Provokativ, leidenschaftlich und mitreißend avanciert er als Sänger der Rockgruppe „The Doors“ in den sechziger Jahren zur Ikone einer ganzen Generation – Jim Morrison prägt mit mehreren Weltklassikern maßgeblich die musikalische Entwicklung der damaligen Zeit und sein zu früher Tod macht aus ihm einen unsterblichen Rockmythos, der bis heute anhält
James Douglas „Jim“ Morrison kommt am 8. Dezember 1943 in Melbourne im US-Bundesstaat Florida zur Welt. Er ist das erste Kind von George Stephen Morrison seiner Frau Clara Virginia und hat zwei Geschwister – Anne Robin und Andrew Lee. Sein Vater ist Marine-Offizier – deshalb zieht die Familie häufig um. Bis zu seinem Schulabschluss lebt Jim Morrison in verschiedenen Städten Floridas, Kaliforniens sowie in Washington D.C. und Albuquerque – dies und die ständige Abwesenheit seines Vaters trägt dazu bei, dass er trotz guter Leistungen früh in der Schule Probleme mit Lehrern und Mitschülern bekommt.
Nach seinem Schulabschluss 1961 an der George Washington High School in Alexandria/Virginia zieht Jim Morrison auf Wunsch seiner Eltern zu seinen Großeltern nach Clearwater/Florida, wo er das St. Petersburg Junior College besucht. Vergeblich versucht der Vater, seinen Sohn für eine Karriere bei der US-Marine zu begeistern.
Jim Morrison liest viel und möchte später Schriftsteller oder Soziologe werden, zunehmend interessiert er sich auch für Filme und eine mögliche Arbeit in der Filmbranche. Gegen den Willen seiner Eltern bewirbt er sich 1963 für ein Studium der Film- und Theaterwissenschaft in Kalifornien und schreibt sich 1964 am Theater Arts Department der University Of California in Los Angeles ein, wo er Kurse bei dem bekannten Regisseur Josef von Sternberg belegt. 1965 schließt Jim Morrison sein Studium erfolgreich mit einem „Bachelor Of Science“ der Kinematographie ab.
Während seines Studiums lernt Jim Morrison den Kommilitonen und Organisten Ray Manzarek kennen und steigt spontan in dessen Band „Rick And The Ravens“ ein. Nach einer Umformation des Quartetts nennt sich die Band einige Zeit später „The Doors“ und Jim Morrison fungiert als deren Frontmann. Als Sänger ist Jim Morrison anfangs so in sich gekehrt, dass er bei ersten Auftritten der „Doors“ dem Publikum den Rücken zuwendet. Schon bald gilt die Band als Geheimtip, gemeinsam treten sie mit den „Byrds“ und mit Frank Zappa auf – Jim Morrison bezeichnet die frühe Club-Phase der „Doors“ rückblickend als eine der schöpferischsten der Band.
1967 erscheint das Debütalbum der Band unter dem Titel „The Doors“ – bereits für ihre erste Single-Auskopplung „Break On Through (To The Other Side)“ produziert die Gruppe einen Promotion-Clip, dem bald weitere folgen. Die zweite Single „Light My Fire“ wird 1967 zum Top-Hit in den amerikanischen Billboard-Charts. Auch Fernsehsender werden auf die „Doors“ aufmerksam, 1967 wird die Gruppe in die populäre „Ed-Sullivan-Show“ eingeladen. Noch im selben Jahr erscheint das Nachfolgealbum „Strange Days“, was an den Erfolg seines Vorgängers anknüpfen kann – mit 500.000 Vorbestellungen und den Singles „People Are Strange“ und „Love Me Two Times“ avancieren die „Doors“ bald zu einer der beliebtesten Rockbands der USA und ihr Lead-Sänger Jim Morrison zum neuen Sexsymbol Amerikas.
Angesichts des lastenden Drucks und der Schar sensationslüsterner Anhänger sucht Jim Morrison schon bald Erleichterung, indem er Alkohol trinkt und verstärkt Drogen konsumiert. Seit 1967 spielen die „Doors“ in immer größeren Konzerthallen, öfter kommt es zu Tumulten und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nach einer offenen Provokation wird Jim Morrison während eines Konzertes in New Haven/Connecticut aufgrund von Landfriedensbruchs und Widerstands gegen die Staatsgewalt verhaftet – zudem wird er als Anführer einer Jugendrevolte verdächtigt und gilt als potenzielle Gefahr für die staatliche Ordnung. Wenige Wochen später werden die Vorwürfe gegen ihn wieder fallengelasssen, doch die Bundespolizei beginnt, belastendes Material über ihn zu sammeln.
