In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts gehört sie zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen, 1956 gewinnt die Schweizerin für ihr Heimatland mit dem Lied „Refrain“ den allerersten Eurovision Song Contest, seitdem wird Lys Assia als „Grande Dame“ des Schlagers gefeiert
Lys Assia kommt am 2. März 1924 als Rosa Schärer in Lenzburg im schweizerischen Kanton Aargau zur Welt. Die Tochter von Frederic Schärer – dem Betreiber eines Installationsgeschäfts – und seiner Frau ist das jüngste von elf Geschwistern und wächst in Zürich auf. Mit fünf Jahren wird sie eingeschult und bereits mit acht Jahren von ihrer Mutter zum Ballettunterricht angemeldet. Nach ihrer Schulzeit besucht Lys Assia ein Konservatorium und später die Kunstakademie in Zürich. Mit sechzehn Jahren gibt sie ihr Debüt als Tänzerin – im „Riva-Ballett“ wird sie zur Betreuung französischer Truppen in der Revue „Franco-Suisse“ eingesetzt. Erste Auftritte als Sängerin folgen in Nizza und 1942 erhält Lys Assia ihren ersten Plattenvertrag.
Nach dem Krieg unternimmt Lys Assia einige Auslandstourneen und bekommt in Paris die Gelegenheit, für die erkrankte Josephine Baker im „Club du Champs Elysees“ einzuspringen. Sie tut dies so überzeugend, dass sie weiter in der Show mitwirken darf. Darauf folgt ein Engagement im weltberühmten Pariser Olympia. Ihre Premiere als Sängerin hat sie mit dem „Orchester Eddie Bruner“ auf Bühnen in Genf, Zürich, Basel und Lugano. Ihre eigentliche Karriere beginnt aber 1946 mit dem Lied „Eine weiße Hochzeitskutsche“.
Nach Auftritten in Paris und London erobert Lys Assia mit Liedern wie „The Doggie In The Window“, „Moulin Rouge“, „Über’s Jahr, wenn die Kornblumen blühen“ und „O mein Papa“ aus der Operette „Feuerwerk“ von Paul Burkhard, das ihrem kranken Vater gewidmet ist, das deutsche Publikum.
1956 ist Lys Assia für ihr Heimatland die Gewinnerin des ersten Eurovision Song Contests mit dem Lied „Refrain“, für das sie eine „Goldene Schallplatte“ erhält. Von da an singt sie ihre Lieder in den großen Varietés der ganzen Welt. 1957 nimmt sie erneut mit „L’enfant que j’étais“ am Eurovision Song Contest teil, belegt aber nur den achten Platz und ein Jahr später kann sie mit dem Song „Giorgio“ immerhin einen respektablen zweiten Platz gewinnen.
Bis in die sechziger Jahre hinein ist Lys Assia eine der erfolgreichsten Stars im deutschsprachigen Showgeschäft. Sie unternimmt zahlreiche Tourneen, singt in England für die Queen, in Ägypten vor König Faruk, in Argentinien für Evita Perón und hat jahrelang eigene TV-Shows in London und Caracas. Lys Assia steht gemeinsam mit Marlene Dietrich, Zarah Leander, Vico Torriani, Caterina Valente, Josephine Baker, Julio Iglesias und Gilbert Bécaud auf der Bühne. Zu ihren bekanntesten Liedern zählen „Arrivederci Roma“ (1955), „Was kann schöner sein“ (1957), „Wenn die Glocken hell erklingen“ (1959) oder „Schick mir keine roten Rosen mehr“ (1964). Auch auf der Leinwand kann man sie in den fünfziger Jahren in Filmen wie „Palace-Hotel“ (1951), „Die Kaiserin von China“ (1953), „Schlagerparade“ (1954) und „Ein Mann vergisst die Liebe“ (1955) sehen.
Lys Assia lebt vier Jahre in Spanien, zieht wieder zurück in die Schweiz und heiratet. 1957 stirbt ihr Mann, der Zürcher Bauunternehmer Henry Kunz – aus der Verbindung stammt Tochter Maja. Mit „Sterne von Syrakus“ wird die Sängerin im Herbst 1962 letztmalig in den deutschen Hitlisten geführt, dann zieht sie sich mit ihrem zweiten Ehemann Oscar Pedersen ins Privatleben zurück – mit ihm zusammen eröffnet sie Hotels in Deutschland, Dänemark, der Schweiz, Japan und Südamerika.
1972 tritt Lys Assia gelegentlich als Showstar im Fernsehen auf und 1972 begibt sie sich auf eine vierwöchige Amerika-Tournee mit Peter Kreuder.
Lys Assias zweiter Mann stirbt 1995 an den Folgen eines Autounfalls – die Sängerin sitzt am Steuer, als ein Reifen am Auto platzt, der den Unfall verursacht. Sie überlebt schwer verletzt und ist fünf Monate lang an den Rollstuhl gefesselt. Danach kehrt sie nach Deutschland zurück und steigt erneut ins Showgeschäft ein. Unter anderem gibt sie 2002 ein Konzert in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg und hat im selben Jahr ein längeres Gastspiel im Theater Madame Lothár in Bremen.
Anlässlich des fünfzigsten Geburtstages des Eurovision Song Contest im Jahr 2005 ist Lys Assia Ehrengast des Jubiläums-Grand Prix im ukrainischen Kiew. Beim Eurovision Song Contest 2009 in Moskau überreicht sie dem norwegischen Gewinner Alexander Rybak die Siegertrophäe und 2012 tritt sie beim Schweizer Vorentscheid mit dem von Ralph Siegel komponierten Lied „C’était ma vie“ an.
Lys Assia lebt heute in der Schweiz an der sogenannten „Goldküste“ am Zürichsee und widmet sie sich intensiv ihren Hobbys Golf, Malen und Fischen. Die aktive Tierschützerin bereist nach wie vor Europa und ist trotz ihres fortgeschrittenen Alters nach wie vor auf der Bühne präsent. Sie ist Ehrenmitglied im Beirat des Zirkus Knie und engagiert sich für junge Künstler. Ihr letztes Album „Refrain des Lebens“ erscheint 2008.