Als Kaiserin „Sissi“ spielt sie sich in die Herzen von Millionen Deutschen und trifft damit genau den Zeitgeist der fünfziger Jahre – später kann Romy Schneider sich nur schwer vom diesem Image befreien. Doch der Österreicherin gelingt das scheinbar Unmögliche – sie dreht anspruchsvolle Filme mit den bekanntesten Regisseuren ihrer Zeit, feiert besonders in Frankreich große Erfolge und ist heute eine der unsterblichen Ikonen des europäischen Kinos
Romy Schneider kommt am 23. September 1938 als Rosemarie Magdalena Albach in Wien als Tochter des österreichisch-deutschen Schauspielerehepaares Wolf Albach-Retty und Magda Schneider zur Welt. Nachdem die Familie ins oberbayerische Schönau am Königssee umzieht, wächst sie mit ihrem Bruder Wolfgang bei den Großeltern auf und besucht später das Internat Goldenstein in Elsbethen – einem Vorort von Salzburg. Die vielbeschäftigten Eltern haben nur wenig Zeit für die Kinder, 1945 lassen sich Wolf Albach-Retty und Magda Schneider scheiden.
1953 spielt Romy Schneider zusammen mit ihrer Mutter Magda in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ ihre erste Filmrolle – weitere Heimatfilme wie „Feuerwerk“ (1954), „Mädchenjahre einer Königin“ (1954), „Die Deutschmeister“ (1955) und „Monpti“ (1957) mit Horst Buchholz folgen. Sie verlässt die Schule, um zwischen 1954 und 1957 erneut an der Seite ihrer Mutter ihre wohl berühmteste Rolle zu spielen – die der österreichischen Kaiserin Elisabeth („Sissi“). Im Deutschland der Nachkriegsjahre erlangt sie damit eine ungeheure Populärität. Vermarktet wird Romy Schneider von ihrem Stiefvater, dem Unternehmer Hans-Herbert Blatzheim – er nützt ihre Bekanntheit für Werbezwecke aus und wo immer er ein neues Restaurant eröffnet, muss sie sich zeigen. Bald spricht sie über ihn nur noch als den „zweiten Mann ihrer Mutter“. Zum Ärger von Magda Schneider – deren Karriere damit vorbei ist – weigert sich Romy Schneider einen vierten „Sissi“-Teil zu drehen. Über die Rolle, die sie berühmt gemacht hat sagt sie später: „Die Sissi pappt an mir wie Griesbrei.“
1958 dreht Romy Schneider neben Lilli Palmer „Mädchen in Uniform“ sowie ihre erste ausländische Produktion – „Christine“ mit Alain Delon. Sie verliebt sich in den französischen Nachwuchsstar und bleibt in Paris. Voller Euphorie schreibt sie: „Ich will ganz französisch sein in der Art wie ich lebe, liebe, schlafe und mich anziehe.“ 1961 feiern Romy Schneider und Alain Delon einen Theatererfolg in John Fords Stück „Dommage qu’elle soit une p…“ („Schade, dass sie eine Dirne ist“) in der Inszenierung des italienischen Regisseurs Luchino Visconti, den die Schauspielerin später einmal als ihren besten und strengsten Lehrer bezeichnet. Sie sagt: „Es gibt drei Menschen, die mein Leben entscheidend verwandelt haben – Alain, Visconti und Coco Chanel.“
Anfang der sechziger Jahre erhält Romy Schneider einige Rollenangebote aus Hollywood – unter der Regie von Carl Foreman spielt sie im Episodenfilm „The Victors“ („Die Sieger“, 1962), unter der Regie von Otto Preminger kann man sie 1963 in „Der Kardinal“ sehen. Darin setzt sie für ihren Vater Wolf Albach-Retty eine Nebenrolle durch und steht so ein einzigen Mal mit ihm vor der Kamera. Im selben Jahr wirkt Romy Schneider an der Seite von Anthony Perkins und Jeanne Moreau in der Kafka-Verfilmung „Der Prozess“ unter der Regie von Orson Welles mit. Für ihre Darstellung erhält sie von der „Académie du Cinema“ den Preis „Étoile de Cristal“. In den amerikanischen Film-Studios ist man von der Österreicherin hingerissen – „Vierzig Jahre nach Greta und Marlene, fünfzehn Jahre nach Marilyn hat die Leinwand wieder einen großen Star“ – doch das amerikanische Publikum nimmt ihre Filme nicht an und sie kehrt enttäuscht nach Europa zurück.
