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Michel Serrault

Als ausgeflippter Damenimitator in der Transvestiten-Komödie „Ein Käfig voller Narren“ erlangt er internationale Bekanntheit, doch Michel Serrault ist für seine große Vielseitigkeit bekannt – im Laufe seiner langen Karriere verkörpert der populäre Charakterdarsteller in zahlreichen Spielfilmen mit großer Hingabe Sonderlinge, Egozentriker und andere Außenseiter

Michel Serrault wird am 24. Januar 1928 in Brunoy bei Paris geboren und stammt aus einer streng katholischen Familie. Ein Theologiestudium bricht er nach wenigen Wochen ab, um am Centre Dramatique Schauspiel zu lernen. In den Pariser Kabaretts des linken Seine-Ufers beginnt er seine Schauspielerkarriere – die Aufnahme ins Konservatorium schafft er nicht, aber bald kann man ihn in mittelmäßigen Komödien und Boulevardstücken wie „Wo die grünen Nudeln fliegen“ oder „Die Knallschote“ sehen. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht mindestens ein Film mit ihm auf die Leinwand kommt – „Ich spiele lieber fünf Minuten eine interessante Rolle in einem schlechten Film als neunzig Minuten eine banale Rolle in einem guten Film“ so Michel Serrault.

In den sechziger Jahren lernt Michel Serrault Jean Poiret kennen, mit dem er Kabarett-Programme, Komödien und Sketche auf Pariser Bühnen bringt. Unter Poirets Regie spielt er am Theatre Palais Royal ab 1973 mehr als neunhundertmal die Rolle des Albin Mougeotte – den Geliebten eines Nachtclub-Besitzers und Stars in dessen Club – im Theaterstück „La cage aux folles“ („Ein Käfig voller Narren“). Mit der gleichnamigen Verfilmung in drei Teilen von 1978 bis 1985 gelingt Michel Serrault an der Seite von Ugo Tognazzi der Durchbruch als weithin bekannter Filmschauspieler – für die Rolle der egozentrischen Zsa-Zsa Napoli in „La cage aux folles“ gewinnt Michel Serrault 1979 den französischen Filmpreis „César“.

Als eines der jüngsten Mitglieder der „Comedie Francaise“ macht sich Michel Serrault in Frankreich auch als ernsthafter Bühnendarsteller in Stücken von Shakespeare und Molière einen Namen.

Erst in seiner zweiten Lebenshälfte entwickelt sich Michel Serrault zum gefragten Charakterschauspieler – er spielt Lebemänner, Mörder und untreue Ehemänner. 1982 erhält er als Mordverdächtiger in „Garde à vue“ („Das Verhör“) an der Seite von Romy Schneider und Lino Ventura erneut einen „César“. In Claude Chabrols „Les Fantômes du chapelier“ („Die Fantome des Hutmachers“, 1982) kann man ihn neben Charles Aznavour als Serienmörder sehen und in „Nelly & Monsieur Arnaud“ neben Emmanuelle Béart als spendablen Bonvivant. Beindruckend sind vor allem die Altersrollen von Michel Serrault. In „Le Bonheur est dans le pré“ („Das Glück liegt in der Wiese“, 1996) spielt er neben Carmen Maura einen frustrierten Unternehmer, der vorgibt, das verschollene Familienoberhaupt einer südfranzösischen Familie zu sein. In „Les Enfants du marais“ („Ein Sommer auf dem Lande“, 1997“) agiert er als störrischer Sumpfbewohner und in „Une hirondelle a fait le printemps“ („Eine Schwalbe macht den Sommer“, 2001) spielt er einen eigenbrötlerischen Landwirt. „Wenn ein Schauspieler nicht an die Grenzen der Realität stößt, um Emotionen oder Lachen auszulösen, dann ist er kein Künstler“ sagt Michel Serrault.

Michel Serrault ist mit Juanita Saint-Peyron verheiratet und hat zwei Töchter. Er stirbt am 29. Juli 2007 an den Folgen einer Krebserkrankung in seinem Haus in der Normandie.

„Ein Monument des Theaters, Films und Fernsehens hat uns verlassen. Dieser Künstler hat mit seinem großen Talent als Komiker und Dramatiker jeden Franzosen beeindruckt“ sagt der französische Präsident Nicolas Sarkozy über den Verstorbenen und kondoliert der Familie öffentlich.