Sie gilt als eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des letzten Jahrhunderts, als älteste Darstellerin aller Zeiten erhält sie einen „Oscar“ für ihre Rolle in „Miss Daisy und ihr Chauffeur“. Bereits in den zwanziger Jahren brilliert Jessica Tandy auf der Theaterbühne, später macht sie sich mit ihrer Darstellung der herrischen Mutter von Rod Taylor in Alfred Hitchcocks Thriller „Die Vögel“ unsterblich
Jessica Tandy kommt am 7. Juni 1909 in London zur Welt, ihren ersten Bühnenauftritt absolviert sie 1927 im Londoner West End. Wenig später debütiert sie am Broadway in „The Matriarch“. Seitdem spielt sie auf beiden Seiten des Atlantiks Theater und stellt in sechzig Jahren etliche Shakespeare-Heldinnen dar – Lady Macbeth, Cressida, Katherine in „Heinrich V.“, Ophelia, Viola, Miranda und Cordelia. Außerdem sieht man Jessica Tandy auf der Bühne als Mary Tyrone in O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, als Mutter in „Rose“, als Charlotte in Joseph Papps „Salonika“ und als Amanda Wingfield in Tennessee Williams‘ „Die Glasmenagerie“. Für ihre Rolle der Blanche DuBouis in der Uraufführung von Tennessee Williams‘ „Endstation Sehnsucht“ erhält sie 1947 ihren ersten Tony-Award. An ihrer Seite spielt der junge Marlon Brando, dem damit der Durchbruch gelingt. In der gleichnamigen Verfilmung wird Jessica Tandy allerdings durch Vivien Leigh ersetzt, da die Produzenten diese für den größeren Star halten. Jessica Tandy wird noch zweimal mit einem „Tony-Award“ geehrt – für „The Gin Game“ und für „Foxfire“. In beiden Stücken steht sie mit ihrem Ehemann Hume Cronyn auf der Bühne, den sie nach ihrer gescheiterten ersten Ehe mit dem Schauspieler Jack Hawkins in New York kennenlernt und heiratet. Aus der Ehe mit Hume Cronyn stammen zwei Kinder, aus ihrer ersten Ehe hat Jessica Tandy eine Tochter. 1985 spielt Jessica Tandy ihre letzte Rolle am Broadway in „The Petition“.
Ihr Leinwanddebüt hat Jessica Tandy 1927 im Film „The Indiscretion Of Eve“ – seitdem kann man sie kontinuierlich in diversen Filmen sehen. Seit 1954 hat Jessica Tandy gemeinsam mit ihrem Mann eine eigene Serie – „The Marriage“. Ihre beiden bekanntesten Rollen sind jedoch die der Lydia Brenner in Alfred Hitchcocks „The Birds“ („Die Vögel“, 1963) an der Seite von Rod Taylor und Tippi Hedren und die der Miss Daisy in Bruce Beresfords „Driving Miss Daisy“ („Miss Daisy und ihr Chauffeur“, 1989) für welche sie 1990 einen „Oscar“ in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ gewinnt. Zwei Jahre später wird die Zweiundachtzigjährige für ihre Darstellung der Ninny Threadgoode in „Fried Green Tomatoes“ („Grüne Tomaten“, 1992) neben Kathy Bates ein weiteres Mal für einen „Oscar“ nominiert – außerdem wird Jessica Tandy im selben Jahr vom amerikanischen People Magazine zu den fünfzig schönsten Menschen der Welt gewählt.
1990 erhält Jessica Tandy vom Präsidenten der USA die „National Medal Of Arts“ in Anerkennung ihres herausragenden Beitrags zur Entwicklung und Förderung der Künste in den Vereinigten Staaten.
Am 11. September 1994 erliegt Jessica Tandy in ihrem Haus Connecticut einem Krebsleiden. Der Film „Nobody’s Fool“ („Nobody’s Fool – Auf Dauer unwiderstehlich“, 1994), in dem sie in ihrem letzten Auftritt neben Paul Newman zu sehen ist, ist ihrem Andenken gewidmet.
„Ich mag die Figur der Miss Beryl“ sagt die Jessica Tandy über ihre letzte Filmrolle, „sie hat Humor, und sie ist voller Lebenslust obwohl sie sehr alt ist und wahrscheinlich nicht mehr lange da sein wird. Aber sie ist lebendig. Sie lebt, wenn auch in sehr bescheidenen Verhältnissen. Ich möchte nie alte Damen spielen, die in Pflegeheimen leben, vergessen und schlecht behandelt von ihren Familien und ohne Hoffnung. Oder solche, die kein Leben in sich haben. Ich finde, man soll lebendig sein bis zum letzten Atemzug.“