehe von hinten so aus wie ihr Ehemann Harmon Oscar Nelson – daher die Bezeichnung „Oscar“.
In den nächsten Jahren folgen weitere Filme wie „Dark Victory“ (1939), „The Private Lives Of Elizabeth And Essex“ („Günstling einer Königin“, 1939) und „The Little Foxes“ (1941).
Während des Zweiten Weltkrieges hilft Bette Davis mit anderen Filmstars wie Marlene Dietrich, Judy Garland, Betty Grable, Lauren Bacall, Ava Gardner und Frank Sinatra die legendäre „Hollywood Canteen“ zu organisieren, wofür sie 1980 mit der „Civilian Service Medal“ ausgezeichnet wird. Nach dem Krieg gelingt ihr 1950 ein Comeback mit dem Film „All About Eve“ („Alles über Eva“) als Theaterdiva Margo Channing an der Seite von George Sanders, Celeste Holm und Thelma Ritter. Einen ehemaliger Kinderstar, der seine Schwester aufs Böseste malträtiert, spielt sie In „Whatever Happened To Baby Jane“ („Was geschah wirklich mit Baby Jane?“, 1962) neben ihrer Dauer-Rivalin Joan Crawford. Über diese sagt Bette Davis einmal: „Joan hat mit jedem männlichen Metro-Goldwyn-Mayer-Star geschlafen – außer mit Lassie“. In ihrer letzten anspruchsvollen Rolle kann man Bette Davis dann in „Hush Hush Sweet Charlotte“ („Wiegenlied für eine Leiche“, 1964) als verwirrt-starrsinnige Hausbesitzerin an der Seite von Olivia de Havilland sehen. Dafür wird sie ein letztes Mal für einen „Oscar“ nominiert.
Bette Davis entwickelt sich im Laufe der Jahre zur gefürchteten „Mother Courage“ der Filmstudios. Sie kämpft für bessere Drehbücher und gegen das Vertragssystem, das sie verpflichtet jede noch so anspruchslose Rolle zu übernehmen. In einem kostspieligen Prozess kämpft sie darum, aus ihrem Vertrag entlassen zu werden – zwar verliert sie diesen Prozess, bekommt aber nach harten Kämpfen das Mitspracherecht bei der Stoffauswahl ihrer Filme. Für die damalige Zeit ist ein solches Vorgehen revolutionär, die Zeit der passiven und bescheidenen „Good Girls“ ist damit endgültig vorbei.
In ihrer knapp sechzigjährigen Filmkarriere spielt Bette Davis Hexen, Alkoholikerinnen, eiskalte Verführerinnen, durchtriebene Miststücke und grausame Furien mit einer beängstigenden Intensität und großer Überzeugungskraft. Sie wird dafür vor allem von Frauen bewundert, weil sie Rollen spielt, die es sich nicht leichtmachen und vom Leben immer ein bisschen mehr fordern als üblich.
1962 erscheint in einer Hollywood-Zeitung eine ganzseitige Anzeige: „Mutter von drei Kindern, geschieden, Amerikanerin, dreißig Jahre alt, Erfahrung als Filmschauspielerin, sucht ständige Beschäftigung in Hollywood. Auf Wunsch Referenzen.“ Die Annonce ist unterzeichnet mit Bette Davis. „Ich werde niemals den Fehler begehen zu sagen, dass ich mich zur Ruhe gesetzt habe. Zum Teufel, ich könnte noch eine Million von diesen Charakterrollen spielen!“ sagt sie einmal.
Privat verläuft das Leben von Bette Davis ähnlich dramatisch wie viele ihrer Filmrollen – viermal ist sie verheiratet. Ein Mann stirbt, von den anderen lässt sie sich scheiden. Mit ihrem dritten Ehemann William Grant Sherry hat sie Tochter Barbara Davis Merrill Hyman, mit ihrem vierten Ehemann Gary Merrill die zwei Adoptivkinder Margot und Michael. Ihre große Liebe ist jedoch William Wyler, der sich jedoch weigert, für sie seine Frau zu verlassen.
Im Alter von fünfundsiebzig Jahren erleidet Bette Davis einen Herzinfarkt, später erkrankt sie an Brustkrebs. Wenige Tage nach der Operation hat sie einen Schlaganfall. Ihren letzten Filmauftritt hat sie 1986 in Lindsay Andersons Film „Whales Of August“ („Wale im August“).
1989 nimmt Bette Davis ihre letzte Auszeichnung beim „San Sebastián International Film Festival“ entgegen. Nach der Preisverleihung stellt man fest, dass sie zu schwach ist für die Rückreise in die USA, und so reist sie nach Frankreich, wo sie am 6. Oktober 1989 im American Hospital in Neuilly-sur-Seine ihrem Krebsleiden erliegt. Sie wird auf dem Forest-Lawn-Cemetry in Los Angeles beigesetzt – auf ihrem Grabstein steht „She Did It The Hard Way“ („Sie ging den harten Weg“).