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Gilbert Bécaud

Er gehört zu den bedeutendsten französischen Sängern aller Zeiten und reißt als „Monsieur 100.000 Volt“ sein Publikum mit dynamischen Bühnenshows zu Begeisterungsstürmen hin – in seiner über fünf Jahrzehnte dauernden Karriere komponiert Gilbert Bécaud rund vierhundert Chansons und gilt bereits zu Lebzeiten als Legende

Gilbert Bécaud kommt am 24. Oktober 1927 als François Gilbert Silly im französischen Toulon zur Welt und lernt schon als Kind das Klavierspielen. Nach dem Krieg tingelt er zunächst als Pianist durch die Nachtlokale der Pariser Rive Droite, wo er von Edith Piaf entdeckt und gefördert wird. Schon bald schreibt er seine ersten eigenen Chansontexte – welche von Dalida („Le jour où la pluie viendra“ / „Am Tag, als der Regen kam“), Frank Sinatra und Elvis Presley („Let It Be Me“) und Marlene Dietrich („Marie Marie“) vorgetragen werden.

Mitte der fünfziger Jahre schafft Gilbert Bécaud den Durchbruch im Pariser Olympia – insgesamt tritt er in der legendären Konzerthalle dreiunddreißig Mal auf, zuletzt 1999. Schon 1954 sorgt eines seiner Konzerte für einen ungeheuren Aufruhr – viertausend Jugendliche prügeln sich um zweitausend Plätze.

Gilbert Bécaud macht sich auch als Schauspieler einen Namen und komponiert mehrere Filmmusiken – so übernimmt er 1956 eine Hauptrolle in „Le pays d’òu je viens“ und schreibt auch die Filmmusik. 1957 folgt der Revuefilm „Casino de Paris“ mit Caterina Valente, 1958 „Croquemitoufle“ und 1961 „Les petits matin“. 1959 komponiert der Sänger die Musik für den Film „Babette zieht in den Krieg“ mit Brigitte Bardot.

Die bekanntesten Chansons von Gilbert Bécaud sind „Nathalie“ – der Künstler besingt darin eine schöne Moskauer Fremdenführerin, „Elle etait si jolie“, „Et maintenant“ – erfolgreich von Barbra Streisand und Frank Sinatra als „What Now My Love“ übernommen, „Mes mains“, „Quand il est mort le poète“, „Toi qui est seul“, „La solitude ca n’existe pas“, „Le jour où la pluie viendra“ und „L’importance de la rose“. Bob Dylan, Nina Simone und James Brown covern sein „Je t’appartiens“ („Let It Be Me“). Der Sänger spielt auch diverse Lieder in deutscher Sprache ein. 1952 komponiert er die Oper „Opera d’Aran“ („Die Oper von der Insel Aran“), die 1962 in Paris uraufgeführt wird. 1981 erobern seine gemeinsam mit Neil Diamond geschriebenen Songs für den Film „The Jazzsinger“ („Der Jazzsänger“) die US-Hitparade.

Gilbert Bécaud erhält unzählige „Goldene Schallplatten“, Auszeichnungen und Ehrungen – so ist er „Ritter des Ordens der Belgischen Krone“, Gewinner der „Bronzenen Rose von Montreux“, „Ritter der Französischen Ehrenlegion“ und seit 1973 Träger des „Deutschen Bundesverdienstkreuzes“ – das ihm für seine Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft verliehen wird.

Anfang der neunziger Jahre zieht sich Gilbert Bécaud vom Bühnenleben zurück und tritt nur noch selten auf. Mehrmals verkündet er seinen kompletten Rückzug aus dem Showgeschäft, kehrt aber immer wieder mit umjubelten Auftritten zurück. Die letzten Konzerte gibt er 2001 in Lille und 2001 in Freiburg. Der Sänger ist zweimal verheiratet – mit der Sängerin Janet Woolacott und danach mit der Amerikanerin Kitty Saint-John – und Vater von sechs Kindern, darunter ein Adoptivkind aus Laos. Er lebt wechselweise in der westfranzösischen Region Poitou, in einem Haus auf Korsika und auf seinem Seine-Hausboot bei Paris. Eines seiner letzten Alben – „Faut faire avec“ – das ernster ist als seine üblichen Produktionen, erscheint 1999, kurz vor seinem Tod wird das Album „Mon Cap“ fertiggestellt.

Gilbert Bécaud stirbt am 18. Dezember 2001 im Alter von vierundsiebzig Jahren in Paris an den Folgen einer Krebserkrankung. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac würdigt den Sänger als „Botschafter des französischen Chansons“ und als „eine der stärksten und mitreißendsten Stimmen unserer Zeit“. Gilbert Bécaud findet seine letzte Ruhe auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. Nach seinem Tod veröffentlicht sein Sohn Gaya zwei Alben mit bisher unveröffentlichten Titeln und neuen Versionen bekannter Bécaud-Titel.