1964 trennt sich Alain Delon von Romy Schneider, worauf sie einen Selbstmordversuch unternimmt. 1966 heiratet sie den Schauspieler und Theaterregisseur Harry Meyen, zieht mit ihm nach Berlin-Grünewald und bringt den gemeinsamen Sohn David Christopher zur Welt.
Einen weiteren Höhepunkt ihrer Karriere hat Romy Schneider 1968 mit ihrer Rolle in „La Piscine“ („Der Swimmingpool“) erneut an der Seite von Alain Delon. In den folgenden Jahren avanciert sie zur erfolgreichsten und populärsten Schauspielerin Frankreichs – sie dreht mehrere Filme mit den französischen Top-Stars der damaligen Jahre. Für die Filme „L’Important, c’est d’aimer“ („Nachtblende“, 1974) und „Une histoire simple“ („Eine einfache Geschichte“, 1976) erhält sie den französischen Filmpreis „César“.
1971 beteiligt sich Romy Schneider an der von Alice Schwarzer initiierten Medien-Aktion „Wir haben abgetrieben!“, zu der sich im deutschen Magazin „Stern“ knapp vierhundert Frauen bekennen.
Der italienische Meisterregisseur Luchino Visconti beginnt 1972 mit den Dreharbeiten zu „Ludwig II“ – einem eindrucksvollen Porträt über den menschenscheuen und exzentrischen bayerischen Regenten. Neben dem Hauptdarsteller Helmut Berger übernimmt Romy Schneider ein letztes Mal die Rolle der östereichischen Kaiserin Elisabeth („Sissi“). Der Film wird in englischer Sprache gedreht und Romy Schneider setzt ihren Mann Harry Mayen als Synchronregisseur durch.
1973 trennt sich Romy Schneider von Harry Mayen und zieht mit ihrem Sohn nach Paris. Harry Meyen verlangt die Hälfte ihres Vermögens und droht damit, ihr das Sorgerecht für den Sohn streitig zu machen. Romy Schneider willigt in die finanziellen Forderungen ein – 1975 erfolgt die Scheidung. Der schwer depressive Harry Meyen nimmt sich 1979 in Hamburg das Leben. 1975 heiratet die Schauspielerin ihren elf Jahre jüngeren Sekretär Daniel Biasini – die gemeinsame Tochter Sarah Magdalena kommt 1977 zur Welt. 1981 wird die Ehe wieder geschieden. Im selben Jahr verunglückt Romy Schneiders vierzehnjähriger Sohn David beim Überklettern eines Eisengitters und erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen.
1982 kommt der letzte Film mit Romy Schneider in die Kinos – in „La Passante du Sans-Souci“ („Die Spaziergängerin von Sans-Souci“) spielt sie eine Jüdin, die sich eines Waisenjungen annimmt. Wenige Wochen nach der Premiere – am 29. Mai 1982 – wird die Schauspielerin von ihrem damaligen Lebensgefährten Laurent Pétin tot in der gemeinsamen Pariser Wohnung in der Rue Barbet de Jouy aufgefunden. In der Presse wird der Tod der Schauspielerin – die in ihren letzten Jahren regelmäßig Tabletten, Aufputschmittel und Alkohol konsumiert – häufig als Selbstmord dargestellt, im Totenschein ist jedoch Herzversagen als Todesursache angegeben. Romy Schneider wird in Boissy-sans-Avoir beigesetzt.
1984 wird der „Romy-Schneider-Preis“ geschaffen und seit 1990 wird in Wien alljährlich der nach der Schauspielerin benannte österreichische Fernsehpreis „Romy“ verliehen.