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Ian Curtis

Als Sänger der britischen Post-Punk-Band „Joy Division“ feiert Ian Curtis gegen Ende der siebziger Jahre große Erfolge – deren Hit „Love Will Tear Us Apart“ geht in die Popgeschichte ein. Mit seinem frühen Freitod begründet der rebellische und sensible Sänger mit der markanten Stimme ein faszinierendes Stück Rock-Mythologie

Ian Kevin Curtis wird am 15. Juli 1956 in Stretford – einem Arbeiter-Stadtteil im englischen Manchester – als Sohn eines Polizeibeamten geboren und wächst im kleinbürgerlichen Milieu von Macclesfield auf, wo er die Schule besucht. Nach Streitigkeiten bricht der rebellische und sensible Junge die Schule ab und arbeitet in einem Plattenladen sowie im britischen Verteidigungsministerium und bei der öffentlichen Arbeitsvermittlung. 1979 gibt er die Arbeit wegen zu großer Belastung auf.

Früh begeistert sich Ian Curtis für die Musik von David Bowie, Iggy Pop und Lou Reed sowie für die „Sex Pistols“, deren dilettantische Auftritte ihn faszinieren. Schon in seiner Jugend prophezeit der Sänger, vor seinem dreißigsten Geburtstag zu sterben – er idealisiert den frühen Tod des „Doors“-Sängers Jim Morrison, der mit siebenundzwanzig Jahren aus bis heute ungeklärten Gründen stirbt.

1975 heiratet Ian Curtis seine Freundin Deborah „Debbie“ Woodruff – 1979 kommt die gemeinsame Tochter Natalie zur Welt. Kurz vor seinem Tod reicht Ian Curtis 1980 die Scheidung ein.

1976 stößt Ian Curtis auf Peter Hook, Bernard Sumner und Terry Mason, mit denen er die Band „Warsaw“ gründet – der Name der Band geht auf einen Song David Bowies zurück, der von Ian Curtis sehr verehrt wird. Da es jedoch bereits eine Band mit diesem Namen gibt, veröffentlicht die Gruppe unter dem Namen „Joy Division“ mit „Ideal For Living“ ihren ersten Song – der Band-Name „Joy Division“ geht auf einen Roman zurück, in dem von einem Prostituierten-Kommando die Rede ist, das in deutschen Konzentrationslagern dient. Die Band tritt in der Mode der vierziger Jahre auf spielt provokant mit faschistischer Ästhetik.

Bei der Rückkehr von einem Konzert erleidet Ian Curtis einen ersten epileptischen Anfall – Ärzte diagnostizieren bei ihm Epilepsie und führen dies auf seinen frühen Drogenmissbrauch zurück. Starke Medikamente verstärken seine Stimmungsschwankungen, die sich auch in den depressiven und düsteren Texten von „Joy Division“ widerspiegeln. Das Bandmitglied Bernard Sumner sagt rückblickend: „Ich glaube wirklich, dass es die Tabletten waren, die ihn umbrachten.“

1979 erscheint „Joy Divisions“ erstes Album „Unknown Pleasures“ – mit der zunehmenden Popularität der Band nimmt auch der Drogenkonsum von Ian Curtis wieder zu. Während der Tourneen hat er mehrere Affären, was die Distanz zu seiner Frau verstärkt. Der Tournee-Stress führt zu weiteren epileptischen Anfällen, die in immer kürzeren Abständen auftreten, auch unternimmt Ian Curtis einen ersten Selbstmordversuch, der jedoch fehlschlägt.

Anfang 1980 planen „Joy Division“ eine ausgedehnte US-Tournee – da Ian Curtis unter Flugangst leidet, verstärken sich seine epileptischen Anfälle wieder. Er sagt, er habe mit der Musikbranche abgeschlossen und möchte die Band verlassen.

Ian Curtis erhängt sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 1980 in seinem Haus in Macclesfield – er ist dreiundzwanzig Jahre alt. Sein Leichnam wird eingeäschert und auf dem Friedhof von Macclesfield beigesetzt – auf dem Grabstein steht die Inschrift „Love Will Tear Us Apart“ („Liebe wird uns auseinanderreißen“) als Referenz an das gleichnamige Lied von „Joy Division“.

Zwei Monate nach dem Tod von Ian Curtis erscheint mit „Closer“ die letzte „Joy-Division“-Platte. Da den verbliebenen Band-Mitgliedern der Fortbestand von „Joy Division“ ohne den charismatischen Sänger unmöglich erscheint, formieren diese sich 1980 unter dem Namen „New Order“ neu und bedienen sich anfangs der Kompositionen und Texte von Ian Curtis. Der Einfluss von „Joy Division“ auf die New-Wave-Music der achtziger Jahre ist nicht zu unterschätzen, „New Order“ avanciert zu einer der erfolgreichsten Pop-Gruppen der Dekade.

1995 veröffentlicht die Witwe von Ian Curtis dessen Biografie „Touching From A Distance“. Die Filme „24 Hour Party People“ (2002) und „Control“ (2007) befassen sich mit dem Leben des Musikers.