1968 erscheint das dritte Studioalbum der „Doors“ – „Waiting For The Sun“. Das Album und der Titel daraus „I Love You“ klettern an die Spitze der US-Plattencharts. Der verstärkte Drogenkonsum des „Doors“-Frontmannes Jim Morrison bleibt nicht ohne Folgen – bei Live-Konzerten müssen die Mitglieder der Band zur Besänftigung des Publikums Instrumentalstücke spielen und während einer Europa-Tournee übernimmt Band-Kollege Ray Manzarek nach einem Ausfall Jim Morrisons den Gesangspart. Auch bleiben wegen negativer Schlagzeilen und seltener Konzerte die Einnahmen bald hinter den Erwartungen zurück. 1969 haben die „Doors“ in den USA ihren letzten Nummer-1-Hit „Touch Me“.
1969 simuliert Jim Morrison während eines Konzertes an der Gitarre kniend Fellatio, was in der amerikanischen Presse entsprechend aufgebauscht wird und in der Bevölkerung zu empörten Reaktionen führt. Nach einer öffentlichen Drohung des Sängers gegen den designierten US-Präsidenten Richard Nixon kippt die Stimmung – aufgebrachte Eltern und ehemalige „Doors“-Fans protestieren und das FBI erlässt einen Steckbrief gegen Jim Morrison wegen Landesflucht. Sechzehn US-Staaten verhängen ein Auftrittsverbot für die „Doors“. Ende 1969 ist Jim Morrison mit einem weiteren Prozess wegen Belästigung von Flugpersonal und mehreren Vaterschaftsklagen konfrontiert – angesichts des drastischen öffentlichen Stimmungsumschwungs zieht er sich zunehmend zurück.
1970 wird das Album „Morrison Hotel“ eröffnet, Jim Morrison reist im selben Jahr aus privaten Gründen durch Europa. Zurück in den USA muß er für den Tatbestand vulgärer Sprache und Entblößung in der Öffentlichkeit sechzig Tage Arbeit im Miami-Dade-County-Gefängnis ableisten sowie eine Geldstrafe zahlen. Darüber hinaus erhält er eine zweijährige Bewährungsstrafe. „Ich glaube wirklich, es war mehr ein bestimmter Lebensstil angeklagt als irgendein bestimmter Vorfall“ so Jim Morrison später. Ende 1970 erscheint das letzte gemeinsame Album der „Doors“ – „L.A. Woman“. Bei einer Show in der State Fair Music Hall in Dallas spielt die Band das einzige Mal den Song „Riders On The Storm“ live, ein weiteres unmotiviertes Konzert folgt in New Orleans – danach beschließen die „Doors“ einvernehmlich, keine weiteren Konzerte mehr zu geben.
Seiner Rolle bei den „Doors“ überdrüssig verlässt Jim Morrison 1971 die USA – womit er gegen seine Bewährungsauflagen verstößt – und lässt sich in Paris nieder. Er wohnt bei seiner Langzeitfreundin und führt ein zurückgezogenes Leben. Zwischendurch unternimmt er Reisen in den Südwesten Frankreichs, nach Spanien, Marokko, Korsika und London.
Am 3. Juli 1971 stirbt Jim Morrison in Paris an einem Herzstillstand – da sein Leichnam nicht obduziert wird kann die offizielle Todesursache nie ganz geklärt werden. Er wird auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt – die Grabstätte entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer Wallfahrtsstätte.
Auch Jahrzehnte nach dem Tod von Jim Morrison hält die Faszination an dem charismatischen Sänger an. Zahlreiche Bücher und Dokumentationen erscheinen, Samples aus „Doors“-Songs sowie diverse Coverversionen der größten Hits der Band erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Jim Morrison artikuliert auf unbestechliche Art die Fantasien, Visionen, Ängste und die Destruktivität der Generation der späten sechziger Jahre und lebt diese exemplarisch aus. Obwohl sich Jim Morrison durch seine poetische Songtexte einen Namen macht, wird er in späteren Jahren meist mit einem aufrührerischen und selbstzerstörerischen Lebensstil assoziiert. Wegen seines frühen Todes wird er neben Brian Jones, Janis Joplin, Kurt Cobain, Amy Winehouse und Jimi Hendrix zum sogenannten “Club 27″ gezählt.